Filmbewertung: | überzeugend |
Starttermin: | 11.05.2017 |
Regisseur: | Alexander Kleider |
Entstehungszeitraum: | 2016 |
Land: | D |
Freigabealter: | 0 |
Verleih: | Neue Visionen |
Laufzeit: | 96 Min. |
Sechs Schülerinnen und Schüler begleitet der Filmemacher auf dem Weg zum Abitur - in der Schule, in der auch er einst seinen Abschluss machte. Der Zuschauer lernt Individualisten von Anfang bis Mitte 20 kennen wie das Mobbing-Opfer Alex, den Dauerschwänzer Hanil, die rebellische Lena und den ehrgeizigen Florian, der sich früher ständig an Autoritäten gerieben hat. Sie alle besuchen eine Klasse, wollen sich neue Perspektiven erkämpfen und ihre gebrochenen Biografien zusammenflicken.
Der Film beginnt kurz vor Bekanntgabe der Abiturnoten, springt dann allerdings drei Jahre zurück, um die Entwicklung der Protagonisten nachzuzeichnen. Als Gliederung dienen die von Schulbüro-Organisatorin Beate Ulreich erwähnten drei Lernphasen, die viele SFEler durchlaufen: Auf die anfängliche Begeisterung folgt oftmals Ernüchterung, an die sich wiederum produktive Panik anschließt. Dann nämlich, wenn die externen Prüfungen näher rücken.
Informationen zu den vorgestellten Schülerinnen und Schülern und ihrem Befinden erhält der Zuschauer über kompakte Texteinblendungen, persönliche Statements und Besuche in ihren Herkunftsorten, während das Konzept der SFE in Vollversammlungen und Interviewpassagen mit einzelnen Lehrern deutlich wird. Entstanden aus der antiautoritären Bewegung, hält die unkonventionelle Schule noch heute ihren basisdemokratischen Grundgedanken hoch. Wer die Einrichtung besucht, darf mitbestimmen, kann sich auf allen Ebenen einbringen und lernt auf diese Weise, Verantwortung zu übernehmen.
Dass die Freiheiten nicht nur Segen sind, zeigt sich in kontroversen Diskussionen, die Alexander Kleider immer mal wieder in den Fokus rückt. Schönes Wetter lässt manche Schülerinnen und Schüler dem Unterricht fernbleiben. Pünktlichkeit halten einige für überbewertet. Und das Bildungsinteresse ist nicht bei allen gleich groß ausgeprägt. Als Auffangbecken für Schulabbrecher und -verweigerer, die ganz spezifische Enttäuschungen mit sich herumschleppen, ist die SFE kein Ort der grenzenlosen Eintracht.
Auch wenn der Filmemacher Probleme aufgreift und Momente einfängt, in denen sich Gräben auftun, fällt seine Darstellung der Schule leidenschaftlich positiv aus, was angesichts seiner eigenen Vergangenheit nicht verwundern muss. Kleider betont den Gemeinschaftssinn, unterstreicht die Grenzen des staatlichen Lehrkonzepts, das Lernende in ein Korsett zwängt, und erzählt trotz kleiner Friktionen eine Erfolgsgeschichte - dynamisch inszeniert und mit viel Musik angereichert. Der Film ist unterhaltsam, regt aber ebenso zum Nachdenken an: Ist unser Schulsystem wirklich ausgereift? Brauchen junge Leute vielleicht mehr Freiheiten, um ihren Horizont gewinnbringend zu erweitern? Oder sind Notendruck und klare Richtlinien am besten geeignet, um Schülerinnen und Schüler auf das hart umkämpfte Arbeitsleben vorzubereiten? Erfreulich ist zweifellos, dass "Berlin Rebel High School" den Menschen ein Denkmal setzt, die seit 1973 perspektivlosen Heranwachsenden zurück in die Spur helfen und viele von ihnen davor bewahren, an den Rand der Gesellschaft zu driften.
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