Priyanka Chopra
Von Bollywood zu Hollywood
Einer ehemaligen Miss World gegenüberzusitzen, kann für die durchschnittliche Frau sehr deprimierend und einschüchternd sein - für Männer ist Schönheitskönigin Priyanka Chopra wohl vor allem ein erhebender Anblick. Den eindrucksvollen Äußerlichkeiten zum Trotz sollte man keinesfalls den Fehler machen, die Schauspielerin zu unterschätzen: Die bildhübsche Inderin ist laut eigener Auskunft ein echter Workaholic, und offenbar weiß sie ganz genau, was sie will. Ganz oben auf ihrer Agenda steht, die Filmwelt zu erobern. Ein viel versprechender Anfang: Letztes Jahr übernahm die 33-Jährige die Rolle der Alex Parrish in der amerikanischen Thrillerserie "Quantico" (ab Mittwoch, 27. Juli, 20.15 Uhr, ProSieben) und schrieb gleichzeitig Geschichte: Priyanka Chopra ist die erste Inderin, die in einer amerikanischen Serie die Hauptrolle spielt.

Amerika ist Priyanka Chopra nicht fremd. Bereits mit 13 lebte sie über ein Jahr in den USA und ging dort zur Schule: "Eigentlich war die ganze Idee total doof", erinnert sie sich beim Gesprächstermin in London. "Mit elf besuchte ich meine Tante in Übersee und ging mit meiner Cousine in ihre Schule. Ich war sehr aufgeregt, da die Schüler dort keine Uniform tragen mussten - in Indien war das Pflicht. Danach wollte ich unbedingt auch dort die Schule besuchen. Für ein Mädchen war die freie Kleidungswahl immerhin Grund genug." Chopra sprach nach diesem Verwandtschaftsbesuch mit ihrer Mutter und ihrer Tante und durfte tatsächlich zwei Jahre später in den USA leben.

Sie ist sich sicher, dass sie das Aufwachsen in zwei so unterschiedlichen Ländern weitergebracht hat: "Diese Zeit verschaffte mir eine Art globale Perspektive auf das Weltgeschehen." Auf die Frage, wie sich die Amerikaner gegenüber dem indischen Mädchen verhielten, gibt sich die Schauspielerin diplomatisch und antwortet typisch amerikanisch: "Sie waren großartig!" Und doch war diese Zeit nicht nur von eitel Sonnenschein geprägt. Zumindest sprach Chopra des Öfteren in Interviews darüber, dass sie damals von Mitschülern rassistisch als "Brownie" beleidigt wurde und ihr manche auch sagten, sie solle dahin zurückgehen, wo sie herkomme. Heute wiegelt sie ab: "High School ist für jeden schlimm. Es war schwierig, natürlich, aber ich habe eine Menge über mich selbst gelernt, auch darüber, wer ich einmal sein möchte. Es war eine großartige Erfahrung, denke ich."

Zurück in Indien wartete eine Überraschung auf den Teenager. Sie erhielt die Aufforderung, am Femina Miss India-Wettbewerb teilzunehmen, zu dem ihre Eltern sie ohne ihr Wissen angemeldet hatten. Priyanka Chopra gewann den Titel und vertrat ihr Land bei der Miss-World-Wahl 2000, aus der sie ebenfalls als Siegerin hervorging. Von da an ging es für die junge Frau steil bergauf. Sie ging zum Film und feierte 2003 ihr Bollywood-Debüt im Actionstreifen "The Hero: Love Story of a Spy" an der Seite von Sunny Deol und Preity Zinta.

Die Bilanz der 33-Jährigen kann sich heute sehen lassen: Über 50 Bollywood-Filme, 24 Film-Preise, unter anderem auch das indische Äquivalent zum Oscar. "Meine Filmographie in Indien ist unglaublich vielseitig, denn ich mag keine Stereotypen und kann es nicht leiden, in Schubladen gesteckt zu werden. Ich spielte immer sehr unterschiedliche Charaktere, einerseits weil ich Wiederholungen hasse, andererseits weil es da draußen über sieben Milliarden Menschen gibt - so verschieden müssen auch die Rollen in Filmen sein." Priyanka Chopra ist längst ein Star in ihrer Heimat. Jetzt arbeitet sie mit "Quantico" daran, dass auch der Rest der Welt zu sehen bekommt, was in ihr steckt.

