"Three Thousand Years of Longing"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 01.09.2022
Regisseur: George Miller
Schauspieler: Tilda Swinton, Idris Elba
Entstehungszeitraum: 2022
Land: USA, Australien
Freigabealter: 12
Verleih: Leonine
Laufzeit: 108 Minuten
Wunschlos glücklich?
Ein neuer Film von George Miller, das ist eigentlich per se schon ein Happening. Aber immer auch ein bisschen Wundertüte. Die 1979 gestartete "Mad Max"-Reihe mit Mel Gibson machte Miller zur Kino-Legende, daneben hat der Australier unter anderem aber auch "Die Hexen von Eastwick" (1987), "Schweinchen Babe in der großen Stadt" (1998) und zwei "Happy Feet"-Kinderfilme (die mit den Pinguinen, 2006 und 2011) inszeniert. 2015 kehrte Miller dann zu "Mad Max"-zurück, das Reboot "Fury Road" mit Tom Hardy als neuem Hauptdarsteller war ein riesiger Erfolg.

Ein weiterer "Mad Max"-Film ist schon lange in Planung, liegt aber derzeit auf Eis - Miller stritt zuletzt mit dem Filmstudio um Bonuszahlungen. Das ist schlecht für Fans der post-apokalyptischen Kult-Reihe um Max Rockatansky, aber gut für andere Cineasten. Miller nutzte die Zeit, um ein anderes Großprojekt "einzuschieben": "Three Thousand Years of Longing", ein bildgewaltiges, fantasievolles, hochkarätig besetztes Kino-Märchen zwischen orientalischen Mythen und westlicher Moderne.

"Es gibt keine Geschichte über das Wünschen, die nicht auch eine Warnung enthält"

Ein Dschinn gewährt drei Wünsche, die Möglichkeiten sind beinahe unbegrenzt - bis heute kennt jedes Kind die jahrhundertealte Geschichte vom Flaschengeist, die im Film, in Serien, im Theater und in der Literatur immer wieder neu verarbeitet wird. Etwas Gutes kommt dabei selten heraus. Entweder, weil der Dschinn sich als gemeiner und hinterlistiger Dämon entpuppt, oder weil die Menschen zu gierig sind, um sich etwas Vernünftiges jenseits von Gold und grenzenloser Macht zu wünschen.

Dr. Alithea Binnie (Tilda Swinton), immerhin, weiß das alles. Die etwas spröde britische Akademikerin, eine Expertin auf dem Gebiet der Erzähltheorie, hat auf dem Bazar in Istanbul ein sonderbares Fläschchen gefunden, das sie wie magisch sofort in ihren Bann zieht. Einen Reinigungsversuch später taucht auch schon der Dschinn (Idris Elba) in ihrem Hotelzimmer auf. Man unterhält sich zunächst auf Altgriechisch. Sie habe ihn aus der Flasche befreit, erklärt er, deshalb sei er nun verpflichtet, ihr drei Wünsche zu erfüllen.

"Also, was wünschst Du Dir? Was ist Deines Herzens Begehr?" Alithea zögert: "Es gibt keine Geschichte über das Wünschen, die nicht auch eine Warnung enthält." Außerdem sei sie als unabhängige moderne Frau sowieso wunschlos glücklich. Aber ist sie das wirklich? Um Alithea doch noch für die Sache zu gewinnen, erzählt der Dschinn ihr drei Geschichten aus den 3.000 Jahren seines Daseins. Sie handeln von König Salomo und der Königin von Saba, von Konkubinen und Kaufleuten, von Einsamkeit, Sehnsucht, Liebe, Verrat, Zorn und Mord.

Eine Geschichte über das Geschichtenerzählen

George Miller, der die Erwartungen des Publikums durchaus kennt, bezeichnet "Three Thousand Years of Longing" als "Anti-Mad-Max", arbeitete hier aber zu großen Teilen wieder mit demselben Team, das ihm zuletzt bei "Fury Road" zu sechs Oscars verhalf. Mit üppigen, fast schon dekadenten Bildern taucht er ein in die Erzählungen des Dschinn, schmückt sie aus mit Gold, Perlenketten und Brokat, mit atemberaubenden Kulissen und prunkvollen Kostümen.

Es ist eine beeindruckende Reise in eine exotische Welt wie aus 1.001 Nacht, die letztlich auch Alithea überzeugt. Sie äußert also nach reiflicher Überlegung ihren ersten Wunsch. Ein Wunsch, der für sie und den Dschinn alles verändert und diese verträumte Geschichte in eine ganz neue Richtung lenkt.

George Miller produzierte "Three Thousand Years of Longing", schrieb gemeinsam mit Augusta Gore das Drehbuch und führte Regie; als Vorlage diente die Kurzgeschichte "Der verliebte Dschinn" (1995) von Antonia Susan Byatt. Es ist nicht unbedingt der Stoff für große Blockbuster, vor allem nicht nach heutigen Standards, aber am Ende doch ein echtes Kino-Erlebnis. Zauberei und Wissenschaft, Fantasie und Wirklichkeit, Liebe und Vernunft, unsterbliche Geister und irdischer Staub: In diesem Spektrum erzählt George Miller eine bittersüße Geschichte über das Geschichtenerzählen selbst.

Von John Fasnaugh

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