Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 06.06.2019 |
Regisseur: | Steffen Weinert |
Schauspieler: | Christoph Bach, Maggie Valentina Salomon, Alwara Höfels |
Entstehungszeitraum: | 2018 |
Land: | D |
Freigabealter: | 12 |
Verleih: | Camino |
Laufzeit: | 92 Min. |
"Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Tochter eine Herztransplantation braucht, ist sehr hoch", sagt die Ärztin (Barbara Philipp) und bereitet Janas Eltern auf acht Monate Wartezeit vor. Solange wird das Mädchen an eine Maschine angeschlossen, die ihr Herz unterstützt. Natalie und Michael nehmen das alles relativ gefasst auf, Regisseur Weinert inszenierte sein Familien- und Beziehungsdrama erstaunlich klar und nüchtern, mit unaufgeregten Bildern und dezenter Musik. Im Mittelpunkt stehen die Figuren und ihre Entwicklung.
Ein Jahr später gibt es freilich noch immer kein Spenderherz für Jana. Das ist nicht verwunderlich, wenn man sich aktuelle Statistiken ansieht. In Deutschland gilt bei Organspenden das Prinzip der ausdrücklichen Zustimmung. Obwohl die Spendenbereitschaft in Deutschland laut Umfragen bei 80 Prozent liegt, hat nur ein Drittel der Bevölkerung einen Organspendeausweis. Jedes Jahr sterben 2.000 Menschen, die auf entsprechenden Wartelisten stehen, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten.
Wenn Organe Ware werden
So nüchtern die Fakten sind, so hitzig ist die Diskussion über eine gesetzliche Neuregelung der Organspende. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schwebt eine Lösung vor, die jeden Erwachsenen automatisch zum Spender macht, sofern er nicht zu Lebzeiten widerspricht. Eine parteiübergreifende Gruppe von Parlamentariern will mit dem Vorschlag einer "strikten Zustimmungslösung" am Prinzip der Freiwilligkeit festhalten, die Bürger aber besser aufklären, beraten und ermutigen, sich in ein Organspenderegister einzutragen. Egal, wie man zum Thema Organspende steht, für die meisten Menschen ist es abstrakt und weit weg vom Lebensalltag. Für Michael hingegen geht es ganz konkret um das Leben seiner Tochter. In seiner ohnehin liebenswürdigen Art macht ihn Christoph Bach zu einem verzweifelten Jedermann, mit dem man mitfühlen kann.
"Was ist besser?", fragt Michael seine Frau. "Jana legal sterben zu sehen oder ihr illegal helfen?" Er will ein Spenderherz auf dem Schwarzmarkt "besorgen". Dass "besorgen" ein Verb ist, das im Sinne von "einkaufen" benutzt wird, also wenn man für Geld Milch, Brot oder Käse bekommt, ist ihm zunächst egal. Doch in Rumänien wird ihm klar, dass es durchaus möglich ist, dass für die Ware Spenderherz andere Kind umgebracht werden.
Obwohl Steffen Weinert im letzten Drittel seines Films in den Thrillermodus schaltet, bleibt er taktvoll und unaufdringlich. Letztendlich sieht man sich als Zuschauer unweigerlich mit der Frage konfrontiert, wie weit man selber gehen würde, um das eigene Kind zu retten. Und ob es nicht an der Zeit wäre, sich aktiv und ergebnisoffen mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen.
Suche
Impressum
Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.
Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:
teleschau - der mediendienst GmbHLandsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum