Michael "Bully" Herbig über "Tausend Zeilen": "Ich wollte kein Journalisten-Bashing betreiben"

Vier Jahre liegt der Medienskandal zurück, den der "Spiegel"-Journalist Claas Relotius durch teilweise frei erfundene Reportagen ausgelöst hatte. Mit "Tausend Zeilen" erscheint nun ein Kinofilm, in dem Star-Komiker und -Regisseur Michael "Bully" Herbig die Ereignisse aufgreift. Die Filmhandlung basiert auf dem Tatsachenbericht "Tausend Zeilen Lüge" von Juan Moreno. Der Journalist hatte mit seinen Recherchen den Skandal maßgeblich aufgedeckt.

Im Gespräch mit "Spiegel"-Chefredakteur Steffen Klusmann und "Spiegel"-Kulturchef Stefan Kuzmany nannte Herbig den Stoff "besonders spannend, weil er relevant ist und in eine sehr fragile Zeit fällt, in der einige der Presse ohnehin schon sehr kritisch gegenüberstehen". Dass ein solcher Skandal "auch noch beim seriösesten Nachrichtenmagazin Europas" passiert sei, beinhalte "eine enorme Fallhöhe". "Für mich war sofort klar: Das ist Unterhaltung, da steckt Satire drin, aber eben nicht nur."

"Tausend Zeilen": Warum Bully Herbig keinen Kontakt zu Claas Relotius wollte

Auf den Einwand, "dass ein solcher Film Wasser auf die Mühlen jener sein könnte, die die Medien pauschal für Lügenpresse halten", antwortete Herbig: "Klar. Wir waren uns dieser Verantwortung durchaus bewusst und wollten das Thema sensibel angehen, auch wenn es ein Unterhaltungsfilm ist. Ich wollte kein Journalisten-Bashing betreiben und niemanden vernichten. Ich bin ja selbst Leser."

Andererseits werde kein Leser gerne angelogen. Er selbst habe es schrecklich gefunden, "dass dieses Vertrauen plötzlich so erschüttert war". Herbig: "Schön fände ich es, wenn die Leute aus dem Kino rausgehen und verstehen, dass im Grunde auch der Journalismus belogen wurde. Der aber dann in der Lage war, das zu entlarven und aufzuklären. Und das wiederum macht Hoffnung."

Nach Informationen von "Spiegel"-Kultur-Ressortleiter Kuzmany habe Claas Relotius versucht, Kontakt mit dem Filmemacher aufzunehmen. "Das kann sein", antwortete Herbig vage auf die Frage, ob das zutreffe. "Ich habe das allerdings von Anfang an ausgeschlossen. Ich wollte mich auf das Buch von Juan Moreno konzentrieren, seine Sichtweise, seine Geschichte". Er habe Sorge gehabt, "dass der Stoff verwässert wird, wenn ich mit Relotius rede, weil man als Erzähler in einen Zwiespalt gerät". Zu große Nähe zu den echten Protagonisten, so Herbig, könne die künstlerische Freiheit einschränken.

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