"Und wer nimmt den Hund?"
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 08.08.2019
Regisseur: Rainer Kaufmann
Schauspieler: Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Lucie Heinze
Entstehungszeitraum: 2019
Land: D
Freigabealter: 0
Verleih: Majestic Filmverleih
Laufzeit: 93 Min.
Der blaue Ball der Liebe
Martina Gedeck und Ulrich Tukur als Paar. Welch brillante Idee. Und erstaunlich genug, sie hat bislang Seltenheitswert in der deutschen Kinolandschaft. Gerade einmal drei Jahre ist es her, als Sven Taddicken die beiden als ungewöhnliches Liebespaar in seiner Romanverfilmung von "Gleißendes Glück" zeigte. Jetzt schickt der erfahrene Rainer Kaufmann Tukur und Gedeck als Scheidungsaspiranten auf die Leinwand. Seine Frage "Und wer nimmt den Hund?" wird so nie gestellt, und das ist nicht das einzig Erstaunliche an dieser Trennungstragödie voller Witz und Traurigkeit. Mit einem präzisen Blick und seinem vermutlich besten Drehbuch präsentiert sich Martin Rauhaus ("Familienfest", "Ein ganz normaler Tag"). Schon die ersten Minuten des Films setzen die Zeichen auf Publikumserfolg. Wie herrlich gegensätzlich kann das Empfinden von Mann und Frau doch sein. Lebten sie doch 26 gemeinsame Jahre unter einem Dach, erzählen sie Dinge, als hätten sie ihren Ehepartner nie gesehen.

Doris (Martina Gedeck) und Georg (Ulrich Tukur) sind nach einer langen und vorwiegend guten gemeinsamen Zeit in einer besonderen Situation. Er hat Gefallen an einer sehr viel Jüngeren gefunden, vergisst Bandscheibe und Anstand und will das Leben noch mal spüren. Deswegen sitzt er mit seiner Noch-Ehefrau bei einer Therapeutin (Angelika Thomas) zur Trennungsbegleitung, denn der letzte Wunsch der Gattin ist: "Man will ja verstehen".

Trennungen gibt es im Kino und auch im Fernsehfilm häufig, Regisseur Rainer Kaufmann suchte sich also kein Thema aus, das man unbedingt auf der Großbildleinwand erleben muss. Doch dank der wunderbaren Leistungen, dem traumwandlerisch sicheren Auftreten von Ulrich Tukur und seiner Gegenspielerin Martina Gedeck verspricht "Und wer nimmt den Hund?" lohnenswert zu unterhalten.

Zynisch und scharfzüngig

Die Erinnerungen an früher und die Veränderungen des Partners werden zunächst sachlich erörtert, schnell aber geht es zynisch und scharfzüngig zu in dieser Schlacht. Das Drehbuch plant vielsagende Momente und geschickte Wiederholungen, die Kaufmann mit Routine bestens inszeniert. Die Kontrahenten lassen streckenweise nichts anbrennen, und so beinhaltet die Komödie zwar Tiefgang, aber nie Leerlauf. Erstaunlich, dass man nach rund 50 Minuten nicht weiß, in welche Richtung sich das alles entwickeln wird. Geht "ein Leben" überhaupt vorbei oder nicht doch einfach immer weiter?

Martina Gedeck hat dabei vielleicht die spannendere Rolle, darf eine Entwicklung durchmachen, die auch dem Publikum Freude bereitet. Es ist schön anzusehen, wie ihre Doris an Profil gewinnt und wie ein Film eine Menge Weisheiten präsentiert, ohne sich selbst allzu ernst zu nehmen.

Bis in die Nebenrollen ist "Und wer nimmt den Hund?" überdurchschnittlich besetzt und kann nur in dieser Konstellation so gut funktionieren. Neben der guten Unterhaltung gibt es als Abschlussbonus den Hinweis, worauf sich eine Familie immer einigen kann, und eine Antwort auf die Frage, ob der blaue Ball der Liebe ins Ziel führt.

Von Claudia Nitsche

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