"Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers"
Filmbewertung: ausgezeichnet
Starttermin: 18.12.2019
Regisseur: J. J. Abrams
Schauspieler: Daisy Ridley, Adam Driver, Oscar Isaac
Entstehungszeitraum: 2019
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
Laufzeit: 142 Min.
Ein letzter Blick auf unsere Freunde
Wie stark eine Idee ist, merkt man manchmal erst in ihren schwächeren Momenten. Seit 1977 begeistert die "Star Wars"-Saga Generationen von Kinogängern immer wieder aufs Neue, und das, obwohl wahrlich nicht jeder der Kinofilme ein Meisterwerk war. Zuletzt spaltete Episode VIII, "Die letzten Jedi", das Publikum. Vielen war der überlange Film von "Star Wars"-Neuling Rian Johnson zu zäh, zu weiblich, zu wenig fokussiert auf die eigentlichen Hauptfiguren. J. J. Abrams hat daraus gelernt. Der Mann, der dem ganzen Franchise 2015 mit dem ersten Teil der Sequel-Trilogie neues Leben eingehaucht hat, übernahm nun für "Der Aufstieg Skywalkers" erneut die Regie. Und er macht dabei etwas, das nicht unbedingt Mut erfordert, aber doch sinnvoll ist: Er nimmt Elemente - Handlungsorte, Gedanken, Figuren - aus den ursprünglichen drei "Star Wars"-Filmen und kombiniert sie ziemlich raffiniert mit dem neuen Universum, das er vor vier Jahren schuf.

Dabei schrammt sein Film immer wieder haarscharf an purer Nostalgie vorbei - wo J. J. Abrams' erster "Star Wars"-Film quasi ein Remake von "Eine neue Hoffnung" war, ist "Der Aufstieg Skywalkers" nun bisweilen eine Neuinterpretation von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Abrams erzählt gleichzeitig aber genug Neues, um seinem Film eine Existenzberechtigung zu geben. Und ganz nebenbei revidiert er einige der Fehlentscheidungen seines Vorgängers.

"Der Aufstieg Skywalkers" ist, anders als es der Titel vermuten ließe, kein Beginn, sondern ein Ende. Der Film führt die Erzählung um Luke Skywalker und all die anderen Helden der alten Trilogie zu einem Schlusspunkt und erschafft gleichzeitig neue Helden. Welcher Skywalker einen Aufstieg erleben wird, soll hier natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: Enthüllt wird das Geheimnis des vielleicht rätselhaftesten aller "Star Wars"-Titel tatsächlich erst in der allerletzten Minute des Films. Bis es soweit ist, inszeniert Regisseur Abrams eine wilde Reise durch neue und altbekannte Welten, führt offene Handlungsstränge zusammen und schenkt vielen seiner Charaktere ein würdevolles Ende.

Der Imperator lebt

Der Film beginnt rasant, springt in wenigen Minuten von einem Protagonisten zum nächsten, gerade so, als wolle er eine lästige Aufgabe schnell hinter sich bringen. Denn seit "Episode VIII" sind ein paar Jahre vergangen, und so ist zunächst ein Status-Update vonnöten, um aufzuklären, wer wo steht. Da wären Finn (John Boyega), der ehemalige Sturmtruppler, und Poe Dameron (Oscar Isaac), der eigenbrötlerische Heldenpilot. Zusammen mit Chewbacca (Joonas Suotamo) und C-3PO (Anthony Daniels) machen sie sich auf den Weg, um einen angeblichen Spion zu treffen, der aus dem Innersten der bösen Ersten Ordnung wichtige Informationen geschmuggelt haben soll.