Die Schauspielerin ist sich sicher: "Wenn du die Welt erobern willst, darfst du nicht aufgeben und schlafen gehen." Ist es das, was die Schönheit aus Indien will? Weltherrschaft? "Nur ein bisschen", betont die Schauspielerin mit einem Augenzwinkern. "Ich wusste immer, dass ich ein Gewinner bin. Das liegt einfach in meiner Natur. Ich liebe es, zu gewinnen. Und meine Eltern haben mich immer bei allem unterstützt." Doch was passiert, wenn die Schauspielerin einmal verliert? Sie mutiert wieder zu einem Teenager: "Ich lege mich in mein Bett, rede mit niemandem mehr und bin ausgesprochen launisch", erzählt Chopra lachend. Offenbar steckt noch ein bisschen Normalo in dem indischen Star.

Doch zurück zu "Quantico", Chopras Eintrittskarte in das amerikanische Fernseh-Business: Die Serie beginnt damit, dass ein Terrorist die New York Grand Central Station in die Luft gesprengt hat. Mittendrin: die von Chopra gespielte FBI-Agentin Alex Parrish. Sie wird verdächtigt, etwas mit dem Anschlag zu tun zu haben. Alex hat keine Ahnung, warum ausgerechnet sie dafür verantwortlich sein soll. Die junge Agentin weiß nur eines: Einer ihrer Kollegen aus der Zeit ihrer Ausbildung in Quantico muss an dem Anschlag schuld sein. Und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Allzu leicht kann man auf die Idee verfallen, dass Chopra einiges mit ihrer Figur Alex Parrish gemeinsam hat, doch weht gefehlt. Alex sei sehr tapfer, sie dagegen weine beim geringsten Anlass, sagt die Schönheit aus dem Mittleren Osten. Alex fällt es schwer zu vertrauen, die Schauspielerin glaube jedem erst einmal alles. Alex ist selbstbewusst, Chopra beschreibt sich als schüchtern, wobei es schwerfällt, ihr in diesem Punkt zu glauben, so selbstbewusst und bestimmt zeigt sie sich im Gespräch. Stabile Quoten in den USA sorgten übrigens dafür, dass ABC der Thrillerserie bereits eine zweite Staffel spendierte. Die US-Ausstrahlung ist ab dem 25. September geplant. Das Finale der ersten Staffel sahen in den USA rund 6,7 Millionen Zuschauer.

2017 ist Priyanka Chopra in der Neuauflage von "Baywatch" an der Seite von Dwayne "The Rock" Johnson und Zac Efron in den Kinos zu sehen. "Ich habe immer an mehreren Projekten gleichzeitig gearbeitet, mir macht das nichts aus", beteuert sie. "Während ich die erste Staffel 'Quantico' drehte, flog ich Freitagnacht oft nach Indien, filmte dort eine Szene für einen Bollywoodfilm, flog Montagmorgen zurück und machte mit den Arbeiten zu 'Quantico' weiter. Bei 'Baywatch' war das ähnlich, nur dass ich dafür nicht den Kontinent wechseln musste. Ich arbeite immer so." Da ist er wieder, der Workaholic.

Doch immerhin gibt Chopra zu, kein "Übermensch" zu sein, und auch einmal müde und launisch zu werden. Die Schauspielerin sieht den ganzen Stress, den das Hin- und Herfliegen bisweilen verursacht, aber nur als sehr kleinen Preis im Vergleich zur Erfüllung, die der Beruf ihr verschafft: "Ich habe mir ein Leben geschaffen, von dem ich keinen Urlaub brauche. Ich liebe meinen Job, und ich bin wirklich gut darin. Wie viele Leute wachen jeden Morgen auf und denken sich: Juhu, ich gehe zur Arbeit?"

Von Amelie Heinz

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