"Black and Blue"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 14.11.2019
Regisseur: Deon Taylor
Schauspieler: Naomie Harris, Tyrese Gibson, Frank Grillo
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 16
Verleih: Sony
Laufzeit: 108 Min,
Sie ist Polizei
Zwei weiße Polizisten verfolgen eine schwarze Joggerin in New Orleans. Nach einer sehr unsanften Behandlung und der Feststellung ihrer Personalien lassen die Beamten von der jungen Frau ab. Der eine sagt zum anderen: "Sie ist blau." Was er damit meint: Auch die Joggerin gehört zur Polizei, die in der Stadt in blauen Uniformen auf Patrouille geht. Die schwarze Polizistin heißt Alicia West und wird von Naomie Harris gespielt, die als erste schwarze Miss Moneypenny im Vorzimmer von James Bonds Boss internationale Kriminelle aller Couleur in ihrem Karteikasten hat. In dem von Schwarzen bewohnten Viertel, in dem "Black and Blue" spielt, geht es allerdings rauer zu als beim MI6 in London.

Im Film von Deon Taylor patrouilliert Alicia West mit einem schwarzen Kollegen die Straßen und wird dabei Zeugin einer Schießerei, in der ein weißer Polizist einen jungen schwarzen Drogendealer abknallt. Da die Bodycam an ihrer Uniform - eher zufällig - eingeschaltet ist, wird West zur Gefahr für ihre korrupten Kollegen. Als diese realisieren, dass sie nicht bereit ist, das belastende Material auszuliefern, wird auch auf sie geschossen. Sie flieht. Sie wird gejagt. Sie hämmert an Haustüren und fleht um Einlass. Aber sie erfährt kein Erbarmen, denn die Polizei wird gehasst. Bis Alicia im Supermarkt auf Milo "Mouse" Jackson (Tyrese Gibson) trifft, der ihre Not erkennt und sich für sie in große Gefahr begibt. Doch dann bringt der Mörder des erschossenen Schwarzen, der Polizist Terry Malone (Frank Grillo), über die (a)sozialen Medien in Umlauf, dass die Polizistin Alicia West die Täterin sei. Und so wird sie von allen Seiten gejagt.

Viel Korruption und wenig Moral

Terry Malone hat seine korrupte Polizeibande fest im Griff. Er hetzt im goldenen Automobil von einer Kampfarena zur nächsten. Die Kugeln fliegen. Durchsiebte Körper bleiben auf beiden Seiten zurück. Für einen ungerechten Tod werden viele andere getötet. Stereotype, wild um sich ballernde, männliche Kampfmaschinen gab es gerade erst in "Rambo: Last Blood". Weil es im Drehbuch eben so steht, wird auch in "Black and Blue" in der aussichtslosesten Situation - ohne Angst um das eigene Leben - weiter gekämpft. Die zerbrechlich wirkende Naomie Harris spielt die Nachwuchs-Polizistin dabei von zart bis hart. Anfänglich unsicher, läuft sie im Laufe der Geschichte mit ihrer Mission, für die Wahrheit zu kämpfen, zur Höchstform auf. Sie riskiert ihr Leben dafür, den Inhalt der Bodycam publik zu machen. Als in der Army gestählte Kämpferin kann sie nicht nur mit Waffen vortrefflich umgehen. Sie zeigt sich verletzlich und angreifbar, aber eben auch mutig und empathisch.

"Black and Blue" zeigt eine 36-stündige Verfolgungsjagd. Die spezielle Mischung aus harter Action und viel Gefühl ist unterhaltsames Kino. Dabei ist der rasante Thriller nie langweilig, aber eine ausgefeiltere Handlung, eine subtilere Erzählweise und eine schärfere Zeichnung der Charaktere hätte ihm sehr gutgetan. Regisseur Deon Taylor behandelt wichtige Themen: Rassismus, Polizeigewalt, Revierkämpfe im Drogenmilieu und den Krieg der USA in Afghanistan. Doch hätte er so manches Schwarz-Weiß-Klischee vermeiden können, und die manchmal leicht platten Dialoge tragen zur mangelhaften Tiefenschärfe bei. Diese Simplifizierung wird der Thematik nicht gerecht.

Wenn die Protagonistin so adrett ist wie Naomie Harris und der oberfiese Bösewicht so gnadenlos platt wie von Frank Grillo gespielt, lässt sich erahnen, wer den Showdown im Kugelhagel gewinnen wird. Aber manchmal gibt es ja auch Überraschungen.

Von Felicitas Hübner

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