Gleichzeitig ist auch Kylo Ren (Adam Driver) auf der Suche. Denn Imperator Palpatine (Ian McDiarmid) - die ersten Trailer hatten es ja angedeutet - ist nicht etwa am Ende von "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" verstorben. Der mächtigste aller dunklen Lords hat sich auf eine sagenumwobene Sith-Basis zurückgezogen, wo er, an allerlei Schläuche angestöpselt, noch immer Leben in sich trägt. Kylo Ren, nach seinem Mord an Snoke im letzten Film nun der Anführer der Ersten Ordnung, spürt ihn in seinem Versteck auf. Dort erteilt ihm Palpatine einen Auftrag: Ren soll Rey (Daisy Ridley) töten, die Letzte der Jedi. Der Imperator selbst hat seine ganz eigene Macht geschaffen: die letzte Ordnung, eine bis an die Zähne bewaffnete Armee. Rey hat sich derweil mit den verbliebenen Rebellen zurückgezogen, um sich auf den Endkampf gegen das Böse vorzubereiten.

Die eigentliche Handlung von "Der Aufstieg Skywalkers" beginnt, als sich Rey, Finn und Poe zusammenschließen, um zusammen den Imperator aufzuspüren und zu töten. Tatsächlich konzentriert sich der Film nun auf das heldenhafte Trio, dem sich im Laufe der Handlung weitere Kämpfer anschließen; anders als in "Die letzten Jedi" werden aber nur wenige neue Figuren eingeführt, und auch Rose (Kelly Marie Tran), Finns umstrittener Love Interest, hat nur ganz wenige Minuten Leinwandzeit. Dafür gibt es ein berührendes Wiedersehen mit alten "Star Wars"-Helden. Mit Lando Calrissian (Billy Dee Williams) etwa, der Rey und Co. zur Seite steht; C-3P0 spielt wieder eine Hauptrolle und wird erneut zum Mittelpunkt des trockenen "Star Wars"-Humors, der endlich nicht mehr albern ist; Chewbacca bekommt seinen großen Auftritt und darf mehr, als nur seltsam grunzen; schließlich ist auch die 2016 verstorbene Carrie Fisher in einigen Szenen zu sehen - verwendet wurde dazu Material, das vom Dreh zu den Episoden VII und VIII übriggeblieben war. Und dann sind da noch ein paar Auftritte, mit denen wohl niemand gerechnet hätte ...

Sei, wer du sein magst

Rey und Co. jedenfalls müssen allerlei Bausteine zusammensetzen, um den Aufenthaltsort des Imperators herauszufinden. Da führt ein mit Schriftzeichen gravierter Dolch zu den Überresten des alten Todessterns und zu einer Art Karte, auf der die geheime Sith-Basis verzeichnet ist. Bisweilen fühlt man sich, während man den jungen Rebellen bei ihrer Schnitzeljagd zusieht, wie in einem "Indiana Jones"-Film, bei dem ein Hinweis zum nächsten führt. Bei all dem bleibt Rey - wie einst der junge Luke Skywalker - eine der blassesten Figuren. Sie erfährt vieles über ihre eigene Geschichte, ziemlich Unglaubliches sogar. Dennoch ist die junge Jedi-Meisterin nur wenig ambivalent gezeichnet. Den Versuchungen, auf die dunkle Seite der Macht zu wechseln, widersteht sie quasi schulterzuckend.

Spannender ist da schon, was J. J. Abrams und sein Koautor Chris Terrio für Kylo Ren parat haben. Der Sohn von Han Solo und Prinzessin Leia schwankt noch immer hin und her zwischen Gut und Böse, zwischen Rey und dem Imperator. Natürlich wird er sich für eine Seite entscheiden - wie das geschieht, ist einer der größten und bewegendsten Momente dieses Films.

"Der Aufstieg Skywalkers" ist vor allem eine Geschichte über dysfunktionale Familien, nur dass diese hier eben in Raumschiffen spielt und nicht auf der Couch eines Psychologen. Dazu gehört auch, dass man manch überraschende Familienkonstellation, die in den 142 Filmminuten enthüllt wird, schlucken muss. Die Botschaft des Films, und das wird ganz zum Schluss noch einmal deutlich, lautet aber sowieso: Es ist egal, woher man stammt und wes Blut man sich trägt. Entscheidend ist, wer man sein möchte. Das führt den Film zu einem Ende, das die alten und die neuen Filme auf wunderbare Weise miteinander versöhnt. Ein würdiger Abschluss für eine der größten Erzählungen der Kinogeschichte.

Von Sven Hauberg

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