mother!
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 14.09.2017
Regisseur: Darren Aronofsky
Schauspieler: Jennifer Lawrence, Javier Bardem, Ed Harris
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: 16
Verleih: Paramount
Laufzeit: 115 Min.
Burning Down The House
Ein bisschen der Welt entrückt ist er schon: Aber das zeichnet den New Yorker Filmemacher Darren Aronofsky eben auch aus. Er ist konsequent in der Umsetzung seiner Visionen und hat dem Kino viele unvergessliche Momente geschenkt, in Filmen wie "Pi" und "Requiem For A Dream", "The Wrestler" und "Black Swan". Auf der anderen Seite ("The Fountain", "Noah") kann sich Aronofsky aber auch ziemlich gut an esoterischem Firlefanz berauschen und in metaphysischen Labyrinthen umherirren wie ein kleines Kind auf der Suche nach seinem verlorenen Lutscher. Was allen Filmen gemein ist: Aronofsky ist ein Quälgeist. In seinem neuen Werk "mother!", auf dem Filmfestival von Venedig frisch ausgebuht, schickt der Folterknecht Jennifer Lawrence in die Hölle.

Die Hölle, das ist ein altes Haus, in dem ein namenloses Paar lebt. Sie (Lawrence) renoviert, kocht, serviert, putzt und wäscht. Ganz die patente, aber auch penible Kümmererin. Er (Javier Bardem), ein Lyriker, kämpft mit seiner Schreibblockade. Das heißt, eigentlich kämpft er nicht, sondern lässt die Tage vorbeiziehen und Fremde ins Haus (Ed Harris, Michelle Pfeiffer). Das ist keine gute Idee, findet die Frau, die sich immer stärker bedroht fühlt in dem ehrwürdigen Gemäuer, das schon einmal abgebrannt war.

Immerzu könnte etwas passieren, Blutflecken tauchen auf, Wände und Dielen erzählen knarzende Schauergeschichten, Wände geben geheime Kammern frei. Es ist eine Partitur des Horrors, die Aronofsky zunächst virtuos runterspielt und elegant bebildert. Dabei wird's freilich nicht bleiben, denn die Gäste locken neue Gäste an.

Irgendwann liegt eine Leiche im zukünftigen Kinderzimmer. Und dann geht's - nach kurzer Verschnaufpause - erst richtig los. Aronofsky holt weit aus und feuert wild in alle Richtungen. Liebe, Hass, Gewalt, Orgien der Zerstörung: Es geht Aronofsky um alles, um sein Innerstes zuerst, aber auch um die Welt, die er sich mit seinem Publikum teilt. Eine Welt mit kollabierenden Ökosystem, eine Welt voller religiöser Eiferer, eine Welt, die geprägt ist von sinnloser Gewalt und in der es keine Privatsphäre gibt und keinerlei Anstand. Versöhnlich ist hier gar nichts.

"mother!" ist ein richtig saftiger Rundumschlag, fantastisch im Sinne von atemberaubenden Bildern. Aber vor allem fantastisch im Sinne von unwirklich. Man darf ratlos sein, ob Aronofskys ausufernder Fantasien, denen ein gewisser Sadismus nicht abzusprechen ist. Man darf sich auch langweilen in den zwei Stunden, weil nicht wirklich viel passiert. Man darf sich ärgern über all die abstrusen Kopfgeburten, die der Regisseur zur Welt bringt, um seine Protagonistin zu quälen.

Dass die Ohrfeige von einem Film dennoch zu ertragen ist, ist das Verdienst von Jennifer Lawrence, die sich wie in Trance durch ihr Heim bewegt, es versucht mit liebevoller Fürsorge aufrechtz erhalten. Eine großartige Leistung der Schauspielerin, die den Film mit ihrer natürlichen Art, ihrem unprätentiösen Auftreten erdet. Ihre Figur gibt nicht nur Liebe, sie ist die Liebe.

Ihr gilt Aronofskys eigentliche Aufmerksamkeit: Weil er hinter seiner metaphysischen Gigantomanie die wichtigste seiner Fragen versteckt hat. Wie viele Lasten kann man ertragen, um einem anderem Menschen Muse und Inspiration zu sein? Das macht "mother!" zu einem sehr persönlichen Film und zu einer Liebesklärung und Danksagung an die Frauen, die ihn durchs Leben begleitet haben - und es tun. Aktuell ist Darren Aronofsky übrigens mit Jennifer Lawrence liiert. Sie sollte nach diesem Film gewarnt sein, was auf sie zukommen kann.

Von Andreas Fischer

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