Arnold Schwarzenegger
"Hey, ich bin 67 - ich fühle mich großartig!"
Mit "Hasta la vista" verabschiedete Arnold Schwarzenegger kürzlich einen homophoben Facebook-Fan, dem die Regenbogenflagge im Profilbild des Terminators nicht gefiel. Gerüchten zufolge pflegt der Hollywoodstar seine Seite tatsächlich selbst. Selbst wenn nicht: Es sind die Sprüche des weltbekannten Österreichers, die längst als wertvolles Gut in die Geschichte der Popkultur eingegangen sind. Und so tritt Arnie beim Interview im Berliner Hotel Adlon auch auf: Breit akzentuiert Englisch sprechend, mit einem Grinsen im Gesicht, das von einem süffisanten kalifornischen Humor zeugt. Wohl wissend, dass er, Ex-Bodybuilder und Ex-Gouverneur, niemandem mehr etwas beweisen muss. Unnahbar und vertraut zugleich - eine Ausstrahlung, die nur ein Filmheld alter Schule verbreiten kann. Dazu jene distanzierte Ironie, wenn er von der eigenen Person, von seiner beispiellosen Karriere spricht. In "Terminator: Genisys" (Start: 9. Juli) spielt der 67-Jährige wieder die Rolle seines Lebens - und kämpft dabei gegen sein jüngeres Ich. Ob Schwarzenegger das Altern etwas ausmacht und wie er seine Zeit als Politiker heute sieht - all das erzählt die Legende im Interview.

teleschau: Wie fühlte es sich an, im neuen "Terminator" gegen Ihr jüngeres Ich zu kämpfen?

Arnold Schwarzenegger: Es ist sehr unterhaltsam. Aber die Frage, die ich mir die ganze Zeit gestellt habe, während ich mit diesem Bodybuilding-Typ kämpfte, war: Wie werden Sie das Gesicht und den Körper ersetzen?

teleschau: Sie meinen von dem Double, das im Film durch ihr Alter Ego von 1984 ersetzt wird?

Schwarzenegger: Ja, er war zwar auch so ein muskulöser Mr. Universe-Typ. Aber jeder ist verschieden. Er hatte einen beeindruckenden Körper. Ich konnte sehen, warum er ein Gewinnertyp ist. Aber sein Körper sah nicht wirklich so aus wie meiner im Jahr 1984. Also fragte ich mich, wie sie das gemacht haben ...

teleschau: Und - wie gelang es?

Schwarzenegger: Es ist beeindruckend: Sie haben über ein Jahr an den Visual Effects gearbeitet. Und sie schafften es! Als ich den Film zum ersten Mal sah, haute es mich wirklich um. Unglaublich, wie real sie meinen Körper von damals nachgebildet haben. Schließlich konnten sie nicht eine einzige Szene aus dem Original-"Terminator" verwenden - weil sie die Rechte daran nicht besitzen.

teleschau: Hat man dem Bodybuilder Trainings-Tipps gegeben, damit er Ihnen ähnlich wird?

Schwarzenegger: Man kann nicht trainieren, um wie jemand anderes auszusehen. Manche Menschen haben kürzere Bizepse. Manche haben einfach längere Gliedmaßen, zum Beispiel längere Beine. Jede Bauchmuskulatur ist anders geformt. Daran kann man nichts ändern. Man kann nur an der Definition und an der Größe arbeiten - nicht am Typ.

teleschau: Nun da Sie älter werden - trauern Sie der Zeit hinterher, als ihr Körper jung und trainiert war?

Schwarzenegger: Nein. Das macht mir nichts aus. Zumindest noch nicht. Ich kann natürlich nicht sagen, wie ich darüber in zehn Jahren denke.

teleschau: Sie sehen das locker?

Schwarzenegger: Bis jetzt habe ich eben noch keine Benachteiligung verspürt. Weder als Gouverneur noch im Filmgeschäft. Beim Film etwa kommt es auf ein gutes Drehbuch an - so dass man nicht so tun muss, als wäre man 40 Jahre alt. Es wäre katastrophal, das zu versuchen.

teleschau: Viele versuchen es trotzdem ...

Schwarzenegger: Naja, oft wollen sich vor allem Frauen mit Schönheitsoperationen ein jüngeres Aussehen verleihen. Das geht eine Zeit lang gut. Aber irgendwann merken das die Leute und machen sich über dich lustig. Da ist es besser zu sagen: "Hey, ich bin 67. Ich fühle mich großartig." Und dieser Terminator ist nun mal 67 Jahre alt. Das bekommt man hin, indem man das Skript anpasst. Es ist dasselbe wie bei "Conan".

teleschau: Sie reden vom Fantasy-Film "Conan - Der Barbar" von 1982 und dessen geplanter Fortsetzung "Die Legende von Conan" ...

Schwarzenegger: Richtig. Weil Sequels und bekannte Franchise-Produkte momentan "in" sind, sagte man mir: "Wir sind wirklich sehr an einer 'Conan'-Fortsetzung interessiert, die in der Zeit einsetzt, als du König warst, dich aber in die Berge zurückgezogen hast. Es wird so geschrieben, dass du wiederkehrst, kämpfst und das Schloss und Königreich rettest. Das mit dem Alter bekommen wir hin." Dabei sage ich denen schon seit 20 Jahren, dass sie eine Fortsetzung drehen sollen.

teleschau: Jetzt ist es endlich soweit. Und Sie spielen wieder mit!

