Alain Delon
Ein skandalöses Sexsymbol
In Hollywood ist das zumeist einfach: Die Schönen sind auch die Guten. Die Realität ist da vielschichtiger, auch wenn manches Leben an einen Film erinnert. Ein bewegendes Dasein hat auch der französische Schauspieler Alain Delon, der am 8. November seinen 80. Geburtstag feiert. Seine Rollen schienen sich auch auf seine Welt zu übertragen: Er behielt stets den Ruf des schönen Bösen, des leidenschaftlichen Frauenhelden. Er verkörpert die verwegene Erotik, man nannte ihn den französischen James Dean, eine männliche Brigitte Bardot. Und nun, im Alter, ist er der einsame Bohème.

Sollte irgendwann ein Biopic über Alain Delon gedreht werden, wird die Nacht des 8. November 1935 um Paris sicher stürmisch, düster, mystisch. Eine Figur wie Alain Delon wird nicht unter sterilen Neonröhren geboren. Stürmisch und düster wuchs der Franzose mit den bestechend blauen Augen auch heran: Seine Eltern trennten sich, und er zog zu einer Pflegefamilie. Das Enfant terrible flog von sechs Schulen und landete schließlich, nach dem Tod der Zieheltern, auf dem Internat. Auch danach hielt der rebellische Jugendliche nicht viel von feinen Künsten: Er absolvierte eine Schlachterlehre, bevor er 1953/54 im Indochinakrieg als Fallschirmjäger diente.

Vielleicht war es diese Zeit, die dem Schönen die Aura des Gefährlichen verlieh. Nach dem Krieg wurde er als Schauspieler entdeckt und schon in seiner ersten Rolle in "Die Killer lassen bitten" (1957) spielte der damals 22-Jährige einen Mörder. Das Image blieb an ihm haften. Auch seine größten Rollen waren zwielichtige Personen: 1960 verkörperte er Tom Ripley in "Nur die Sonne war Zeuge", nach der Romanvorlage von Patricia Highsmith. Ein weiterer Meilenstein in seiner Filmografie ist der Auftragskiller Jeff Costello in "Der eiskalte Engel" (1967). Auch sonst war er meist Ganove, Degenheld oder Krieger. Das Publikum liebte und fürchtete den smarten Jungen. Als sein Leibwächter und angeblicher Geliebter seiner Frau Nathalie, Stephan Marcovic, 1968 ermordet wurde, rätselte die Boulevardpresse um Delons Kontakte zur Unterwelt.

Früher war Delon ein emsiger Geschäftsmann. Neben seiner Schauspielkarriere organisierte er Boxkämpfe, führte einen Rennstall und brachte Parfum und Alkohol unters Volk. In den 80-ern startete er zudem eine Gesangskarriere. Heute zieht es ihn nur noch selten vor die Kamera. Die meisten Rollenangebote genügen nicht mehr seinen Standards, das aktuelle Kino schätzt er wenig. 2008 schlüpfte Delon aber noch einmal in eine Rolle, die wie für ihn gemacht zu sein schien. In "Asterix bei den Olympischen Spielen" porträtierte er Julius Cäsar. Das Projekt war wohl nach seinem Geschmack. Im Interview ließ der Star verlauten: "Ich habe das Drehbuch gelesen, die letzte Seite umgeschlagen und gesagt: Ich bin dabei. Wenn ich einen letzten Film in meinem Leben, innerhalb meiner Karriere machen will, dann diesen." Immerhin folgte 2010 noch der TV-Film "Un mari de trop" für den französischen TV-Sender TF1.

Auch seine Frauengeschichten böten genügend Stoff für ein gutes Drehbuch. Bei den Dreharbeiten zu "Christine" (1958) lernte er das deutsche Fräuleinwunder Romy Schneider ("Sissi") kennen. Die Schöne und der Macho waren fünf Jahre lang verlobt, liebten und schlugen sich. Während ihrer Beziehung soll er mit der deutschen Sängerin Nico ("The Velvet Underground And Nico") einen Sohn gezeugt haben. Delon dementiert dies, dennoch wuchs der Junge bei seinen Eltern auf. Schließlich ließ Delon Romy sitzen, heiratete stattdessen die Schauspielerin Francine Canovas alias Nathalie Delon. Aus der Ehe ging ein Junge hervor, aber auch diese Beziehung zerbrach. Das Sexsymbol zelebrierte zudem öffentlich seine Bisexualität mit Regisseur Luchino Visconti.

Von 1987 bis 2002 fand Alain Delon eheliches Glück mit dem niederländischen Model Rosalie van Breemen. Anlässlich seines 60. Geburtstages 1995 schwärmte der gealterte Frauenheld über seine Vaterfreuden mit den zwei gemeinsamen Kindern und wünschte sich, in trauter Familienidylle alt zu werden. 15 Jahre später lebt der Skandalschauspieler einsam und zurückgezogen mit seinen Tieren in der Schweiz. Es heißt, er warte auf eine Dame, die ihm die Einsamkeit vertreibt: "Ich warte auf sie. Sie möge sich beeilen ..."

Rückblickend verklärt er seine Kriegsjahre zu der glücklichsten Zeit seines Lebens: "In einer einzigen Nacht habe ich dort die Gesetze des Dschungels und des Tötens gelernt und mich, mit der Waffe in der Hand, als richtiger Mann gefühlt", schwärmte der Patriot, Bewunderer Napoleons und Sympathisant für Marine Le Pens Front National. Wehmütig blieb er auch in Anbetracht seiner großen Liebe Romy Schneider. Nach der Trennung 1964 überlebte sie nur knapp einen Suizidversuch. Als sie schließlich 1982 starb, soll Delon weinend an ihrem Totenbett gestanden haben. Es heißt, er trage immer Bilder der schönen Toten in seinem Portemonnaie.

Zuletzt zog Delon die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, als er seine Waffensammlung versteigerte. Über 80 Sammlerstücke kamen im vergangenen Jahr in einem Pariser Auktionshaus unter den Hammer. Darunter auch ein Winchester-Gewehr, das Delon einst von Hollywood-Legende Steve McQueen geschenkt bekam. Das Gewehr, das der 1980 gestorbene US-Amerikaner in seiner Rolle als Josh Randall in der Fernsehserie "Josh - Der Kopfgeldjäger" Ende der 50er-Jahre benutzte, brachte Delon 19.000 Euro ein.

(Das rbb-Fernsehen zeigt "Vier im roten Kreis" ("Le Cercle Rouge") am Samstag, 07.11., um 23.50 Uhr. Um 02.05 Uhr folgt "Du kannst anfangen zu beten" mit Charles Bronson. "Der Panther" (Frankreich 1985, Regie Jose Pinheiro) läuft ebenfalls am Samstag, 7. November, 03.50 Uhr, im Ersten. ARTE widmet dem großen Franzosen am Sonntag, 8. November, 11.25 Uhr, eine Spezialausgabe des Magazins "Abgedreht".)

Von Jasmin Herzog

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