Filmbewertung: | überzeugend |
Starttermin: | 28.02.2019 |
Regisseur: | Marc Dugain |
Schauspieler: | Lambert Wilson, Anamaria Vartolomei, Olivier Gourmet |
Entstehungszeitraum: | 2017 |
Land: | BE, FR |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Alamode Film |
Laufzeit: | 104 Min. |
Diese Begebenheit ist sicherlich die komischste in dem Historiendrama "Ein königlicher Tausch". Aber auch sie verdeutlicht, worum es der sehr ernsthaften, schonungslosen, aber niemals geschmacklosen Romanverfilmung über aristokratische Zwangsheirat und in gewisser Weise Selbstunterdrückung geht: Die Monarchen und die, die es noch werden, sind vieles, aber eines gewiss nicht, zumindest nicht in vollem Wortsinne: Herrscher.
Wie ein Gefangenenaustausch
In einer perfide eingerichteten Welt zu leben, hindert freilich nicht daran, mit den besten Absichten handeln zu wollen. Zehn Jahre Krieg sind gerade zu Ende gegangen. Frankreich kann sich keinen Feldzug mehr leisten. Spaniens König Philipp V. (Lambert Wilson) geißelt sich selbstquälerisch wegen der Millionen Kriegstoten, die sein Gewissen belasten. Um weitere Konfrontationen auszuschließen, fädelt im französischen Versailles Philippe von Orléans (Olivier Gourmet), politischer Statthalter des elfjährigen Königs Ludwig XV. (Igor van Dessel), eine Heiratsallianz zwischen den Reichen ein: Seine zwölfjährige Tochter Louise Elisabeth heiratet Don Luis, der junge Ludwig die vierjährige Schwester von Don Luis, Maria Anna Victoria (Juliane Lepoureau).
Das Vorhaben stößt in Madrid auf Zustimmung. An der Grenze kommt es zu einem Tausch eher zwischen Gefangenen als zwischen Prinzessinnen. Danach läuft nichts wie geplant. Der melancholische Ludwig XV. ist eifersüchtig, weil sich seine geliebte Gouvernante nun um seine kleine Frau kümmert. Und Louise Elisabeth würde eher ihren Gemahl mit dem Kerzenleuchter erschlagen als einen Erben mit ihm haben. Dann brechen auch noch die Pocken aus.
Machtgebilde ohne Mächtige
Über die Dreharbeiten zu "Ein königlicher Tausch" hat Regisseur Marc Dugain ein Buch geschrieben. Er zieht darin wenig überzeugende Parallelen zwischen heutigen Präsidenten und damaligen Königen Frankreichs sowie zwischen dem Missbrauch adliger Sprösslinge für Kungeleien und der Ausbeutung von Arbeiterkindern. Sein Film ist entschieden besser als seine Deutung.
Zugrunde liegt ein Dokumentarroman von Chantal Thomas, der im Gegensatz zu ihrer Vorlage für "Lebwohl, meine Königin" (verfilmt mit Diane Kruger) bisher nicht auf Deutsch erschienen ist. Zusammen mit der Bestsellerautorin arbeitet Regisseur Dugain im Drehbuch heraus, wie die scheinbar Mächtigen wie Marionetten an den überkommenen Machtgebilden hängen. Indem sie die Figuren rebellischer und leidender zeichnen als im Roman, wird deren namenloser Frust über die Versklavung durch die Konvention deutlicher spürbar. Trotz viel Seidenraschelns ist die Perspektive eben unromantisch - und bisweilen desillusionierend wie die Historie selbst.
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