Gimme Danger
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 27.04.2017
Regisseur: Jim Jarmusch
Schauspieler: Iggy Pop, Ron Asheton, Scott Asheton
Entstehungszeitraum: 2016
Land: USA
Freigabealter: 0
Verleih: Studiocanal
Laufzeit: 108 Min.
Die gefährlichste Band der Welt
Viele Bands in der mittlerweile über 60 Jahre währenden Geschichte des Rock gaben sich provokant, man lebte und arbeitete "gegen das Establishment". Niemals zuvor und schon gar nicht danach gab es jedoch so etwas wie die Stooges. In ihrer ersten Inkarnation spielten sie zwischen 1967 und 1974 drei erfolglose Alben ein, die für die spätere Musikkultur allerdings ungeheuer einflussreich waren. Die Band um den auffälligen Sänger und Texter Iggy Pop lebte in Chaos und Müll, sie versackte immer mehr im Drogensumpf. Trotzdem erschufen The Stooges beispiellos kraftvolle Mantren zwischen Lakonie und Aggression. Anlässlich des 70. Geburtstages seines Freundes Iggy Pop hat Regisseur und Musik-Fan Jim Jarmusch die Geschichte der Band in "Gimme Danger" festgehalten.

Dass Iggy Pop, dieser ledrige, dünne Typ aus Ann Arbor, Michigan, überhaupt mal 70 Jahre alt werden würde, nicht allzu viel sprach dafür. Der Anfang geriet ihm noch recht manierlich. James Osterberg, wie er damals hieß, wuchs im Wohnwagen seiner Eltern auf, die für den Sprössling gar ihr "Wohnzimmer" räumten, damit dieser im größten Raum des Trailers sein Schlagzeug aufbauen und bearbeiten konnte.

Wenig später - es war Mitte, Ende der 60-er - rutschte der Jüngling jedoch in die unterste Schublade des Rock'n'Roll-Lifestyle ab. Gemeinsam mit den Brüdern Ron und Scott Asheton (Gitarre, Schlagzeug) sowie Bassist Dave Alexander hatte er ein von Blues und experimenteller Musik beeinflusstes Krach-Ensemble namens The Stooges gegründet. Die Tage verschlief man im Drogennebel, um abends einem verstörten Publikum die wohl heftigste Musik ihrer Zeit um die Ohren zu hauen. Das wenige Geld teilten "die Kommunisten" (O-Ton Iggy Pop) unter sich auf.

Als The Stooges lakonische Punkrock-Hymnen wie "I Wanna Be Your Dog" oder "No Fun" einspielten, träumte der Rest der Pop-Welt noch von Flower Power. Dass weite Teile der damaligen Gegenkultur in Marketing-Meetings der großen Plattenfirmen erdacht wurden, ist eine der vielen klugen Erkenntnisse über das Musikgeschäft jener Tage, die Jim Jarmusch in seiner spannenden Band-Biografie herausarbeitet. Anders als in seinem schwelgerischen Hommagefilm "Year of the Horse", der 1997 Neil Young und seiner Band Crazy Horse ein Denkmal setzte, ist "Gimme Danger" so ökonomisch und präzise wie ein schneidendes Gitarrenriff von Ron Asheton. In schnellen Schnitten und hoher erzählerischer Dichte wird nebenbei eine stimmungsvolle Geschichte der USA jener Jahre erzählt, als das Business offen schmutzig und Rock noch gefährlich war.

Bassist Dave Alexander starb bereits 1975 mit 27 Jahren. "Er hat alles erreicht, was er vom Leben wollte. Er spielte in einer Rock'n'Roll-Band und nahm zwei Alben auf", heißt es in der Doku. Ron und Scott Asheton, im Film immer wieder auch in Archiv-Interviews zu sehen, folgten ihm 2009 und 2014 ins Grab. Immerhin reichte es bei den Ashetons noch fürs Einholen der Live-Früchte. Die Band formierte sich unter dem Namen Iggy Pop & the Stooges 2003 neu, man spielte umjubelte Konzerte.

Jim Jarmusch zaubert aus dieser spannenden Lebensreise mit wenigen Gipfeln und vielen Tälern einen klassischen Musik-Dokumentarfilm, der in seiner technischen und erzählerischen Finesse beweist: Künstlerisch ist mit der 64-jährigen Ikone des amerikanischen Independent-Films weiterhin zu rechnen.

Von Eric Leimann

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