Der Vollposten
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 22.09.2016
Regisseur: Gennaro Nunziante
Schauspieler: Checco Zalone, Eleonora Giovanardi, Sonia Bergamasco
Entstehungszeitraum: 2015
Land: I
Freigabealter: 6
Verleih: Weltkino
Laufzeit: 84 Min.
Dolce Vita im Amt
Was machen die Italiener nur? Sie gaben uns Pizza, Pasta und Espresso und jetzt das: Checco Zalone, ein italienischer Macho im Beamtenstatus, der diesen um jeden Preis behalten will. Dafür nimmt er jede Menge auf sich und walzt nebenbei jedes Klischee über sein Heimatland so platt, wie keine Nudelmaschine das besser hinbekommen könnte. Die Italiener zumindest konnten darüber herzlich lachen. Mit fast zehn Millionen Zuschauern ließ "Der Vollposten" in den vergangenen zwölf Monaten sogar "Star Wars" in Italien hinter sich. Jetzt soll der Erfolgsfilm mit Bastian Pastewka als Synchronsprecher der Hauptrolle auch in Deutschland Kasse machen.

Der Glatzkopf Checco Zalone kommt ein bisschen wie ein moderner Adriano Celentano daher, auch wenn ihm dessen Eleganz fehlt. Der italienische Komiker Luca Pasquale Medici, dessen Künstlername sich vom umgangssprachlichen "che cozzalone" ("so ein Proll") ableitet, ließ sich von den Komödien des Kultstars inspirieren. In "Der Vollposten" nimmt er nun die Schwächen seiner Landsleute mal liebevoll, mal prollig aufs Korn. Viele Lacher gehen dabei auf die Verulkung seines Daseins als Staatsdiener.

Schon als Kind träumte sein Leinwand-Checco davon, als Beamter eine ruhige Kugel zu schieben und mit einer Festanstellung sein ganzes Arbeitsleben lang in ruhigem Gewässer zu schippern. Ein paar Stempel hier und da, im Amt für Jagd und Fischerei Genehmigungen erteilen, Geschenke einstecken (nein, natürlich keine Bestechung!) und dann wieder heim zu Mama. Diese bügelt seine Hemden zu seiner Zufriedenheit, kocht die richtige Pasta und vergöttert ihn ebenso wie seine attraktive Dauerfreundin, die sich sehnlichst wünscht, einen Beamten heiraten zu dürfen. Sein Leben in Apulien hätte so schön bleiben können, wäre da nicht die Regierung in Rom mit ihrer lästigen Verwaltungsreform die italienischen Provinzen betreffend.

Doch Beamte wird man nicht so leicht los, sie müssen freiwillig kündigen. Wer geht, erhält eine dicke Abfindung, wer sich weigert, wird strafversetzt. So wie Checco, der natürlich seinen "Vollposten" nicht kampflos aufgeben möchte. Dabei verschlägt es ihn an so "schreckliche" Orte wie Südtirol - hier fühlt man sich an den französischen Erfolgsfilm "Willkommen bei den Sch'tis" (2008) erinnert. Als unkritischer, selbstverliebter Macho meistert er auch in anderen Regionen selbst die schlimmsten Herausforderungen - Mafiabossen ihre geliebten exotischen Tiere wegnehmen zum Beispiel. Die Assoziation mit "Vollpfosten", die der deutsche Titel nahelegt, erweist sich in diesen Szenen als sehr zutreffend.

Bald weiß die verbissene römische Ober-Beamtin Sironi (Sonia Bergamasco) nicht mehr, wohin sie Checco noch schicken könnte. Und doch hat sie es sich in diesem persönlichen Duell zur Aufgabe gemacht, ihn aus dem Amt zu kicken. Da findet sie etwas Perfides: eine italienische Forschungsstation am Nordpol.

Doch damit beschert sie dem widerspenstigen Beamten unverhofft sein größtes Glück: Er verliebt sich in eine Forscherin (Eleonora Giovanardi) und entdeckt Norwegen für sich. Der Film weitet damit die regionalen Witze auf Culture-Clash-Gags Italien/Skandinavien aus. Der Italiener als "fish out of water" in fremdem, bedrohlichem Gewässer, in einem Land, in dem die Menschen an der Kasse nicht drängeln, nicht hupen beim Autofahren und denen bei der Wiedervereinigung des Schlager-Pop-Duos Al Bano und Romina Power nicht das Herz aufgeht.

Regisseur Gennaro Nunziante glaubt, dass sich viele der Zuschauer mit Checco identifizieren können - das wäre eine Erklärung für den großen Erfolg. Für Nicht-Italiener wirkt der Film wie eine Aneinanderreihung abgedroschener Klischees, die allerdings in der einen oder anderen Szene auch zu gelungenen Pointen führen. Checco agiert lange Zeit charmefrei auf der Leinwand, bis er in der Liebesgeschichte beginnt, sich weiterzuentwickeln. Man benötigt etwas Zeit, um mit dem Film warm zu werden und um die dramaturgischen Ausrutscher gerade am Anfang zu verdauen. Wer sich darauf einlässt, versteht am Ende vielleicht ein bisschen mehr, wie Italiener ticken, und wird sich bei diesem Gag-Feuerwerk zumindest nicht langweilen.

Von Diemuth Schmidt

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