Ein ewiges Ringen
Es ist eine uralte Frage, die Regisseurin Mirjam Leuze in ihrem Dokumentarfilm "The Whale and the Raven" aufwirft: Darf sich der Mensch die Welt untertan machen? Leuze reiste für ihre Dokumentation nach Kitimat, eine Kleinstadt im Nordwesten Kanadas. Hier stellt sich diese Frage mit fast biblischer Wucht. Orcas, Buckel- und Finnwale tummeln sich in den kalten Gewässern vor der Küste der Stadt, seit Jahrtausenden schon. Die Tiere sind fester Bestandteil der Mythologie der Gitga'at First Nation, die den Walen magische Kräfte zuschreibt. Doch die Moderne bedroht dieses raue Paradies: Eine Exportanlage für Flüssiggas soll in der weitgehend unberührten Natur entstehen, gigantische Tankschiffe würden dann die Routen der Wale kreuzen.
Bedrohte Natur: Im Nordwesten Kanadas sind Orcas, Buckel- und Finnwale zu Hause.
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Janie Wray erforscht die Wale seit vielen Jahren. Sie macht sich Sorgen um die majestätischen Tiere.
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Forscherin Janie Wray beobachtet Wale vor der Nordwestküste Kanadas.
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Ein Mitglied der Gitga'at First Nation erzählt alte Geschichten, die zur Mythologie ihres Volkes gehören.
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Eine Anlage für Flüssiggas bedroht die Wale vor der Küste Kanadas.
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Der Forscher Hermann Meuter horcht mit Unterwassermikrofonen das Meer ab.
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Mirjam Leuze beobachtet für ihren Film die majestätischen Meeressäuger, ihr Interesse gilt aber vor allem jenen, die sich um die Wale sorgen: Sie begleitet die Walexperten Hermann Meuter und Janie Wray, die die Tiere seit Jahren erforschen. Was treibt sie an? Leuze ist mit ihrem Film, der das diesjährige DOK.fest München eröffnete, nah dran an den Menschen. Die Wale, um die es eigentlich geht, verliert sie dabei aber bisweilen ein wenig aus dem Blick.
Von Sven Hauberg