Scharfe Kritik an Trump: So politisch waren die Golden Globes
Bei der 77. Preisverleihung der "Hollywood Foreign Press Association" (HFPA) herrschte nach den jüngsten Ereignissen im Iran in um das Beverly Hilton Hotel in Los Angeles höchste Sicherheitsstufe. Das hielt die "High Society" von Hollywood aber nicht davon ab, die Golden Globes zu feiern, die als Vorboten der begehrten Oscars gelten.

Und nicht nur mit den extra Vorsichtsmaßnahmen wurden die Gäste konfrontiert, sondern auch mit einem neuen Speiseplan. Zum ersten Mal wurde bei einer der wichtigsten Veranstaltungen in Hollywood komplett auf Fleisch und Tierprodukte verzichtet. Außerdem wurden die gewohnten Plastikflaschen verbannt, Wasser wurde nur noch in Glasflaschen gereicht. Wie HFPA-Präsident Lorenzo Soria betonte, sei die Klimakrise nicht zu ignorieren und alle sollten sich damit auseinandersetzen. Diese Nachhaltigkeit wäre genau das richtige Signal zum Jahresstart.

Ganz zur Freude von Moderator Ricky Gervais, der schon lange ein Verfechter von Tierrechten ist. Das war für den Briten jedoch noch lange kein Grund, die Veranstalter vor seinen Witzen zu verschonen. Er legte gleich damit los, dass es zwar das fünfte, aber auch das letzte Mal sei, dass er diese Veranstaltung moderiere - deswegen werde er kein Blatt vor den Mund nehmen. Spielerisch tadelte er das hohe Alter vieler Mitglieder der HFPA, deutete auf Rassismus innerhalb der Industrie hin und behauptete, dass Leonardo DiCaprios Freundinnen nach der dreistündigen Premiere seines Films "Once Upon a Time in Hollywood" schon zu alt für ihn seien. Außerdem interessiere sich heute sowieso keiner mehr für Filme. Zweimal wurde ihm aufgrund seines bissigen Humors sogar der Ton abgedreht, da Gervais einige Worte fallen ließ, die nicht fürs Live-TV geeignet waren. Doch der 58-Jährige nahm es gelassen und betonte, dass es sich doch nur um Witze handele, die keiner zu eng sehen sollte. Schließlich würden wir alle sowieso bald sterben.

Kritik an Donald Trump

Auch viele der ausgezeichneten Stars konnten sich gesellschaftskritische Kommentare nicht verkneifen. Michelle Williams appellierte mit Blick auf die im November anstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA an alle Frauen, wählen zu gehen, und machte sich für das Recht auf Abtreibung stark. Patricia Arquette brachte die Zuschauer knallhart in die Realität zurück, als sie erklärte, dass Amerika einen Präsidenten habe, der am Abend twittere, 50 Bomben im Iran loszulassen. Wie sich wohl Mütter fühlen würden, wenn ihre Kinder in die Luft gesprengt würden, und das alles, während Australien unter Feuer stehe? Arquette forderte alle Zuschauer auf, an den diesjährigen Präsidentschaftswahlen teilzunehmen.

Russell Crowe ließ sich wegen der Brände in Down Under sogar komplett entschuldigen und über Laudatorin Jennifer Aniston ausrichten: "Die Tragödie in Australien basiert auf dem Klimawandel. Wir müssen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse handeln, weltweit unsere Arbeitskraft auf erneuerbare Energien umstellen und unseren Planeten als den einzigartigen und wunderbaren Ort respektieren lernen, der er ist. Nur dann haben wir alle eine Zukunft!"

Ellen DeGeneres, die den "Carol Burnett Award" für ihr Lebenswerk bekam, sprach darüber, wie schwer es für sie gewesen sei, sich 1997 öffentlich als lesbisch zu outen. Tom Hanks, der ebenfalls für sein Lebenswerk geehrt wurde, war so gerührt, dass er während seiner Rede mit den Tränen kämpfen musste. Er bedankte sich bei seiner Frau und seinen fünf Kindern, die alle im Saal anwesend waren, dafür, dass sie immer hinter ihm stünden und ihm ermöglicht hätten, seinem Beruf nachzugehen.

