Bad Moms 2
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 09.11.2017
Regisseur: Scott Moore, Jon Lucas
Schauspieler: Mila Kunis, Kathryn Hahn, Kristen Bell
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Tobis Film
Laufzeit: 106 Min.
Stress unterm Weihnachtsbaum
2016 landeten die "Hangover"-Autoren Jon Lucas und Scott Moore mit ihrer Frauenpower-Komödie "Bad Moms" an den Kinokassen einen Überraschungshit, der neben derben Witzen auch gelungene satirische Spitzen enthielt. Ins Visier nahmen die beiden Filmemacher auf erfrischend augenzwinkernde Weise den Erfolgs- und Optimierungsdruck, mit dem sich heutzutage viele Mütter konfrontiert sehen. Das nur ein Jahr später startende Sequel knöpft sich mit dem Weihnachtsfest nun ein Ereignis vor, das wohl jede Familie schon einmal unter Zugzwang gebracht hat. Alles soll perfekt sein, wenn die Liebsten in der besinnlichen Zeit zusammenkommen. Doch gerade die hohen Erwartungen, der Wunsch, volle Zufriedenheit zu stiften, sorgen immer wieder für Missklänge.

Nachdem die gestresste Zweifachmama Amy (Mila Kunis) im ersten Film gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen Carla (Kathryn Hahn) und Kiki (Kristen Bell) gegen ihre Elternpflichten rebellierte, möchte sie in der Fortsetzung ihren Kindern, ihrem neuen Freund Jessie (Jay Hernandez) und dessen Tochter Lori (Ariana Greenblatt) schöne Feiertage schenken. Dummerweise steht allerdings ihre überaus dominante Mutter Ruth (Christine Baranski) samt Vater Hank (Peter Gallagher) auf der Matte und ist mit Amys Vorbereitungen zum Fest überhaupt nicht einverstanden.

In Windeseile reißt Ruth die Planung an sich und verwandelt das Haus ihrer Tochter ungefragt in eine überdimensionale Weihnachtsmarktbude. Parallel bekommt Kiki Besuch von ihrer aufdringlichen Mama Sandy (Cheryl Hines), die so gerne in der Nähe ihres Kindes sein möchte und dabei keine Grenzen zu kennen scheint. Auch Carla staunt nicht schlecht, als ihre Mutter Isis (Susan Sarandon) unerwartet bei ihr aufschlägt. Wie so oft benötigt die durch die Lande tingelnde, spielsüchtige Rockerbraut etwas Geld.

Anfangs wirkt es noch so, als wollten Lucas und Moore das Weihnachtsfest ähnlich genüsslich auseinandernehmen, wie sie es im Vorgänger mit der absurden Vorstellung einer rundum perfekten Mutter taten. Geschenke kaufen, Baum schmücken, Plätzchen backen und ausgefallene Gerichte planen. Der Wahnsinn des vorweihnachtlichen Marathons wird pointiert zusammengefasst und durch das Auftauchen von Ruth, Sandy und Isis verkompliziert. Analog zum Pakt, den Amy und ihre Freundinnen im ersten Teil schlossen, sitzen sie auch dieses Mal früh beisammen, um sich zu betrinken und eine kämpferische Entscheidung zu treffen. Die drei Frauen wollen Weihnachten für sich zurückerobern und mischen in einer überdrehten Zeitlupensequenz fürs Erste eine feierlich geschmückte Shopping-Mall auf.

Lieferte "Bad Moms" mit seinen sarkastischen Beobachtungen zum Teil noch clevere Pointen, fehlt es dem Sequel an Relevanz und einer durchdachten Konfliktzuspitzung. Nichtsdestotrotz treffen Lucas und Moore mit ihren Witzen auch im zweiten Teil ab und an ins Schwarze. Amüsant und entlarvend zugleich ist etwa die Voreingenommenheit, mit der Ruth dem neuen Partner ihrer Tochter begegnet, den sie anfangs für einen Hausangestellten hält und dessen Namen sie sich partout nicht merken kann oder will. Dass die Darstellerinnen und Darsteller mit Freude bei der Sache waren, merkt man ihnen besonders beim Herumtollen in einer Trampolin-Halle an. Insgesamt will sich der Spaß des Ensembles aber nur selten auf den Zuschauer übertragen.

Statt die weihnachtliche Besinnlichkeit konsequent ad absurdum zu führen, zögert der Film in einer Art Sketchparade die Konfrontationen zwischen den drei Protagonistinnen und ihren mitunter arg übergriffigen Müttern künstlich hinaus. Obwohl vor allem Christine Baranski als unnachgiebige Perfektionistin furios aufspielt und die Macher einmal mehr zahlreiche Penis-Gags bemühen, lässt "Bad Moms 2" echten Biss vermissen.

Erst recht, wenn im letzten Drittel die große Läuterungslawine ins Rollen kommt. Formelhaft und arg küchenpsychologisch arbeitet der Film hier die unterschiedlichen Scharmützel ab, ohne dass sich die aufgerufenen Emotionen wahrhaftig anfühlen würden. In vielen Momenten scheinen deutlich die Drehbuchkonventionen durch, die den Schwenk ins Friedlich-Versöhnliche ermöglichen. Malen nach Zahlen, wie man es aus vielen kitschigen Weihnachtskomödien kennt.

Von Christopher Diekhaus

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