Die Fantasie als Lebensretter: Das sind die Heimkino-Highlights der Woche
Es ist eine fast schon absurde Ausgangssituation, die der in der Ukraine geborene Regisseur Vadim Perelman ("Haus aus Sand und Nebel") in seinem letztjährigen Berlinale-Beitrag "Persischstunden" zu einem eindringlichen Holocaustdrama verdichtet: Ein SS-Mann will Farsi lernen und lässt sich dafür von einem jüdischen KZ-Häftling unterrichten. Dieser wiederum möchte die Erinnerung an Tausende grausam getötete Naziopfer am Leben erhalten. Der Film, der aus einigen dicht inszenierten, düsteren Kammerspielszenen besteht, erscheint nun, ebenso wie "The New Mutants" und "Exil" auf DVD und Blu-ray.

"Persischstunden" (VÖ: 29. Januar)

Dass Gilles (Nahuel Pérez Biscayart) überhaupt noch lebt, gleicht einem Wunder. Auf dem Weg zu seiner Erschießung durch die Nazis im besetzten Frankreich hatte der Jude behauptet, Perser zu sein, und entging dadurch dem Massaker. Nun soll er dem SS-Hauptsturmführer Klaus Koch (Lars Eidinger) Farsi beibringen, damit dieser nach dem Krieg ein Restaurant in Teheran eröffnen kann. Doch Gilles, der sich fortan Reza nennt, spricht gar kein Farsi. Also erfindet er eine Fantasiesprache, die er aus den Namen der todgeweihten Häftlinge aus einem Gefangenenregister formt. "Persischstunden" von Vadim Perelman basiert auf der Erzählung "Erfindung einer Sprache" von Wolfgang Kohlhaase. Der Film mag Züge eines Schelmenstücks tragen, ist aber vor allem die detailreiche Schilderung der Barbarei aus einer ungewöhnlichen Perspektive.

Preis DVD: circa 14 Euro

D/RUS, Regie: Vadim Perelman, Laufzeit: 122 Minuten

"The New Mutants" (VÖ: 21. Januar)

Fünf Jugendliche finden sich an einem unbekannten Ort wieder, ohne zu wissen, wie sie dahin gekommen sind oder was sie dort zu suchen haben. Erst im Gespräch mit der vorgeblichen Ärztin Dr. Reyes (Alice Braga) erfahren sie mehr: Die Jugendlichen haben Superkräfte, die sie (noch) nicht genau kennen und erst recht nicht kontrollieren können. Sie sind in dem trüben Gemäuer gelandet, weil sie Menschen, willentlich oder unwillentlich, getötet haben. Die Psychiaterin gibt vor, ihnen helfen zu wollen, besser mit ihren übermenschlichen Kräften zurechtzukommen. Doch die Wahrheit ist eine andere. Technisch bewegt sich der "X-Men"-Ableger "The New Mutants" auf höchstem Niveau: Die Computereffekte sind erstklassig, die Action ist flüssig und glaubhaft gefilmt.

Preis DVD: circa 14 Euro

USA, 2019, Regie: Josh Boone, Laufzeit: 90 Minuten

"Exil" (VÖ: 22. Januar)

Xhafer (Mišel Matičević) arbeitet in einem Pharmaunternehmen, ist mit Nora (Sandra Hüller) verheiratet, hat drei Kinder und lebt in einer Reihenhaussiedlung irgendwo in Deutschland. Der Glamourfaktor dieses Lebens tendiert gegen Null, rein äußerlich gesehen ist aber auch kein Grund vorhanden, zu verzweifeln. Und doch geht Xhafer irgendwann nur noch mit schweißnassem Hals zur Arbeit. Er fühlt sich verfolgt, gemobbt, bedroht von seinen Kollegen, verdächtigt seine Frau, dass sie ihn betrügt, und wird zunehmend stoischer, unduldsamer und misstrauischer. Die Kamera bleibt ihm dabei buchstäblich im Nacken. Die Atmosphäre fangen Regisseur Visar Morina und sein Kameramann Matteo Cocco in "Exil" mit eindringlichen Bildern ein.

Preis DVD: circa 15 Euro

D/B, 2020, Regie: Visar Morina, Laufzeit: 116 Minuten

Von teleschau

Impressum

Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.

Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:

teleschau - der mediendienst GmbH
Landsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum