Peppermint - Angel of Vengeance
Filmbewertung: enttäuschend
Starttermin: 29.11.2018
Regisseur: Pierre Morel
Schauspieler: Jennifer Garner, John Gallagher Jr., John Ortiz
Entstehungszeitraum: 2018
Land: USA
Freigabealter: 16
Verleih: Universum Film
Laufzeit: 102 Min.
Eine Frau sieht rot
Noch immer sind es im Actionkino vorwiegend Männer, deren große Rundumschläge den Adrenalinpegel des Zuschauers nach oben treiben. Umso mehr sollte man sich über Filme freuen, in denen klassische Muster aufgebrochen und Frauen in körperlich herausfordernde Geschichten geworfen werden. Jennifer Garner, die ihre Kampfqualitäten bereits in der TV-Serie "Alias - Die Agentin" unter Beweis stellte, kehrt mit dem Rachethriller "Peppermint - Angel of Vengeance" zur aktionsbetonten Unterhaltung zurück und liefert dabei eine dynamische Performance ab. Entscheidend aufwerten kann ihre Darbietung den stumpfsinnigen, vollkommen hanebüchenen und noch dazu ideologisch fragwürdigen Selbstjustizreißer aber nicht.

Für die Bankangestellte Riley North (Jennifer Garner) bricht eine Welt zusammen, als ihr Ehemann (Jeff Hephner) und ihre Tochter (Cailey Fleming) während eines Kirmesbesuches von Drogengangstern brutal ermordet werden. Riley selbst landet mit schweren Schussverletzungen im Koma. Nach dem Aufwachen und der ersten Genesung setzt die traumatisierte Frau alles daran, die Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen, erleidet vor Gericht allerdings eine bittere Niederlage.

Mit reichlich Wut im Bauch taucht Riley daraufhin unter und kehrt erst fünf Jahre später wieder nach Los Angeles zurück. Hier startet sie einen blutigen Feldzug gegen all jene, die für ihr Leid verantwortlich sind. An ihre Fersen heften sich die beiden Polizisten Stan Carmichael (John Gallagher Jr.) und Moises Beltran (John Ortiz), zu denen sich schon bald die FBI-Agentin Lisa Inman (Annie Ilonzeh) gesellt.

Obwohl sich Garner in den solide umgesetzten Actionszenen recht überzeugend schlägt, wirkt Rileys Wandel von einer friedfertigen Bürgerin zur unerbittlichen Killermaschine reichlich unglaubwürdig. Selbst wenn man akzeptiert, dass sie sich in der Zeit ihrer Abwesenheit mit Kampf- und Waffentechniken vertraut gemacht hat, erscheint ihre explosive, groß angelegte Vergeltungsoffensive komplett überzogen. Bei Licht betrachtet schlägt das Verhalten der wild entschlossenen Protagonistin komplett ins Psychopathische aus, was Regisseur Pierre Morel ("96 Hours") und Drehbuchautor Chad St. John ("London Has Fallen") jedoch nicht anerkennen wollen.

Statt die Abgründe ihrer seelisch gebrochenen Heldin konsequent auszuleuchten, versuchen sie allen Ernstes und leider erstaunlich unbeholfen, die Massenmörderin als Schutzengel der Armen zu etablieren. Den Gedanken der Selbstjustiz stellt die weibliche "Ein Mann sieht rot"-Variante zu keinem Zeitpunkt ernsthaft infrage. Vielmehr ist der Film von Anfang an bemüht, die Taten seiner Hauptfigur auf plumpe Weise zu legitimieren. Das Rechtssystem beschreibt Morel als lächerlich unfähigen, vor Korruption nur so strotzenden Apparat, der den Menschen keine andere Wahl lässt, als das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen. Ein unsäglicher Befund, gerade in aufgeheizten Zeiten wie diesen.

Neben der unkritisch abgefeierten Rambo-Attitüde und der bedingungslosen Kapitulation vor dem US-amerikanischen Waffenfetischismus stoßen auch diverse logische Ungereimtheiten sauer auf. Merkwürdig ist unter anderem die Tatsache, dass die als skrupellos eingeführte Drogenbande im Fall von Riley von ihrer rüden Gangart abweicht und ihr vor dem Prozess sogar ein Bestechungsgeld in Aussicht stellt. Viel leichter wäre es gewesen, die potenziell gefährliche Augenzeugin einfach aus dem Weg zu räumen. Derartige Widersprüche tragen nicht unerheblich zum - freundlich ausgedrückt - überschaubaren Unterhaltungswert bei. Bedauern kann man im Grunde nur die tapfer aufspielende Jennifer Garner, die zweifelsohne ein weniger schlichtes und klischeegetränktes Actionvehikel verdient gehabt hätte.

Von Christopher Diekhaus

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