Schwarzenegger: Ja, weil es möglich ist. Das ist natürlich großartig für mich. Schließlich werden die Charaktere in den meisten dieser Fälle ersetzt. Man schaue sich Batman an, Spiderman, Superman oder auch James Bond. Und ich werde Jahrzehnte später gefragt, ob ich zurück komme (lacht). Das freut mich.

teleschau: Dennoch werden Sie in "Terminator: Genisys" zumindest teilweise ersetzt - von einer animierten Figur. Das ist sicher psychologisch nicht leicht. Beunruhigt es Sie, das zu sehen?

Schwarzenegger: Ich bin nie beunruhigt. Zumindest nicht so schnell (lacht).

teleschau: Kein bisschen?

Schwarzenegger: Es wäre vermutlich eher psychologisch beunruhigend, wenn ich nicht gefragt worden wäre, wieder als Terminator mitzuspielen. Und völlig durch diesen jungen Typ ersetzt worden wäre. Solange ich dabei bin, bin ich zufrieden.

teleschau: Sie finden ihr digitales Alter Ego also gelungen? Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Computeranimationen im Film allgemein?

Schwarzenegger: Ich glaube, an diesem Punkt spielt die Entwicklung der Technologien ihre Vorteile aus. Es ist unglaublich, wie viel besser man heutzutage Dinge aussehen lassen kann. Wie viel besser man eine Geschichte dadurch erzählen kann. Vor 20 Jahren wäre die Szene, in der ich gegen mich selbst kämpfe, nicht möglich gewesen. Das bereichert uns - und es liefert dem Publikum ein immer größeres visuelles Spektakel. Wir haben es gerade erst wieder in "Jurassic World" gesehen: Man sitzt im Kino und kann tatsächlich Nahaufnahmen dieser gigantischen Dinosaurier sehen. Das ist einfach tolle Unterhaltung. Es kostet natürlich auch eine Menge Arbeit und viel Geld.

teleschau: Wird es aber dadurch nicht schwieriger, sich als Schauspieler durchzusetzen?

Schwarzenegger: Nein, denn man wird ja trotzdem immer noch als Schauspieler benötigt. Selbst wenn sie einen nur für das Ersetzen eines Gesichts brauchen. Es wird nichts weggenommen. Man kann so viel machen heute. Ich habe James Cameron beim Dreh von "Avatar" in Süd-L.A. gesehen. Er hat dort gedreht und gedreht, aber da war gar nichts. Er hat nur Greenscreen benutzt. Den Hintergrund filmte er dann irgendwo in Neuseeland. Es ist doch toll, dass die Schauspieler in Set-Atmosphäre spielen können. Sie hängen nicht irgendwo da draußen im Baum, sondern sind im Studio. Es ist wirklich wild ...

teleschau: In Ihren frühen Tagen als Schauspieler war das anders. War es für Sie eigentlich immer klar, dass Sie nach dem Ausflug in die Politik ins Filmgeschäft zurückkehren?

Schwarzenegger: Für mich stellte sich die Frage gar nicht. Ich wollte einfach für ein paar Jahre aus dem Entertainment-Leben aussteigen, um Gouverneur zu sein. Dabei konnte ich mich natürlich nicht festlegen, ob es vier oder acht Jahre werden würden - man kann schließlich nicht davon ausgehen, dass man wiedergewählt wird. Das war die Idee und sie funktionierte perfekt. Ich wurde wiedergewählt und nach weiteren vier Jahren stellte ich mir die Frage, über welche Wege ich am besten wieder ins Filmgeschäft gelange. Denn es ist eine Sache, für sich selbst zu sagen: 'Ich bin zurück.' Und eine andere, dass die Leute denken: 'Oh, toll, er ist zurück.'

teleschau: Hat ihre politische Karriere eher ihren Blick auf das Filmemachen oder jenen auf die Politik verändert?

Schwarzenegger: Ich betrachte das Filmgeschäft immer noch so wie zuvor. Ebenso die Politik. Allerdings auch mit mehr Wertschätzung. Denn es ist wirklich sehr schwer, Politiker zu sein.

teleschau: Inwiefern?

Schwarzenegger: Es ist kompliziert. Wenn eine gewisse Anzahl von Leuten zustimmen muss, wenn man für jede Entscheidung eine Mehrheit braucht und die Leute überzeugen muss, einem die Stimme zu geben. Wenn man besondere Interessen berücksichtigen muss, wenn man das Volk für sich gewinnen muss. Es ist keineswegs so, als würde eine einzige Person Entscheidungen fällen. Das wäre natürlich viel einfacher, selbst zu entscheiden. Aber das wollen wir nicht, damit nicht irgendein Verrückter eigenartige Dinge entscheidet. Deshalb haben wir dieses System.

teleschau: Das haben Sie zu schätzen gelernt?

Schwarzenegger: Ich habe gelernt, es mehr anzuerkennen, wenn Dinge verwirklicht werden. Denn ich weiß jetzt, wie viel Arbeit dahinter steckt, wie viel Lobbyarbeit, wie viel Aufwand. Man sieht aber auch die andere Seite: Politiker investieren alles für ihre eigene Partei, anstatt für die Leute da draußen. Das ist natürlich katastrophal.

teleschau: Ihre Verbindung zum Wahlvolk und zu den Fans war immer recht eng. Heutzutage sind Sie auf den Social Media-Kanälen sehr aktiv ...

Schwarzenegger: Das macht mir viel Spaß. Man hat direkten Zugang zu den Menschen. Es ist ungefiltert. Man benutzt einfach Snapchat, Instagram oder Twitter - und erreicht die Leute. Vor allem, wenn man Geld akquirieren will, wie ich mit meiner Umweltorganisation oder den Schulprojekten.

Von Maximilian Haase

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