Molly's Game: Alles auf eine Karte
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 08.03.2018
Regisseur: Aaron Sorkin
Schauspieler: Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Square One / Fox
Laufzeit: 140 Min.
Pokern ohne Karten
Gerade einmal acht Kinofilme sind es, für die Aaron Sorkin im Laufe seiner 35-jährigen Karriere Drehbücher verfasste. Nicht gerade viel im Vergleich zu Kollegen wie etwa David S. Goyer, der im gleichen Zeitraum zu 18 Filmen die Vorlage lieferte. Und trotzdem prägte Sorkin mit seiner Arbeit für Film und Fernsehen ("The West Wing", "The Newsroom") die Branche so sehr, dass in Fachkreisen inzwischen das Adjektiv "sorkinesk" benutzt wird, um einen ganz bestimmten Erzählstil zu beschreiben: einen, der geprägt ist von Dialogen, die so lang, rasant und mitreißend sind wie ein Tennismatch zwischen zwei Spielern, die jeden Schlag präzise und mit Nachdruck servieren. Nachdem bislang Top-Regisseure wie Rob Reiner ("Eine Frage der Ehre"), David Fincher ("The Social Network") und Danny Boyle ("Steve Jobs") von seinem Talent profitiert haben, verfilmte Aaron Sorkin nun zum ersten Mal selbst eines seiner Drehbücher - "Molly's Game".

Schon in den ersten Minuten wird deutlich, dass Aaron Sorkin auch als Regisseur nicht ein My von seinem bewährten Stil abweicht: In atemberaubenden Tempo wirft er dem Zuschauer Fakten nur so um die Ohren, aus dem Off vorgetragen von Hauptdarstellerin Jessica Chastain. Sie spielt die Skifahrerin Molly Bloom, die das Publikum wenige Momente vor dem abrupten Ende ihrer Sportkarriere kennenlernt.

In jener kurzen ersten Szene, die so schnell geschnitten ist, wie gesprochen wird, erfährt man mehr über das Skifahren, physikalische Gesetze und das Aufwachsen der Molly Bloom, als das Gehirn zu verarbeiten bereit ist. Noch bevor der Film richtig losgeht, stellt sich also schon das Gefühl der latenten Überforderung ein. Und das ist gut so, denn das Publikum begreift sofort, dass es am Ball bleiben muss, um dem Geschehen folgen zu können.

Nach ihrer Bruchlandung auf der Skipiste kommt Molly Bloom bald zufällig in die Verlegenheit, geheime Pokerrunden für die dicksten Fische im Haifischbecken von Los Angeles zu organisieren: Geschäftsmänner, Rockstars, Hollywoodschauspieler. Namen nennt der Film, der auf einer wahren Geschichte beruht, nicht. Doch es bedarf nur ein wenig Googelei, um ziemlich prominente zu ermitteln - Tobey Maguire, Ben Affleck und Leonardo DiCaprio etwa. Leute wie sie an einen veloursbezogenen Tisch zu bekommen, war ein Geschäft, an dem die echte Molly Bloom Millionen verdiente, ohne auch nur einmal selbst die Karten in die Hand zu nehmen.

Wie seine Hauptfigur zeigt auch der Film wenig Interesse an dem Spiel, bei dem allwöchentlich Unsummen den Besitzer wechseln. Stattdessen konzentriert sich Aaron Sorkin voll auf Molly, deren Leben sich rapide verändert: Nur mithilfe aufputschender Drogen ist sie in der Lage, die anstrengenden Abende durchzustehen, an denen inzwischen auch zwielichtige Gestalten um Millionen spielen. Kein Wunder, dass irgendwann das FBI vor der Tür steht. Das anstehende Gerichtsverfahren, das den erzählerischen Rahmen des autobiografischen Krimis bildet, bietet Sorkin die Gelegenheit, der blitzgescheiten Protagonistin einen ebenbürtigen Dialogpartner entgegenzustellen: den Anwalt Charlie Jaffey (Idris Elba).

Verdammt gutes Personal ist nötig, um Sorkins messerscharf geschliffene Dialoge so klingen zu lassen, als würden sie nicht von Schauspielern rezitiert werden, sondern tatsächlich in einem Gespräch fallen. Dem waren sich schon Rob Reiner, David Fincher und Danny Boyle bewusst, als sie für ihre Sorkin-Filme unter anderem Jack Nicholson, Jesse Eisenberg, Michael Fassbender und Kate Winslet engagierten.

Und auch der Autor selbst traf mit Jessica Chastain, Idris Elba und Kevin Costner als Mollys Vater eine fantastische Wahl. Sie verstehen es, sich Sorkins Sätze so gut getimet und betont entgegenzuschleudern, dass sie ihre maximale Wirkung entfalten können. Dadurch bleibt das Interesse des Publikums durchgängig hoch und der Film stets spannend, selbst wenn man kurz den Überblick über die diskutierten Personen verloren hat. Für ein 140-Minuten-Werk eine beachtliche Leistung.

Von Annekatrin Liebisch

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