Dank an Leonardo DiCaprio

Brad Pitt, der als bester Nebendarsteller für "Once Upon a Time in Hollywood" ausgezeichnet wurde, bedankte sich bei seinem Filmpartner Leonardo DiCarpio dafür, dass er ohne ihn nicht auf der Bühne stehen würde, um diese Auszeichnung entgegenzunehmen. und stellte in Anspielung auf den Film "Titanic" klar: "Ich hätte das Floß mit dir geteilt." Dann gab er dem Publikum noch einen Rat mit auf den Weg: "Wenn Sie die Chance sehen, nett zu jemanden zu sein, tun sie es. Jeder kann das brauchen."

Quentin Tarantino sahnte mit seinem Film noch zwei weitere Globes ab, als "Bester Film - Musical oder Komödie" und "Bestes Drehbuch". Renée Zellweger ("Judy") und Joaquin Phoenix ("Joker") wurden als beste Schauspielerin beziehungsweise bester Schauspieler geehrt. Die Serien "Fleabag" und "Succession" gewannen jeweils zwei TV-Auszeichnungen. "1917" wurde zum besten Film gewählt. Für den Streaming-Riesen Netflix, der mit stolzen 34 Nominierungen ins Rennen gegangen war, war der Abend hingegen enttäuschend. Mit Laura Dern als beste Nebendarstellerin in "Marriage Story" und Olivia Colman als beste Serien-Hauptdarstellerin in "The Crown" konnte sich Netflix nur zwei Preise sichern. Apple TV Plus ging leer aus.

Alle Sieger im Überblick

Bester Film - Drama: "1917" Bester Film - Musical oder Komödie: "Once Upon a Time in Hollywood" Beste Hauptdarstellerin - Drama: Renée Zellweger "Judy" Bester Hauptdarsteller - Drama: Joaquin Phoenix "Joker" Bester Hauptdarsteller - Musical oder Komödie: Taron Egerton "Rocketman" Beste Hauptdarstellerin - Musical oder Komödie: Awkwafina "The Farewell" Beste Nebendarstellerin: Laura Dern "Marriage Story" Bester Nebendarsteller: Brad Pitt "Once Upon a Time in Hollywood" Beste Regie: Sam Mendes, "1917" Beste Filmmusik: Hildur Guðnadóttir "Joker" Bester Filmsong: Elton John "I'm Gonna Love Me Again" Bestes Drehbuch: Quentin Tarantino "Once Upon a Time in Hollywood" Bester fremdsprachiger Film: "Parasite" Bester Animationsfilm: "Mister Link - Ein fellig verrücktes Abenteuer"

Cecil B. DeMille Award: Tom Hanks

Beste Serie - Komödie oder Musical: "Fleabag" Beste Serie - Drama: "Succession" Beste Mini-Serie oder TV-Film: "Chernobyl" Beste Serien-Hauptdarstellerin - Drama: Olivia Colman "The Crown" Bester Serien-Hauptdarsteller - Drama: Brian Cox "Succession" Beste Serien-Hauptdarstellerin - Komödie oder Musical: Phoebe Waller-Bridge "Fleabag" Bester Serien-Hauptdarsteller - Komödie oder Musical: Ramy Youssef "Ramy" Beste Hauptdarstellerin - Mini-Serie oder TV-Film: Michelle Williams "Fosse/Verdon" Bester Hauptdarsteller - Mini-Serie oder TV-Film: Russell Crowe "The Loudest Voice" Beste Nebendarstellerin - Serie, Mini-Serie oder TV-Film: Patricia Arquette "The Act" Bester Nebendarsteller - Serie, Mini-Serie oder TV-Film: Stellan Skarsgård "Chernobyl"

Von Rachel Kasuch

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