Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 28.04.2016 |
Regisseur: | Anthony Russo, Joe Russo |
Schauspieler: | Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson |
Entstehungszeitraum: | 2016 |
Land: | USA / D |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Walt Disney |
Laufzeit: | 148 Min. |
Nach den Ereignissen im "Captain America"-Film "The First Avenger" und in "The Avengers - Age of Ultron" arbeiten die Avengers freiberuflich. Die Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. ist aufgelöst, Captain America (Chris Evans), Black Widow (Scarlett Johansson), Falcon (Anthony Mackie), Scarlet Witch (Elizabeth Olson) und all die anderen Helden retten die Welt auf eigene Faust. Doch sie sind längst nicht mehr unumstritten: Die Bevölkerung leidet an den Kollateralschäden ihrer Missionen, die Politik will mehr Einfluss und eine neue Kontrollbehörde.
"Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los", denkt sich die Welt. Die Geister sind hilfsbereite Geister - aber sie verzweifeln an sich selbst. Sie sind Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und doch immer auch etwas Böses schafft. Als ein Einsatz in Afrika zivile Opfer fordert, stehen die Avengers vor einer Zerreißprobe. Sollen sie sich von einer UNO-Behörde überwachen lassen? Oder doch weiter unabhängig von politischen Entscheidungen bleiben?
Was auch den dritten "Captain America"-Film auszeichnet, ist der Wille, aktuelle politische Themen zu reflektieren. War es in "The Return Of The First Avenger" die wachsende Allmacht des Überwachungsstaates, spiegelt "Civil War" die Arroganz, mit der der Westen Konflikte auf der Welt lösen will: einmarschieren, Mission erfüllen - und dann nichts wie weg, ohne sich noch einmal umzuschauen. Die Menschen, die beim Kampf gegen das Böse, sei es in Afghanistan, im Irak oder nun in Syrien, zufällig vor Ort leben, um die kümmert sich niemand.
Das UNO-Ultimatum kommt für die Truppe, die ohnehin sehr mit sich selbst beschäftigt ist, zur Unzeit. Captain America fühlt sich für seinen alten Kumpel Bucky Barnes (Sebastian Stan) verantwortlich, der ihm als Killermaschine Winter Soldier zuletzt das Leben zur Hölle machte. Tony Stark (Robert Downey Jr.) hat seinen Iron-Man-Anzug an den Nagel gehängt und entwickelt 600 Millionen Dollar teure Psychotherapieprogramme für sich selbst. Die beiden sind es auch, die sich unvereinbar gegenüberstehen und die Avengers spalten.
Der "Civil War", der "Bürgerkrieg" ist ein Krieg, den die Avengers mit sich selbst führen: Dass ein von Daniel Brühl gespielter Schurke dabei stetig Öl ins Feuer gießt, weil er ein Imperium zerstören will, entgeht den Streithähnen. Man könnte diesen Colonel Zemo für einen größenwahnsinnigen Irren halten, wird am Ende aber von seinen Motiven überrascht. Die Grenzen zwischen Gut und Böse sind fließend in diesem komplexen Superheldenfilm, der sich zahlreiche kontemplative Auszeiten erlauben kann: Superhelden und Schurken sind sehr menschlich; Wut, Trauer und Schmerz die stärksten Motive.
Natürlich ist "Civil War" aber vor allem wieder ein temporeiches Actionabenteuer und eine wunderbar explosive Comicverfilmung. Der Verzicht auf Gigantismus steht dem Film dabei gut zu Gesicht. Statt New York oder Washington muss diesmal der beschauliche Flughafen Halle/Leipzig ein bisschen dran glauben. Dort bekämpfen sich die beiden Avengers-Grüppchen, zu denen neuerdings auch Ant-Man (Paul Rudd), Vision (Paul Bettany) und Black Panther (Chadwick Boseman) gehören. In seinem vorgezogenen Höhepunkt gönnt sich der außergewöhnlich ernste Film auch ein wenig Witz und Lockerheit. Vor allem der brandneue Spider-Man (Tom Holland), der erstmals zu den Avengers stößt, sorgt für heitere Erleichterung.
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