Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 14.11.2019 |
Regisseur: | Wang Xiaoshuai |
Schauspieler: | Wang Jingchun, Yong Mei, Qi Xi |
Entstehungszeitraum: | 2019 |
Land: | CHN |
Freigabealter: | 6 |
Verleih: | Piffl Medien |
Laufzeit: | 185 Min. |
Einige Jahre vor Xingxings tödlichem Unfall begegnen wir der jungen Familie inmitten einer Zeit des Umbruchs. Anfang der 80er-Jahre ist Mao endlich tot und das Land dabei, nach Jahrzehnten in Fesseln wieder durchzuatmen. Man tanzt zu westlicher Musik, gibt sein Erspartes für importierte Kassenrekorder aus. Liu Yaojun (Wang Jingchun) und Wang Liyun (Yong Mei) leben in einem Arbeiterwohnheim, in einem kleinen Zimmer nur, gekocht wird gemeinsam auf dem Gang. Doch der Drang, mehr zu sein als ein Rädchen im Betrieb, ist groß. Auf einmal, ein paar Jahre nach der Kulturrevolution, die alles zerstört hatte, ist das Bedürfnis groß, ein Individuum zu sein. Doch das System ist hart. Als Wang Liyun zum zweiten Mal schwanger wird, drängt sie die Leiterin ihres Betriebs zu einer Abtreibung. Jahre später wird die Frau an dieser Schuld fast zerbrechen.
Anfang der 90-er dann der nächste Umbruch. "Wir leben jetzt in einer Marktwirtschaft", heißt es auf einer Betriebsversammlung, und plötzlich sind alle ohne Job. Liu Yaojun und Wang Liyun ziehen weiter, verlassen den Norden und gehen in eine Hafenstadt in Fujian, an der Ostküste des Landes. Sie sind fremd hier, verstehen den Dialekt und auch die Gebräuche nicht. Doch sie finden auch hier ihr Glück: Xingxing - so wie einst ihren Sohn - nennen sie den Waisenjungen, den sie adoptieren.
Fantastische Hauptdarsteller
Irgendwann kommt der dreistündige Film dann im Heute an - in einem China, das Liu Yaojun und Wang Liyun kaum wiedererkennen, als sie für einen Verwandtenbesuch wieder in den Norden reisen. Kaum ein Gebäude steht noch, nur das alte Wohnheim, in dem sie einst lebten, hat den Modernisierungswahn überdauert. Und auch das Grab ihres ertrunkenen Sohnes ist noch da. Immerhin, die Toten lässt der gnadenlose Wandel in Ruhe schlafen.
Es ist nicht immer leicht, dieser epischen Geschichte zu folgen. Wang Xiaoshuai erzählt vom Leben seiner Protagonisten nicht chronologisch, sondern zerstückelt es in einzelne Episoden, die er vermischt und neu arrangiert. Doch um eine kohärente Handlung geht es ihm gar nicht. Vielmehr sind die Vignetten, die er in fantastischen Bildern auf die Leinwand bannt, kurze Schlaglichter auf ein Land im Umbruch und darauf, was es mit seinen Menschen macht. Wenn sich die Gesellschaft wandelt, dann gibt es für den Einzelnen kein Entkommen, so die zutiefst humanistische Botschaft von "Bis dann, mein Sohn".
Wang Xiaoshuai, zusammen mit Jia Zhangke ("Asche ist reines Weiß") der vielleicht wichtigste chinesische Regisseur der Gegenwart, ist ein gnadenloser Beobachter und ein sehr genauer Chronist. Der 53-Jährige gewann 2001 für "Beijing Bicycle" den Silbernen Bären der Berlinale, und wie damals vermischt er auch in seinem neuen Film strengen Realismus mit Momenten von großer Schönheit und Poesie. All das, was man über China liest, in schlauen Büchern und Zeitungsartikeln, macht er mit seinen Filmen greifbar. In "Bis dann, mein Sohn" helfen ihm dabei zwei fantastische Schauspieler: Wang Jingchun, der Vater, und Yong Mei, die Mutter, wurden beide auf der diesjährigen Berlinale als beste Darsteller geehrt. Sie geben dem Wandel, den ihr Land in den letzten Jahren durchgemacht hat, ein menschliches Gesicht. Ihnen dabei zuzusehen, ist lehrreich und berührend zugleich.
Suche
Impressum
Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.
Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:
teleschau - der mediendienst GmbHLandsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum