"Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 02.09.2021
Regisseur: Destin Daniel Cretton
Schauspieler: Simu Liu, Awkwafina, Tony Leung
Entstehungszeitraum: 2021
Land: USA
Freigabealter: 12
Verleih: Disney
Laufzeit: 132 Min.
Von der Vergangenheit eingeholt
Ausgebremst hat die Corona-Pandemie auch die eigentlich so gut geölte Marvel-Maschine, die ansonsten regelmäßig neuen Stoff unter das Kinopublikum bringt. Kevin Feige, der kreative Kopf des Apparats, und seine Mitstreiter mussten aufgrund der Kinoschließungen mit dem Start der vierten Phase ihrer fortlaufenden Reihe an Comicadaptionen bis in den Sommer 2021 warten. "Black Widow", das Soloabenteuer der von Scarlett Johansson verkörperten Natasha Romanoff, läutete im Juli das nächste Kapitel im sogenannten Marvel Cinematic Universe ein. Nur zwei Monate später steht nun bereits der nächste Blockbuster an, der mit einem bislang unbekannten Protagonisten vertraut macht und in ein neues, aufregendes Setting entführt.

Im 25. Beitrag der Reihe dreht sich erstmals alles um einen asiatischen Superhelden. Seine Kampfkünste hat Shang-Chi (Simu Liu) jedoch schon lange nicht mehr demonstriert. Nach dem gewaltsamen Tod seiner Mutter Li (Fala Chen) wollte ihn sein Vater, der mächtige Terrorboss Wenwu (Tony Leung), zu einem Killer ausbilden und auf sein Erbe vorbereiten. Seit 1000 Jahren sorgt dessen Organisation mithilfe zehn magischer Ringe für Angst und Schrecken. Shang-Chi aber gelang die Flucht nach San Francisco, wo er unter dem Namen Shaun fortan ein einfaches Leben als Hotelbediensteter führt.

Ambivalenter Antagonist

Seine beste Freundin und Kollegin Katy (Awkwafina) fällt aus allen Wolken, als Shang-Chi eines Tages nach der Arbeit im Bus überfallen wird und gegen die Angreifer äußerst geschickt zu Werke geht. Im Anschluss setzt er Katy ins Bild und braust mit ihr nach Macau, um sich dort mit seiner von ihm entfremdeten Schwester Xialing (Meng'er Zhang) zu treffen. Nur wenig später befindet sich das Trio auf der Flucht vor den Schergen Wenwus, den persönliche Motive zu einer rücksichtslosen Mission treiben.

Schon "Black Widow" handelte von den Schatten einer Vergangenheit, der die Hauptfigur für immer entkommen wollte, und erwies sich in Teilen als Drama um familiäre Traumata und Enttäuschungen. Auch Shang-Chi muss sich nun widerwillig mit seinem Schicksal und seiner Herkunft auseinandersetzen, was einige alte Wunden aufreißt. Interessanter als der durchaus sympathische, in diesem Film noch nicht sonderlich komplex angelegte Protagonist ist allerdings sein Vater, der das im Marvel-Kosmos häufig auftauchende Klischee des größenwahnsinnigen Ich-will-die-Welt-erobern-Bösewichts unterläuft. Seine Ursprünge deuten zwar in diese Richtung; angetrieben wird er jedoch von einer Wut über das eigene Versagen. Schließlich gelang es ihm einst trotz all seiner Macht nicht, seine Frau zu beschützen.

Awkwafina setzt Akzente

Der Plot des Films reißt sicher keine Bäume aus und bleibt phasenweise etwas zu diffus, ist aber durchaus kurzweilig. In puncto visueller Opulenz klotzen Regisseur Destin Daniel Cretton ("Just Mercy") und seine Crew vor allem ab dem Moment, als wir in das verwunschene, in einem magischen Wald versteckte Parallelreich von Shang-Chis Mutter eintauchen. Für gute Laune sorgt neben dem Auftritt eines bereits in die Marvel-Reihe eingeführten Charakters, der hier nicht näher verraten werden soll, die ständig große Augen machende Katy. Als Stellvertreterin des Zuschauers äußert sie immer wieder ihre Verwunderung darüber, in was für ein Abenteuer sie hineingeschlittert ist. Awkwafinas rauer Charme und ihr Gespür für das richtige Timing ihrer Gags beleben das Geschehen ungemein. Schade ist hingegen, wie wenig das Drehbuch mit Xialing anzufangen weiß, obwohl ihr - das deutet eine Szene nach dem Abspann an - eine größere Entwicklung bevorsteht.

Dass handgemachte Actioneinlagen oft viel eindrucksvoller und mitreißender sind als aufgeblasene Computereffektschlachten, unterstreicht der Film sehr deutlich. Vor dem Finale bringt Regisseur Cretton mehrere stark choreografierte Kampfmomente in den Kasten. Auf den letzten Metern entfacht er dann jedoch ein manchmal seltsam künstlich wirkendes digitales Feuerwerk samt Monstershow. Weniger wäre hier wohl die etwas klügere Entscheidung gewesen.

Von Christopher Diekhaus

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