"Man from Beirut"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 04.06.2020
Regisseur: Christoph Gampl
Schauspieler: Kida Khodr Ramadan, Blerim Destani, Susanne Wuest
Entstehungszeitraum: 2019
Land: D
Freigabealter: 16
Verleih: Filmwelt Verleihagentur
Laufzeit: 86 Min.
Jagd in Zeitlupe
Wenn es eine Berufsgruppe gibt, die im Kino überrepräsentiert ist, dann ist das der Auftragskiller. Und doch kommt er auf der Leinwand fast immer sehr gut weg, weil er menscheln darf unter seiner mörderischen Präzisionsschale. In "Man from Beirut" bekommt ein Schauspieler dazu die Gelegenheit, der das ohnehin sehr gut kann: Kida Khodr Ramadan, im Übrigen in der Tat ein Mann aus Beirut. Durch unzählige TV- und Kino-Produktionen wurde sein Gesicht bekannt. Mit der Berliner Clan-Serie "4 Blocks" schuf sich der 43-Jährige selbst ein Denkmal und kam zu Filmpreis-Ehren. Wer sollte also besser geeignet sein als er, um den Killer zu spielen, der ein Kind verschont und in der Folge in einen Strudel von unerwarteten Ereignissen gerät.

Ein, zwei Aufträge noch, so erklärt er zu Beginn des Films, dann sollte es das gewesen sein mit dem schmutzigen Geschäft, dem er in Berlin nachgeht. Aber so ist das ja immer, dass der berühmte letzte Auftrag schiefgeht. Zwar erschießt Momo vorschriftsmäßig zwei Zielpersonen in der Wohnung, doch das kleine Mädchen (Dunya Ramadan) bringt er mit zum Fluchtwagen zu seinem Kumpel und Verbündeten (Blerim Destani), der, wenn auch nicht der Hellste, doch ahnt, dass dieser Schachzug keiner ist, der Entspannung verspricht.

Momo ist blind. Damit hätte Regisseur Christoph Gampl eine spannende Ausgangsposition, die er aber fast komplett ignoriert. Klar, der Mann besitzt eine hohe Aufmerksamkeit und gutes Gehör, aber das hat er mit seinen sehenden Kollegen gemein. Die Besonderheit seines Berliner Straßenkillers bebildert der Regisseur nicht und verschenkt damit die Chance, sich abzuheben von anderen Geschichten des Genres. Er begnügt sich damit, "Man from Beirut" als optisch ansprechenden Neo-Noir-Film auszustaffieren. Mit kontrastreichen Schwarzweiß-Aufnahmen und einer Vorliebe für die Vogelperspektive schwebt er über den Straßen der Hauptstadt.

Die Optik überzeugt

Symmetrie, strenge Formen, kantige Kerle, das passt. Bedenkt man jedoch, dass Momo, sein sehender Kumpel und die Kleine von Anfang an auf der Flucht sind, passiert hier doch ziemlich wenig. Man schwelgt lieber. Der Killer mit Herz legt sich mächtig ins Zeug, und man wünscht der kleinen Produktion, nicht allzu sehr in Richtung "Léon - Der Profi" abzudriften, denn an Vergleichen mit diesem Meisterwerk kann man nur scheitern.

Die Kleine, dem Alter nach eigentlich noch Grundschülerin, nimmt die Situation sehr gelassen. Momo hingegen hat kein glückliches Händchen bei der Herbergswahl, und so verstirbt der Erste, der dem Mädchen Unterschlupf gewährt, umgehend. Klar findet er Ersatz und fängt an, dem Mädchen gute Ratschläge zu geben und Versprechungen zu machen, während ganz in der Nähe eine Killerin (Susanne Wuest) - natürlich "die Beste" - auf ihn angesetzt wird und die Messer wetzt.

Erzählerisch bietet "Man from Beirut" nicht viel an. Weder ist das Drehbuch ungewöhnlich noch ist es dicht erzählt. Vieles bleibt hübsche Momentaufnahme, die meisten Szenen stehen zusammenhangslos nebeneinander, und manche der zahlreichen Weisheiten des Erzählers passen in die Kategorie Stilblüte. Das alles wird nicht spannender, wenn man immer wieder durch die Straßen Berlins fährt. Optisch aber, das sei noch einmal betont, macht Christoph Gampl niemand etwas vor. Seine vielen Jahre in der Werbebranche sieht man. Und so ist diese kleine Spielerei mit Freunden und Bekannten tatsächlich eine gute Idee fürs Autokino, schön anzuschauen und inhaltlich nicht überfrachtet. Lucas Gregorowicz und Frederick Lau kamen bei der Hit-and-Run-Produktion vorbei und erfreuen mit Gastauftritten das Publikum. Dann fällt es weniger auf, dass die Jagd schon in einem arg moderaten Tempo vonstattengeht.

Von Claudia Nitsche

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