Filmbewertung: | ausgezeichnet |
Starttermin: | 02.01.2020 |
Regisseur: | Rupert Goold |
Schauspieler: | Renée Zellweger, Finn Wittrock, Jessie Buckley |
Entstehungszeitraum: | 2019 |
Land: | USA |
Freigabealter: | 0 |
Verleih: | Entertainment One |
Laufzeit: | 118 Min. |
Die Schmeichelei am Set von "Der Zauberer von Oz", die Goold an den Anfang seines Films stellt, ist natürlich eine Nebelkerze. Hollywood interessiert sich einen feuchten Kehricht für den Menschen Judy Garland. Ein paar Schnitte und vier Ehemänner später schlendert sie ins Foyer eines Hotels und wird nicht auf ihr Zimmer gelassen. Die Mietschulden sind zu groß. Es ist eine sehr berührende Szene, wie sie so dasteht mit ihren beiden jüngsten Kindern. Judy Garland ist plötzlich genau die Frau, auf die der Produzent in seinem vergifteten Lob herabschaute: eine Mutter, die kämpfen muss, für ihre Kinder, für den Lebensunterhalt, vor allem aber mit sich selbst.
Nein, vom glamourösen Leben ist Judy Garland nicht viel geblieben. Die Frau ist in einem See aus Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, aus Alkohol und falschen Versprechungen ertrunken. Der ganze schöne Ruhm? Dahin! Aber Judy Garland wäre nicht Judy Garland, wenn sie sich von der Müdigkeit übermannen ließe: Für die Frau wurde einst das Wort Comeback erfunden. Ihr letztes feierte sie 1968/69 bei einer Konzertreihe in London.
Gnadenlos ausgebeutet
Diese Episode stellt Rupert Goold in den Mittelpunkt seines ergreifenden Biopics, in dem er anhand eines kurzen Ausschnittes aus Judy Garlands Leben ein umfassendes Bild von einer Frau zeichnet, deren Talent gnadenlos ausgebeutet wird und die sich mit Herz, Verstand und Witz immer wieder aufrappelt, so schwer es auch fällt, so matt und erschöpft sie auch ist. Für das Engagement in London verlässt sie ihre Kinder, damit sie - so pervers ist das Leben manchmal - genug Geld verdient, um mit ihren Kindern leben zu können.
Die grandios aufspielende Renée Zellweger dabei zu beobachten, wie sie diese komplexe Künstlerin spielt, ist schlichtweg berührend. Zellweger geht in Judy Garland auf, sie lebt ihre Rolle mit jeder Faser und bringt Garlands Zerrissenheit genauso wie ihre unglaubliche Wärme auf den Punkt. Das manifestiert sich nicht in den großen Bühnenszenen, sondern in Alltagsanekdoten. Etwa wenn Garland von einem schwulen Pärchen nach Hause eingeladen wird und genau weiß, wie es ist, wenn man sein wahres Ich verstecken muss. Sie selbst, sagt sie, wünschte sich doch nur, einmal eine Show von der Seite ansehen zu können, ohne auf die Bühne zu müssen. "Ich bin nur eine Stunde am Abend Judy Garland. Den Rest des Tages bin ich Teil einer Familie, eine stinknormale Person mit denselben Wünschen und Bedürfnissen, wie jeder andere auch."
Klar ist "Judy" in seiner konventionellen Erzählweise nicht frei von Pathos. Aber das Stück Torte, das sie am Ende des Films bekommt, das ist eine Offenbarung für Judy Garland, der das Leben so oft den Kuchen verweigert hatte. Die stete Hoffnung, diesen Drang, immer vorwärtszugehen, sich nicht unterkriegen zu lassen und irgendwo ankommen, den hat sie niemals aufgegeben.
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