Filmbewertung: | überzeugend |
Starttermin: | 08.10.2015 |
Regisseur: | Stephen Frears |
Schauspieler: | Ben Foster, Chris O'Dowd, Guillaume Canet |
Entstehungszeitraum: | 2015 |
Land: | GB |
Freigabealter: | 0 |
Verleih: | Studiocanal |
Laufzeit: | 103 Min. |
Der irische Sportjournalist Walsh (Chris O'Dowd) hatte schon früh Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Mannes, für den nur Siege zählten und in dem die ganze Welt unbedingt ein Idol sehen wollte. Dabei war er nach der ersten Begegnung mit Armstrong (Ben Foster) noch ganz angetan von dem ehrgeizigen Jungspund. Armstrong war gerade Straßenrad-Weltmeister geworden und für Walsh ein Athlet mit Potenzial bei Ein-Tages-Rennen. "Was ist Dir wichtig?" fragte ihn der Journalist beim ersten Interview. "Gewinnen!" war die Antwort. Dass Armstrong nach einer krebsbedingten Chemotherapie ab 1999 die Tour de France dominieren würde, machte Walsh stutzig, während der Rest der Welt den Texaner für seine Wiederauferstehung feierte.
Selbst wenn man sich nie für Radsport interessierte, an Lance Armstrong kam man einfach nicht vorbei. Zu überlebensgroß war dieser Held der Straße, zu tief sein Fall von den Bergen, die er mit systematisch optimierter Leistungsfähigkeit erklomm. "Icon" sollte der Film eigentlich heißen: Lance Armstrong war in der Tat eine Ikone - ein Mann, dessen sportliche Leistungen (zunächst) bestaunt und dessen Sieg über den Krebs bewundert wurde, ein Mann auch, dessen Engagement für soziale Projekte integer wirkte. Aber wie die Zeit und immer bessere Dopingtests zeigen sollten: Er war er vor allem ein Schummler und Selbstbetrüger - mit dem Trotzkopf eines kleinen Jungen und den Allüren eines Despoten.
Dabei zeichnet Hauptdarsteller Ben Foster den gefallenen Helden keineswegs als unmenschliches Monster - im Gegenteil. Auch wenn Lance Armstrong im Fortgang der Geschichte immer unausstehlicher wird, behält er doch seine menschlichen Züge. Die mögen nicht sympathisch sein - sie zeigen einen Mann, der Fehler und Schwächen hat, wie jeder andere auch. Fosters Darstellung ist der emotionale Kitt, der die geradlinig inszenierte Faktensammlung als Film zusammenhält.
Armstrongs Karriere bietet Stoff für einen ausgewachsenen Sportthriller. Aber wie soll man einen Thriller inszenieren, wenn man keine Spannung aufbauen kann, weil alle Fakten und alle Wendungen bekannt sind? Frears und Drehbuchautor John Hodge haben sich für einen Kompromiss zwischen Drama, Krimi und dokumentarischer Genauigkeit entschieden. Gewissenhaft haken sie wichtige Stationen und Personen aus Lance Armstrongs Profikarriere ab, vergessen aber auch die positiven Seiten nicht: Armstrongs Stiftung Livestrong gibt Menschen Hoffnung, den Krebs besiegen zu können.
Unterhaltsam und spannend wird der Film aber erst durch die Zwischentöne, durch die Szenen hinter den Kulissen. Dort, wo die Dinge passiert sind, die nicht auf den Sportseiten standen und in denen sich die Filmemacher Interpretationsspielräume gönnen können. Erst der menschliche Faktor macht "The Program" zu seinem sehenswerten Film. Zum Beispiel die erste Begegnung von Lance Armstrong und dem umstrittenen Dopingarzt Michele Ferrari, der von Guillaume Canet als verrückter Medizinzwerg dargestellt wird. In einem Wohnwagen bekommt Lance zu hören: "Du hast nicht die richtigen Proportionen. Du bist zu kräftig." Ein paar Jahre später kommt Armstrong zurück - mit vom Krebs umproportionierten Körper und mit der Besessenheit in den Augen, der Welt endlich zeigen zu können, was in ihm steckt.
Suche
Impressum
Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.
Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:
teleschau - der mediendienst GmbHLandsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum