High Society - Gegensätze ziehen sich an
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 14.09.2017
Regisseur: Anika Decker
Schauspieler: Emilia Schüle, Jannis Niewöhner, Katja Riemann
Entstehungszeitraum: 2017
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Warner
Laufzeit: 100 Min.
Ach, das ist die Riemann?
Noch einmal mit der beziehungsweise dem Ex rumknutschen würden viele wohl für kein Geld der Welt. Emilia Schüle und Jannis Niewöhner tun es regelmäßig, noch dazu in aller Öffentlichkeit: Obwohl sie ihre Beziehung vor gut zwei Jahren beendeten, werden die beiden Jungschauspieler weiterhin für gemeinsame Filmprojekte wie etwa "Jugend ohne Gott" gecastet, gern auch als Liebespaar. Kein Problem, erläuterten Schüle und Niewöhner mal in einer großen Boulevardzeitung: "Es ist einfacher, vor der Kamera eine Frau zu küssen, die mir so vertraut ist wie Emilia", meint Niewöhner. "Für mich war es eher eine Herausforderung, beim Casting so tun zu müssen, als würden wir uns zum ersten Mal sehen", ergänzt Schüle. Tatsächlich ist die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern die stärkste Seite ihrer neuen Komödie "High Society - Gegensätze ziehen sich an".

Denn in den Momenten, in denen sich die verwöhnte Anabel (Emilia Schüle) mit dem bodenständigen Polizisten Yann (Jannis Niewöhner) kabbeln darf, ist "High Society" am authentischsten, angenehm unverkrampft. Wenn sich die beiden Mittzwanziger gegenseitig aufziehen, sich an "Nettigkeiten" übertreffen, dann stimmt das Timing, dann sitzen die Pointen. Dann hat man als Zuschauer das Gefühl, aus freien Stücken zu schmunzeln und nicht, weil es doch bitteschön gerade von einem erwartet wird. Eben jenen Erwartungsdruck spürt man nämlich leider recht oft.

Das beginnt schon mit den bemüht sarkastischen Grußworten, mit denen ein Erzähler ohne jede Notwendigkeit aus dem Off in die holprige Eingangsszene leitet: Im Proseccorausch legen zwei Krankenschwestern irgendwann Anfang der 90-er auf der Neugeborenenstation mehrere Babys in die falschen Wiegen. Darunter: Anabel von Schlacht, die bis zum Bekanntwerden des Skandals 25 Jahre Zeit hatte, um zur High-Society-Prinzessin von Berlin heranzuwachsen.

Oder besser gesagt zu dem, was man sich eben unter einer High-Society-Prinzessin vorstellt, denn wie so ziemlich jede andere Figur auch ist Anabel nur eine Ansammlung von Klischees: Sie ist shoppingsüchtig und feierwütig und hätte ohne das Firmenvermögen ihrer Familie weder den Realschulabschluss noch ihren exquisiten Freundeskreis. Immerhin Gefühle darf das It-Girl haben, Gefühle, die verletzt werden, als Anabel sieht, wie schnell ihre bisherige Mutter (Iris Berben) ihre neugewonnene Tochter Aura (Caro Cult) in ihr Herz schließt. Kurzerhand macht sich Anabel auf nach Marzahn, wo nicht nur das echte Leben und ein süßer Polizist auf sie warten, sondern auch ihre leibliche Mutter.

Schlecht frisiert, breit berlinernd und mit dem großen Herz am rechten Fleck hat Katja Riemanns Carmen Schlonz sofort alle Lacher auf ihrer Seite. Ihre Figur mag genauso karikaturhaft sein wie Iris Berbens gebotoxte, pelztragende Millionärin. Doch während man das Gefühl hat, Berben schon mehrfach in Rollen wie dieser gesehen zu haben, darf Riemann hier wirklich überraschen.

Es bleibt eine der wenigen Überraschungen in einer Komödie, die aus ihrer eigentlichen Grundidee erstaunlich wenig zu machen weiß. Warum taucht Regisseurin und Autorin Anika Decker nur so halbherzig in die neue Lebenswelt von Anabel ein? Warum interessiert sie sich so wenig für das zweite Tauschkind Aura, das mit Caro Cult doch recht vielversprechend besetzt ist? Stattdessen will die "Keinohrhasen"-Autorin mit mehr oder weniger gelungenen Anspielungen auf Filme wie "Fifty Shades of Grey" oder "Citizen Kane" gefallen, mit Musikvideo-artigen Einsprengseln und der derzeit obligatorischen Flamingo-Deko. Was in etwa genauso innovativ ist wie die Idee, Emilia Schüle und Jannis Niewöhner als Liebespaar zu casten.

Von Annekatrin Liebisch

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