Ghost In The Shell
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 30.03.2017
Regisseur: Rupert Sanders
Schauspieler: Scarlett Johansson, Pilou Asbaek, Michael Pit
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: noch unbekannt
Verleih: Paramount
Laufzeit: 106 Min.
Die Matrix lässt grüßen
Nach Luc Bessons "Lucy" und Natasha Romanoff alias Black Widow in den "Avengers"-Filmen versucht sich Scarlett Johansson erneut als Actionheldin. Bei "Ghost in the Shell" handelt es sich wie bei genannter Marvel-Reihe um die Realverfilmung einer Comic-Vorlage. Der Science-Fiction-Kracher basiert auf dem gleichnamigen Manga von Masamune Shirow. Als Anime wurde die Story bereits mehrfach inszeniert, nun haucht Regisseur Rupert Sanders ("Snow White and the Huntsman") den Figuren mit realen Schauspielern Leben ein. Popcorn-Kino trifft dabei auf die philosophische Suche nach dem Kern der Menschlichkeit. Kann diese gewagte Mischung aufgehen?

In der nahen Zukunft öffnet sich die Gesellschaft zunehmend dem Thema "Cyber-Verbesserungen". Will heißen: Dem menschlichen Körper wird mit Implantaten ein Upgrade verpasst. In einem Fall geht die Technik dabei weiter als bisher: Major (Scarlett Johansson) ist ein Cyborg - ihr Gehirn wurde in einem Roboterkörper untergebracht. Als Erste ihrer Art soll Major für ihren Dienstherrn ihre übermenschlichen Fähigkeiten als Teil des Elitekommandos Sektion 9 einsetzen. Der erklärte Feind: ein Hacker, der die Cyber-Technologien von Hanka Robotic zerstören will.

Mit Action-Choreographie und Special Effects auf Top-Niveau wäre die Suche nach dem Bösewicht schon unterhaltsam genug fürs klassische Popcorn-Kino, doch damit gibt sich der Film nicht zufrieden: Regisseur Rupert Sanders schickt seine Heldin nebenbei auch auf eine Suche nach sich selbst. Die Sinnkrise lässt den Cyborg Major die großen philosophischen Fragen stellen: Wer bin ich? Werden wir definiert von unseren Handlungen oder von unserer Vergangenheit? Ist der Mensch ein Verstandeswesen oder vom Herzen gesteuert? Ist unsere äußere Hülle, die "Shell", wichtiger oder unser "Ghost", die unsterbliche Seele?

So mancher dieser Diskurse geht ein wenig unter im Kugelhagel und Action-Ballett, doch in seinen ruhigen Momenten überrascht "Ghost In The Shell" angenehm und wächst über sein Genre hinaus. Vor allem bei Majors scheinbar zufällige Begegnung mit einer älteren Dame (Kaori Momoi, "Die Geisha") demonstriert Regisseur Rupert Sanders eindrucksvoll, dass auch Comicfiguren in Actionfilmen realistische Charaktere mit psychologischer Tiefe sein können.

"Eine Welt, wie sie die Zuschauer noch nie gesehen haben", versprach der Regisseur in einem Interview vollmundig. Tatsächlich geizt vor allem Scarlett Johansson im hautengen Catsuit nicht mit Reizen. Die Kulisse erinnert an Science-Fiction-Klassiker wie "Blade Runner", die Action-Szenen an die "Matrix"-Kultfilme. Die Reminiszenzen an die "Matrix"-Trilogie sind nicht ganz zufällig: Die Wachoswki-Geschwister erklärten seinerzeit, dass die Idee zu "Matrix" nicht zuletzt vom Manga "Ghost In The Shell" aus dem Jahr 1989 inspiriert war.

Vor allem in der 3D-Version sorgen die Stunts und Spezialeffekte nun für großes Popcorn-Kino. Dass Rupert Sanders hier reichlich Gas gibt, ist eine weise Entscheidung, denn die Fangemeinde von "Ghost In The Shell" setzt sich aufgrund diverser Adaptionen aus Manga-, Anime- und Videospiel-Fans zusammen. Optisch erfüllt die Realverfilmung die hohen Erwartungen allemal. Der Soundtrack von Clint Mansell ("Requiem for a dream") sorgt zusätzlich für atmosphärische Dichte.

Auch der allen guten Science-Fiction-Thrillern innenwohnende Grundgedanke wird hier bedient: Nichts ist, wie es scheint. Denn die Grenzen zwischen Gut und Böse entpuppen sich am Ende als ebenso trügerisch wie die von Mensch und Maschine. Mit der Idee, die Suche nach dem Bösewicht mit der Suche nach Majors eigener Identität zu verknüpfen, hievt der Film das Niveau deutlich über den Genredurchschnitt.

Von Michael Eichhammer

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