Helen Mirren
Grande Dame mit großer Klappe
Zuletzt faszinierte sie als kämpferische Kunsterbin Maria Altmann im Drama "Die Frau in Gold" und als versnobte Restaurant-Chefin in "Madame Mallory und der Duft von Curry" (2014). Am 26. Juli wird die britische Schauspielerin Helen Mirren 70 Jahre alt - und hat nichts von ihrer umwerfenden Ausstrahlung und ihrer offenen Art eingebüßt: Wer sie trifft, kommt meist aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Dabei hielt sich die Britin selbst nie für schön oder gar für ein Sexsymbol.

Am 26. Juli 1945 als Ilyena Vasilievna Mironova in London geboren, wusste die Tochter eines Russen und einer Britin nach eigener Aussage schon als Sechsjährige, dass sie Schauspielerin werden wollte. Ihre Eltern, Kathleen und Vasiliy, waren davon nicht begeistert. Eigentlich hätten sie ahnen sollen, dass Helen für die Bühne gemacht war. Immerhin pries sie im Rahmen eines Jobs in jungen Jahren mit lauter Marktschreier-Stimme in einem Vergnügungspark die Attraktionen an. Trotzdem konnten die Eltern Helen zunächst zu einer Lehrerausbildung überreden - doch Mirren brach diese ab und wurde stattdessen mit nur 19 Jahren eines der jüngsten weiblichen Mitglieder der berühmten Royal Shakespeare Company. Ihre schauspielerische Exzellenz erwarb sie sich auf der Bühne in Klassikern wie "Troilus und Cressida", "Wie es euch gefällt" und "Macbeth".

Heute gehört sie zu Hollywoods absoluter Star-Riege - auch, wenn sie nach eigener Aussage bei weitem nicht so viel verdiene, wie behauptet wird: "Darüber kann man eigentlich nur noch lachen - und hoffen, dass das Finanzamt auch lacht und solche Meldungen nicht ernst nimmt", sagt sie. Geld scheint ihr ohnehin nicht so wichtig zu sein wie die Chance, sich frei entfalten zu können: Seit Mirren 1966 ihren ersten kleinen Auftritt in der Kinokomödie "Ein blindes Huhn" hatte, gestaltete sie ihre Film- und TV-Rollen ebenso abwechslungsreich wie die am Theater: Mal gab sie die Muse eines wesentlich älteren Künstlers ("Das Mädchen vom Korallenriff", 1969), mal geriet sie in die Wirren des irischen IRA-Konflikts ("Cal", 1984).

Als spröde Ermittlerin Jane Tennison begeisterte sie von 1991 bis 2006 das Publikum in der TV-Miniserie "Heißer Verdacht". Eine Rolle scheint ihr jedoch seit Jahren wie auf den Leib geschneidert: die der Herrscherin. Mirren gab die römische Kaisergattin im Skandalfilm "Caligula" (1979), bangte als Queen Charlotte in "King George - Ein Königreich für mehr Verstand" (1994) um ihren royalen Gatten, war als "Schneekönigin" (1995) märchenhaft böse, synchronisierte 1998 die ägyptische Königin in "Der Prinz von Ägypten" und spielte sowohl die britische "Elizabeth I" (2005) als auch die aktuelle "Queen" (2006). Gewitzt, standesbewusst und durchsetzungsstark.

Obwohl sie die Oscar-Zeremonie mal als "die Creme de la Creme des Schwachsinns" bezeichnet hat, nahm Mirren 2007 die Trophäe als beste Hauptdarstellerin für "Die Queen" stolz entgegen. Sie tut sich mit so mancher Ehrung schwer, die man ihr zuteil werden lässt: 1996 soll sie die Verleihung des "Order of the British Empire" abgelehnt haben. Erst 2003 stimmte sie zu, sich von Prinz Charles zur "Dame Commander" adeln zu lassen. Ihre Meinung über Themen, die ihr nahegehen, äußert die 1,63 Meter kleine Britin stets ohne Zögern: Sie schimpft über die "frauenfeindlichen" Rollen, die man ihr in den 60-ern und 70-ern aufdrängen wollte und klagt über gleichaltrige Kolleginnen, die wegen der Vorherrschaft männlicher Schauspieler keine Rollenangebote bekommen. Kein Wunder, dass sie sich selbst als "Möchtegern-Rebellin" bezeichnet.

Ein Mann scheint Mirrens selbstbewusste Art besonders zu mögen: ihr Ehemann, der Regisseur Taylor Hackford. Ihn lernte sie 1985 am Set von "White Nights - Nacht der Entscheidung" kennen und lieben. Seit 1997 sind die beiden verheiratet und bis heute zusammen. Kinder bekam Mirren nie - eine bewusste Entscheidung, mit der sie bis heute sehr glücklich ist: "Stattdessen hatte ich immer meine Freiheit", sagt sie. Die brachte sie in den letzten Jahren auch dazu, vermehrt in großen Blockbustern mitzuwirken. 2007 spielte sie an der Seite von Nicolas Cage in "Das Vermächtnis des geheimen Buches", 2010 brachte sie das Publikum als durchgestylte und knallharte Auftragsmörderin in "R.E.D.: Älter. Härter. Besser." zum Lachen und wirkte 2013 auch in einer Fortsetzung des Killer-Spaßes mit. Trotzdem widmet sie sich dazwischen immer wieder ihrer großen Liebe, dem Theater. "Hier kannst du mit Material arbeiten, das du beim Film nicht hast", schwärmt sie.

Vor Nacktszenen - egal ob im Film oder auf der Bühne - habe sie keine Angst, denn "die werden mit dem Alter leichter". Mirren ist ohnehin bewusst, dass die Devise "Sex sells" nach wie vor Gültigkeit hat. "Ich habe kein Problem damit, sexy zu sein", erklärt sie, "wenn es zu meinen Bedingungen ist". Wahrscheinlich ist sie deshalb so eine gefragte Schauspielerin: In der Männerdomäne Hollywood bietet sie den meist männlichen Machern die Stirn - so wie in ihrer Rolle als Hitchcock-Gattin Alma Reville an der Seite von Sir Anthony Hopkins in "Hitchcock" (2012). Gerade hat sie den Kriegs-Thriller "Eye in the Sky" abgedreht. Da spielt Mirren einen weiblichen Colonel.

Helen Mirren ist in den kommenden Wochen in zahlreichen Filmen im TV zu sehen (eine Auswahl):

Freitag, 17. Juli, 07.00 Uhr, kabel eins Classics: "Letzte Runde"

Samstag, 15. Juli, 20.15 Uhr, VOX: "Arthur"

Montag, 27. Juli, 22.15 Uhr, Einsfestival: "Love Ranch - Wahrheit und Liebe"

Samstag, 08. August, 18.20 Uhr, TNT: "2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen"

Sonntag, 30. August, 13.35 Uhr, TNT: "Die Queen"

Von Marion Brandstetter

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