Loving
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 15.06.2017
Regisseur: Jeff Nichols
Schauspieler: Joel Edgerton, Ruth Negga, Marton Csokas
Entstehungszeitraum: 2016
Land: USA / GB
Freigabealter: 6
Verleih: Universal
Laufzeit: 124 Min.
Das Recht zu lieben
Zwei Menschen lieben sich und wollen ihr Leben zusammen verbringen. Was Anlass zur Freude sein sollte, stellte in den 50er-Jahren in Virginia ein großes Problem dar. Denn die beiden haben nicht die gleiche Hautfarbe. Unter dem doppeldeutigen Titel "Loving" - so lautet auch der Nachname der Eheleute, die für ihre Verbindung vor Gericht zogen - inszenierte Jeff Nichols einen kitschfreien und bewegenden Film rund um eine wahre Liebe.

Der Amerikaner Nichols - Regisseur von Filmen wie "Shotgun Stories" und "Take Shelter - Ein Sturm zieht auf" - kennt sich aus mit den Verhältnissen auf dem Land und den "einfachen Leuten" dort. Auch "Loving" spielt in der tiefsten Provinz, wo die Straßen staubig sind und kaum jemand hinsieht, was passiert. In einfachen Verhältnissen lebt dort Bauarbeiter Richard Loving (Joel Edgerton) in guter Nachbarschaft mit schwarzen Amerikanern. Mildred (Ruth Negga), in die er sich verliebt, ist einfach das Mädchen von nebenan. Die Hautfarbe spielt für ihn keine Rolle - er sieht nur den Menschen in ihr und sie den Menschen in ihm. Für die weißen Bürger in der Gemeinde stellt ihre Beziehung zunächst "nur" ein Ärgernis dar. Zum Problem wird ihre Liebe jedoch, als sie beschließen zu heiraten und eine Familie zu gründen.

In ihrem Heimatstaat Virginia ist eine Ehe zwischen Vertretern verschiedener "Rassen" verboten. Im liberaleren Washington DC dagegen dürfen die beiden Mann und Frau werden. Und das wollen sie. Zurück in ihrer Heimat zeigt sich jedoch, wie sehr sie Hass und Feindseligkeit unterschätzt haben. Nachts zerrt die Polizei die Frischvermählten aus den Betten, und ihnen wird klargemacht, dass ein gemeinsames Leben hier nicht möglich sein wird, die Heiratsurkunde nichts wert ist. Einer Gefängnisstrafe kann das Ehepaar nur entgehen, wenn es sich schuldig bekennt und zustimmt, für 25 Jahre nicht mehr gemeinsam nach Virginia zurückzukehren.

Was nun folgt, macht Jeff Nichols' Film so besonders. Es kommt kein lauter Aufschrei, niemand wird niedergeknüppelt, bespuckt und fertig gemacht wie es in Dramen über den Kampf um Bürgerrechte für Schwarze (der bitteren Realität folgend) üblich ist. Alle, auch die Polizisten, wenden nur das Gesetz an. Den Lovings wird sogar, als sie zur Geburt ihres ersten Babys einmal gegen die Bewährungsauflagen verstoßen und gemeinsam zu ihren Familien nach Virginia zurückkehren, vom Richter die Chance gegeben, den Staat straffrei zu verlassen. Nichols führt dagegen vor Augen, dass die gesetzliche Regelung an sich absurd und grausam ist und einer Änderung bedarf.

Nichols' Protagonisten fügen sich den äußeren Umständen, soweit es ihnen möglich ist, denn sie sind keine Rebellen, keine Aktivisten. Aber, und das spricht Richard einmal ganz deutlich aus, sie gehören zusammen, und sie gehören auch zu ihrer Familie nach Virginia. Auf das Land, das er für seine Frau und Kinder gekauft hat, in das Haus, das er ihnen dort gebaut hat.

So beginnen sie, beständig aber unprätentiös, für die Anerkennung ihrer Ehe zu kämpfen. Neun Jahre später landet ihr Fall 1967 im letzten Schritt endlich vor dem obersten US-Gerichtshof. Auch hier keine Proklamationen und keine flammenden Reden, diese überlassen sie den anderen, denn ihre (wahre) Geschichte ist eingebettet in den größeren historischen Kontext der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King. Die Lovings kämpfen auf ihre Art. Sie führen ein Leben als zwei gleichberechtigte Partner, ziehen liebevoll ihre drei gemeinsamen Kinder groß und holen sich mit Mut und Sturheit einfach das, was sie brauchen: ein Leben in ihrer Heimat.

Die beiden Hauptdarsteller, Ruth Negga, die für einen Oscar nominiert wurde, und Joel Edgerton, tragen mit gleicher Intensität von der ersten Minute an den Plot und erzeugen durch ihr konsequent reduziertes Spiel, das nie gleichgültig wirkt, eine wundersame emotionale Wucht. Ein leiser und zugleich starker Film, ergreifend und relevant, der hält, was er verspricht: Liebe.

Von Diemuth Schmidt

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