Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 20.04.2017 |
Regisseur: | John Lee Hancock |
Schauspieler: | Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch |
Entstehungszeitraum: | 2016 |
Land: | USA |
Freigabealter: | 0 |
Verleih: | Splendid (Tobis) |
Laufzeit: | 115 Min. |
Der Mittlere Westen ist Anfang der 50er-Jahre kein gutes Pflaster für Milkshake-Mixer-Vertreter. So überschwänglich Ray Kroc (Michael Keaton) auch den Geschäftssinn der Drive-In-Besitzer lobt, so leidenschaftlich er von seinen Rührgeräten schwärmt, er kriegt die verdammten Dinger einfach nicht los. Seine Freunde warten inzwischen schon nicht mehr, bis er den Raum verlassen hat, um über ihn zu lachen, während seine Frau Ethel (Laura Dern) ihn mit vorwurfsvollen Blicken daran erinnert, dass er sie völlig umsonst vernachlässigt. Umso größer ist Krocs Überraschung, als ein kleines Lokal im kalifornischen San Bernardino sage und schreibe acht seiner Mixer ordert. Das muss er mit eigenen Augen sehen - und bekommt sie nach stundenlanger Fahrt vor Staunen kaum wieder zu.
Wie, das Essen kommt sofort nach der Bestellung? Wie ist das möglich? Man braucht keine Teller und kein Besteck? Man kann essen, wo man will? Nicht nur Ray wird augenblicklich klar, dass "McDonald's Bar-B-Q" etwas ganz Außergewöhnliches ist. Auch das Publikum, das das System McDonald's seit Jahrzehnten kennt und womöglich belächelt oder gar verachtet, versteht dank John Lee Hancocks Hinführung sehr gut, wie revolutionär es damals gewesen sein muss. Mag das Drama McDonald's-Kritikern am Ende zwar weitere Gründe liefern, der Konzern nicht zu mögen, lässt es ihnen auch kaum etwas anderes übrig, als anzuerkennen, wie genial der Gedanke dahinter doch war.
Genauso fasziniert wie Ray folgt man den Ausführungen von Dick (Nick Offerman) und Mac McDonald (John Carroll Lynch), wie sie das sogenannte Speedee-System entwickelten: Stundenlang ließen sie ihre späteren Mitarbeiter auf dem Kreidegrundriss einer Restaurantküche Arbeitsabläufe simulieren, stellten immer wieder alles um, bis die Maschinerie endlich perfekt lief. Wie in einer Tennispartie spielen sich die Brüder beim Erzählen die Bälle zu, während Hancock ihre Geschichte mit einer mitreißenden Montage aus Originalaufnahmen und nachgedrehtem Material bebildert.
Schnell geschnitten, toll geschrieben, perfekt getimt - so gut wie in diesen Minuten wird der Film in der Folge kein zweites Mal sein. Die Bilder und die Erzählweise werden konventioneller, der Drive geht ein wenig verloren. Doch das ist nicht schlimm. Denn die Story, die Produzent Don Handfield aufgetan und Robert D. Siegel ("The Wrestler") zu Papier gebracht hat, ist es wert, erzählt zu werden.
Der Fokus verschiebt sich wieder auf Ray, den Carter Burwells finstere Streicher schon früh als Bösewicht in dieser Erfolgsgeschichte ankündigen. Er will Teil dieser Idee sein, koste es, was es wolle. Und so getrieben, wie Michael Keaton ihn spielt, kann man ihn sogar verstehen. Tatsächlich gelingt es Kroc, die skeptischen Brüder davon zu überzeugen, ihn aus ihrem Familienunternehmen ein Franchise-Unternehmen machen zu lassen. Ein penibler Vertrag wird aufgesetzt, um zu garantieren, dass Ray jede kleinste Abweichung vom McDonald'schen Konzept mit den Gründern absprechen muss. Doch wie wird es später im Film so schön formuliert: "Verträge sind wie Herzen. Sie brechen leicht."
"The Founder" ist nicht nur ein ebenso unterhaltsames wie erschreckendes Lehrstück darüber, wie amerikanischer Kapitalismus funktioniert. Das Drama ist vor allem auch eine große Show der kleinen Darsteller, jener Helden aus der zweiten Reihe, die man aus zahllosen Filmen kennt und die leider immer zu kurz kommen. Ob John Carroll Lynch und Nick Offerman als McDonald-Brüder oder Linda Cardellini als Ray Krocs zweite Ehefrau Joan - John Lee Hancock gibt ihnen Gelegenheit zu glänzen, und sie nutzen sie weise.
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