Vollblüter
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 09.08.2018
Regisseur: Cory Finley
Schauspieler: Olivia Cooke, Anya Taylor-Joy, Anton Yelchin
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: 16
Verleih: Universal Pictures
Laufzeit: 93 min.
Eiskalte Teenager
Was wäre, wenn jemand nichts fühlen könnte, weder Angst noch Trauer noch Glück oder Wut? Und was wäre, wenn dieser auf jemanden träfe, der voller unterdrückter Emotionen ist und unter einem fiesen Stiefvater zu leiden hat? Was wäre weiterhin, wenn diese beiden Figuren nicht nur reich, sondern auch noch Teenagerinnen an der Schwelle zum Erwachsensein sind, die ihren eigenen Moralkodex erst noch festlegen beziehungsweise festigen müssen? Diesen interessanten Fragen geht der erfolgreiche New Yorker Theaterautor Cory Finley in seinem Regiedebüt "Vollblüter" nach, einem handwerklich makellosen, spannenden Psychothriller, der weit mehr ist als das und wie eine explosive Mischung aus "American Psycho", "Heathers" und "Heavenly Creatures" wirkt. Olivia Cooke, die zurzeit in Steven Spielbergs "Ready Player One" zu sehen, ist und Anya Taylor-Joy ("Split") verkörpern diese beiden Mädchen meisterhaft.

Lily (Anya Taylor-Joy) wohnt in einem sehr wohlhabenden Viertel in Connecticut. Sie ist höflich, schick gekleidet, intelligent - und hasst ihren Stiefvater abgrundtief. Amanda (Olivia Cooke) dagegen ist eine gefühllose, grundehrliche Soziopathin, die vor dem Spiegel lächeln üben muss und sich selbst beigebracht hat, auf Kommando zu weinen. Ihre Ärzte verzweifeln an dem Mädchen, das wie eine leere Hülle wirkt. Eiskalt hat Amanda ihr Pferd, den titelgebenden Vollblüter mit einem Messer abgeschlachtet, da er unheilbar lahmte. Ihre verzweifelte Mutter schickt das isolierte Mädchen zu ihrer ehemaligen Sandkastenfreundin Lily, um ihr Nachhilfe zu geben. Heimlich bezahlt sie sie dafür.

Doch wider Erwarten freunden sich die beiden grundverschiedenen Mädchen an. Zwischen ihnen herrscht von Beginn an eine ungute Spannung, die sich nicht nur auf die außergewöhnliche Schauspielleistung der beiden, sondern auch auf den furiosen Einsatz sämtlicher filmischer Mittel zurückführen lässt.

Schon bald eint die Teenagerinnen tiefe Verachtung für Lilys Stiefvater Mark (Paul Sparks), ein selbstherrliches, fitnessbesessenes Ekelpaket, von dessen materieller Gunst Lily und ihre schwache Mutter abhängig sind. In seinem mondänen, von Kameramann Lyle Vincent ("A Girl Walks Home Alone at Night") atemberaubend eingefangenen Haus, das gleichsam das kühle Innenleben der Teenagerinnen spiegelt, schmieden sie den Plan, den verhassten Stiefvater zu ermorden.

Unterstützt von dem außergewöhnlichen, percussionreichen Soundtrack des New Yorker Cellisten und Komponisten Erik Friedlander taucht man als Zuschauer tief in die Psyche der beiden ein - Hitchcock, dessen Handschrift dieser Film durchaus auch trägt, hätte seine wahre Freude an diesem rabenschwarzen Psychothriller gehabt.

Spätestens, wenn der Stiefvater Lilys Mutter eine Sonnenbank kauft, weil er nun mal auf gebräunten Teint steht, oder wenn er Lily mitteilt, dass er sie auf in Internat für verhaltensgestörte Jugendliche stecken wird, ist der Zuschauer heimlich auf der Seite der entfesselten Mädchen.

Die snobistische Lily lernt schließlich auf einer Party für Rich Kids den armseligen Kleindealer Tim, der facettenreich von dem 2016 tragisch verunglückten Anton Yelchin ("Star Trek") gespielt wird, kennen. Eiskalt erpressen die beiden Mädchen ihn, damit er Mark ermordet. Selbstverständlich haben sie sich für die Tatzeit schon perfekte Alibis zurechtgelegt: Während die an beflissene Diener gewöhnte Lily auf einer Wellness-Farm auf ihre Fußpflegerin herabschaut, ist Amanda wieder einmal bei einem Arzt.

Doch letztlich kommt alles überraschend anders und erschüttert auch den Zuschauer in seinen Grundfesten.

Von Gabriele Summen

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