Iranischer Film "Es gibt kein Böses" gewinnt den Goldenen Bären
Zum dritten Mal - nach "Nader und Simin - Eine Trennung" (2011) und "Taxi Teheran" (2015) - hat ein Film aus dem Iran den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. Die Jury um Präsident Jeremy Irons vergab den Hauptpreis der 70. Ausgabe des Filmfestivals an Mohammed Rassulof für seinen Film "Es gibt kein Böses". Der Regisseur zeigt in vier lose zusammenhängenden Episoden die toxische Wirkung der Todesstrafe im Iran auf die Gesellschaft.

Der Film hatte schon im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Denn Mohammed Rassulof darf den Iran seit 2017 nicht verlassen und hatte auch für die Berlinale keine Reiseerlaubnis bekommen. Den Preis nahm seine Tochter stellvertretend entgegen. Bei der Verleihung zeigt sich das Publikum im Berlinale Palast solidarisch und erhob sich für Ovationen von den Sitzen - insbesondere auch für alle Mitwirkenden, die für die Arbeit an dem Film im repressiven Regime ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten.

Darstellerpreis für Paula Beer, Italien gewinnt doppelt

Im Jahr eins nach Dieter Kosslick hatte die neue Berlinale-Doppelspitze, die Niederländerin Mariette Rissenbeek und der Italiener Carlo Chatrian, 18 Filme in den Wettbewerb eingeladen, darunter zwei deutsche Produktionen, die positiv auffielen. Vor allem die bildgewaltige und emotionale Neuinterpretation des Döblin-Klassikers "Berlin Alexanderplatz" überzeugte mit ihrer kraftvollen Gegenwartskritik.

Christian Petzolds "Undine" schlägt leisere Töne an. Das mythische Gegenwartsmärchen ist eine poetische Betrachtung der Liebe zwischen allen Welten, für das Paula Beer den Silbernen Bären als beste Darstellerin gewann. "Man kann immer nur so gut sein wie sein Gegenüber", bedankte sich die Schauspielerin ("Bad Banks") explizit bei ihrem Leinwandpartner. "Franz Rogowski ist der wunderbarste Spielmann, den man sich vorstellen kann. Auf noch ganz viele weitere Filme."

Den Silbernen Bären für den besten Darsteller gewann der Italiener Elio Germano. Er spielte in "Volevo nascondermi" ("Hidden Away") von Giorgio Diritti den Maler Antonio Ligabue, der trotz geistiger und körperlicher Beeinträchtigung zu einem angesehenen Künstler wird. Germano war auf der Jubiläums-Berlinale auch in einem weiteren Film zu sehen: "Favolace" ("Bad Tales"), ein enigmatischer Abgesang auf die kaputte Menschheit in sommerlich-flirrenden Vorstadtbildern, gewann ebenfalls einen Silbernen Bären. Die Brüder Damiano und Fabio D'Innocenzo wurden für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Leise Filme, große Geschichten

Einen nachhaltigen Eindruck hinterließ im Wettbewerb auch das leise Coming-of-Age-Drama "Never Rarely Sometimes Always" von Eliza Hittman. Sie begleitet darin eine 17-Jährige, die ungewollt schwanger ist und aus einer Kleinstadt in Pennsylvania nach New York City fährt, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen. So konsequent, eindringlich und mitfühlend war Kino lange nicht mehr. Der Film gewann den Großen Preis der Jury.

Der Südkoreaner Hong Sangsoo gewann für seinen leisen, aber umso intensiveren Film "Die Frau, die rannte" den Silbernen Bären für die beste Regie. Mit dem Sonderpreis zur 70. Berlinale wurde die französische Internetkomödie "Delete History" ("Effacer l'historique") ausgezeichnet. Für die Kameraarbeit am kontroversen Kunstprojekt "DAU.Natasha" erhielt der deutsche Kameramann Jürgen Jürges den Silbernen Bären für eine "herausragende künstlerische Leistung".

Von Andreas Fischer

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