Der wunderbare Garten der Bella Brown
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 15.06.2017
Regisseur: Simon Aboud
Schauspieler: Jessica Brown Findlay, Tom Wilkinson, Andrew Scott
Entstehungszeitraum: 2016
Land: GB / USA
Freigabealter: 0
Verleih: NFP
Laufzeit: 92 Min.
Wie der Duft einer Blume
"Nichts ist normal an Bella Brown", warnt die sanfte, tiefe Stimme aus dem Off gleich zu Beginn des Films. Tatsächlich gibt es genügend Indizien dafür, dass die junge Frau wirklich so ein "sonderbarer Sonderling" ist, wie der Erzähler es mit eleganten, aber nicht unbedingt netten Worten umschreibt. Einst als Baby in einem von Enten bewachten Karton aufgefunden, wuchs Bella in der Obhut von Nonnen zu einem Menschen mit allerlei Zwängen heran: Sie besitzt für jeden Wochentag eine andere, sorgfältig desinfizierte Zahnbürste, sortiert alles akribisch und verlässt ihr Haus erst, wenn sie mehrfach überprüft hat, dass die Tür wirklich, wirklich geschlossen ist. Dass von diesen Zwängen am Ende des Films, dessen Handlung eine Zeitspanne von etwa einem Monat umfasst, nichts mehr zu sehen ist, ist natürlich vollkommen realitätsfern. Aber "Der wunderbare Garten der Bella Brown" ist eben auch ein Märchen ...

Schon bald gibt sich der Erzähler als der Nachbar der wundersamen Bella (Jessica Brown Findlay, "Downton Abbey") zu erkennen, der er sich ihr am Telefon charmant als "Ihr Erzfeind" vorstellt. Warum? Weil der alte Griesgram Alfie (Tom Wilkinson) mit seiner despotischen Art seinen Koch Vernon (Andrew Scott, "Sherlock") vergrätzt hat und der nun lieber für die mittellose Miss Brown von nebenan arbeitet. Ausgerechnet für jene "Pflanzenmörderin, die das Überleben des Planeten gefährdet", weil sie ihren Garten völlig brach liegen lässt! Zumindest über den traurigen Anblick, den das angrenzende Grundstück bietet, muss sich Alfie wohl bald nicht mehr ereifern: Sollte es Bella nicht innerhalb eines Monats gelingen, ihren Garten auf Vordermann zu bringen, muss sie ihr gemietetes Häuschen räumen.

So macht sich Bella, deren Abneigung gegen Pflanzen tief verwurzelt ist, gezwungenermaßen ans Werk - und Alfie wenig später gezwungenermaßen mit, im Tausch gegen regelmäßige Mahlzeiten von seinem Ex-Koch. Dass die beiden ungleichen Nachbarn dabei voneinander lernen und sich langsam füreinander erwärmen, liegt so nah wie die Metaphern, die Autorenfilmer Simon Aboud in seiner kleinen Erzählung bemüht. Dieses Gefühl der Gewissheit, wohin die Reise geht, verleitet den Zuschauer hin und wieder dazu, die Gedanken etwas schweifen zu lassen, sich ein bisschen zu verlieren in den schönen Bildern von Mike Eley und dem verspielten Score von Anne Nikitin, der über allem schwebt. Doch immer wieder kehrt man zurück zu Bella, Alfie und ihrem Gartenprojekt und verweilt gern an ihrer Seite.

Das liegt vor allem daran, dass Simon Aboud - übrigens der Schwiegersohn von Paul McCartney - seine Figuren merklich am Herzen liegen, selbst die unsympathischeren. Weil man deutlich spürt, dass er sie mag, mit all ihren Spleens und Rohheiten, ist man als Zuschauer geneigt, sie ebenfalls zu mögen. Und das kleine, feine Darstellerensemble um Jessica Brown Findlay und Tom Wilkinson erleichtert einem das ungemein. Darum gönnt man Bella und Alfie gern ihre Wandlungen, mögen sie auch noch so unrealistisch, vorhersehbar und für den Geschmack des einen oder anderen gar kitschig sein.

Am Ende hinterlässt "Der wunderbare Garten der Bella Brown" sicherlich keinen so bleibenden Eindruck wie etwa einst die französische Außenseiter-Romanze "Die fabelhafte Welt der Amélie", zu der eine gewisse Verwandtschaft erkennbar ist. Stattdessen verhält es sich mit der britisch-amerikanischen Koproduktion wie mit dem Duft einer Blume: flüchtig, aber schön für den Moment.

Von Annekatrin Liebisch

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