Blame - Verbotenes Verlangen
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 18.10.2018
Regisseur: Quinn Shephard
Schauspieler: Quinn Shephard, Nadia Alexander, Chris Messina
Entstehungszeitraum: 2017
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Alpha Centauri Studios
Laufzeit: 99 Min.
Wer will ich sein?
Teenager-Highschoolfilme gibt es zuhauf. Aber nur selten wirken die Charaktere so authentisch wie in "Blame -Verbotenes Verlangen", dem Debütfilm der erst 23-jährigen Quinn Shephard, die selbst noch in der Highschool war, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter Laurie das Skript entwickelte. Mit ihrer Mom produzierte Shephard später auch das Drama, bei dem die ungewöhnlich talentierte, junge Filmemacherin neben der Regie und dem Schnitt auch noch die Hauptrolle übernahm. Weibliche Teenagerthemen wie Mobbing, aufkeimende Sexualität, der Hang zum Theatralischen gepaart mit großer Unsicherheit und Gruppenzwang werden so hautnah vorgeführt, dass man meint, den Geruch der endlosen Schulflure zu wahrzunehmen.

Die ambitionierte Regisseurin spielt zu Beginn mit den Stereotypen, die man aus vielen Highschool-Filmen kennt: Shephard kehrt in ihrer Rolle des typischen Mobbing-Opfers Abigail nach einem halben Jahr an ihre Schule zurück. Es wird nie aufgedeckt, weshalb die schüchterne, zerbrechlich wirkende Abigail, die stets aus der Zeit gefallene Klamotten trägt, eigentlich fort war. Einige Mitschülerinnen wispern hinter ihrem Rücken, sie sei in der Psychiatrie gewesen. Besonders die punkige Cheerleaderin Melissa (Nadia Alexander) macht dem exzentrischen Mädchen das Leben schwer. Gemeinsam mit ihrer Clique nährt das manipulative Biest das Gerücht, Abigail sei ein "Psycho", eine "Sybil" - also eine Gestalt aus einem 1973 erschienen Tatsachenroman von Flora Rheta Schreiber über eine Frau mit multipler Persönlichkeit.

Als der gut aussehende Vertretungslehrer Jeremy (Chris Messina) nicht Melissa, sondern Abigail für die erste Besetzung der Hauptrolle in dem Arthur-Miller-Stück "Hexenjagd" auswählt, kennt Melissas grenzenloser Hass, den man im Verlauf des Films jedoch verstehen lernt, keine Grenzen mehr.

Beeindruckend spinnt Shephard Parallelen zu dem Miller-Stück, in dem es um die Hexentribunale in Salem geht, welche auf falschen Beschuldigungen beruhten - ins Rollen gebracht von sexuell erwachenden jungen Frauen. Die Dynamiken zwischen den Mädchen interessieren Shephard dabei mehr als die erotische Anziehung zwischen Lehrer und Schülerin.

Abigail, die den gescheiterten Schauspieler hemmungslos bewundert, und Jeremy kommen sich durch die Zusammenarbeit an dem Stück immer näher. Dabei spielt Abigails grenzenlose Einsamkeit, wie sie wohl nur ein Teenager-Mädchen kennt, eine tragende Rolle. Jeremys erwachsene Freundin Jennifer (Trieste Kelly Dunn) hat kein Verständnis für seine künstlerische Seite, da ist der Blick in das lolitahafte Gesicht von Abigail doch wesentlich angenehmer. So lässt der Lehrer in einer stimmungsvollen Szene schließlich zu, dass die beiden sich küssen. Als Zuschauer steckt man nun schon gänzlich in der Teenager-Mädchenhaut.

Ellie (Tessa Albertson), die den Kuss beobachtet hat, vertraut dies nur ihrem Tagebuch an, doch Freundin Sophie (Sarah Mezzanotte) liest dieses heimlich und reicht die Information an Melissa weiter. Sophies Hin-und-her-gerissen-Sein zwischen den beiden ungleichen Freundinnen wird von Shepherd ebenso nuanciert und glaubwürdig inszeniert, wie das ambivalente Innenleben ihrer Protagonistinnen.

Biest Melissa, unter deren Verhalten mehr und mehr tiefliegende Verzweiflung und Angst durchblitzen, schäumt vor Wut, aber auch Abigail ist nun nicht mehr nur das stille Mauerblümchen, für das sie immer alle halten. Unter der unschuldigen Oberfläche brodelt es beträchtlich. Doch jede hat immer die Wahl, welche Identität sie wählt.

Von Gabriele Summen

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