Dogman
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 18.10.2018
Regisseur: Matteo Garrone
Schauspieler: Marcello Fonte, Edoardo Pesce, Alida Baldari Calabria
Entstehungszeitraum: 2018
Land: I
Freigabealter: 16
Verleih: Alamode Film
Laufzeit: 99 Min.
Die Bestien in uns
Wie soll Marcello (Marcello Fonte) dieser Bestie nur Herr werden? "Amore", murmelt der schmächtige Hundefrisör immer wieder beschwichtigend. Von Liebe aber will der bullige weiße Mastiff in der Badewanne des Hundesalons nichts wissen. Er bellt, beißt wild um sich und zerrt an seinen Ketten, dass man Angst haben muss, das Viech würde gleich von der Leinwand herabspringen und im Kinosaal ein Blutbad anrichten. Der "Dogman" aber holt einen Wischmopp und versucht in Matteo Garrones hoffnungslos trister Parabel über das Wesen des Menschen, aus der Ferne, mit dem brutalen Tier irgendwie klarzukommen. Was natürlich nicht klappen kann.

Garrone siedelt "Dogman" in einem von der Zeit vergessenen Küstenörtchen an, ungefähr in der Gegend, in der auch sein Mafia-Meisterwerk "Gomorrha" spielte. Trist und grau ist es und gerade noch nicht genug verfallen, um ein paar wenigen Menschen Obdach zu geben.

Marcello ist einer von ihnen, angepasst, freundlich und allenthalben geachtet. Er betreibt einen Hundesalon, der wie alles hier schon bessere Tage gesehen hat. Und er kümmert sich hingebungsvoll um seine Tochter, die schon lange nicht mehr bei ihm lebt. Sanftmütig ist er, aber nicht unschuldig - und vor allem nicht ganz bei Trost.

Die Idylle der magischen Trostlosigkeit wird immer wieder gestört: von Simoncino (Edoardo Pesce), sozusagen dem Mastiff unter den Menschen. Nur, dass man dem Ex-Boxer keine Ketten anlegen kann und er sich nicht aus der Ferne bändigen lässt. Im Gegenteil, Marcello sucht die Nähe des Kleinkriminellen und Schlägers, der mit seinen willkürlichen Gewaltausbrüchen den ganzen Ort terrorisiert. So sehr, dass ihn die Bewohner um jeden Preis loswerden wollen.

Marcello aber rettet Simoncino das Leben, obwohl - oder gerade weil - er immer wieder gedemütigt und geschlagen wird. Immer wieder verkeilen sie sich ineinander, es besteht eine fast symbiotische Abhängigkeit zwischen dem dürren Männlein und dem bulligen Parasiten. Gründe dafür liefert Garrone nicht, so wie der italienische Filmemacher alle Motive der Handelnden im Unklaren lässt in seiner symbolisch überhöhten Parabel über die Unmöglichkeit der Erlösung.

Natürlich ahnt man ziemlich bald, wo das alles hinführen wird, zu einem Ende nämlich, das kein gutes ist. Aber man kann sich dem ungemein körperlichen Film trotzdem nicht entziehen. "Dogman" geht geradewegs unter die Haut, beziehungsweise in die Magengrube, das Gesicht, die Leber - wo immer einen Fäuste treffen können.

Man mag mies drauf sein, wenn man dieses Stück Schlechtfühlkino überstanden hat. Aber man hat auch einen beachtlichen Film gesehen, mit eindrücklichen Bildern und großartigen Schauspielern, allen voran Marcello Fonte, der für seine Rolle in Cannes den Darstellerpreis gewann. Er spielt einen Mann, der eigentlich nur ein Spiegelbild unser aller ist in dem Gewirr bestialischer Abhängigkeiten, die wir gemeinhin als Leben bezeichnen.

Egal wie gut man es meint, wenn man sich mit dem Teufel einlässt, wenn man die falsche Entscheidung trifft, dann gibt es kein Entrinnen. Dann taumelt man hilflos durch eine Welt, die man sich doch nur selbst geschaffen hat. Das ist so bestürzend wie abweisend. Das ist aber auch der Status quo.

Von Andreas Fischer

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