Michael Ballhaus
Der Gentleman hinter der Kamera
Trauer um Michael Ballhaus: Der deutsche Kameramann ist nach kurzer Krankheit im Alter von 81 Jahren in der Nacht zum Mittwoch verstorben, wie die Deutsche Verlags-Anstalt mitteilte. Ballhaus zählte zu den bedeutendsten Kameramännern der Filmgeschichte, arbeitete in Deutschland mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder und später in den USA mit Hollywood-Größen wie Martin Scorsese. Scorseses 100-Millionen-Dollar-Werk "Gangs of New York" mit Leonardo DiCaprio bezeichnete Ballhaus selbst als Höhepunkt seiner Karriere.

1973 etablierte er eine bis dahin nicht gesehene Kamerafahrt, die als Ballhaus-Kreisel in die Filmgeschichte eingehen sollte: Für Fassbinders "Martha" erfand er eine 360-Grad-Rundfahrt, die später immer wieder nachgeahmt wurde.

Michael Ballhaus kam im April 1935 in Berlin als Sohn eines Schauspielerehepaares zur Welt und wuchs in Wetzhausen und Coburg auf. Er begann sich durch Max Ophüls, einen Freund der Familie, für den Film zu begeistern. Nach dem Abitur und einer Fotografenlehre fand er eine Anstellung als Kameramann beim Südwestfunk in Baden-Baden. 1968 drehte er mit Dieter Hallervorden seinen ersten Kinofilm, ab Anfang der 70-er stand er für 15 Produktionen von Fassbinder hinter der Kamera. 1983 hatte Ballhaus dann sein erstes Engagement in den USA, für John Sayles' "Baby, It's You". Es folgte eine Karriere in Hollywood, die ihn unter anderem mehrmals mit Martin Scorsese sowie mit Francis Ford Coppola zusammenbrachte.

Er war der deutsche Weltstar unter den Kameraleuten. Als einer der wenigen Deutschen, die in Hollywood Erfolg haben - so ist Ballhaus auch in der Heimat zur Legende geworden. "Er ist ein Gentleman und er bewegt sich schnell": So umschrieb Martin Scorsese die rasante, perfektionistische Arbeitsweise und das sympathische Wesen seines Lieblingskameramanns. Der wiederum lobte die Akribie seines Arbeitgebers. "In Amerika hat man viel mehr Mitspracherecht am Set als in Deutschland", urteilte er.

Als Ballhaus 2012 mit dem Ehrenpreis des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis für seine Verdienste um den jungen deutschsprachigen Film geehrt wurde, fiel die Begründung der Jury vielsagend aus. "Michael Ballhaus leistet dem jungen Film seit Jahrzehnten als Dozent, Mentor und Förderer mit seinem unermüdlichem Engagement einen unschätzbaren Dienst und lässt junge 'Directors of Photography' an seinem Wissen und seiner internationalen Erfahrung teilhaben", ließ die künstlerische Leitung des Filmfestivals zur die Wahl des Ehrenpreisträgers wissen. 2015 erhielt Michael Ballhaus, der in seiner Karriere zahllose Filmpreise einheimste, das Bundesverdienstkreuz, ein Jahr später wurde er auf der Berlinale für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Bevor Ballhaus 2007 von Hollywood nach Deutschland zurückkehrte, wurde er dreimal für den Oscar nominiert. Zuletzt drehte er das Drama "3096 Tage" über die Entführung von Natascha Kampusch, das von seiner Ehefrau, der Regisseurin Sherry Hormann inszeniert wurde. Michael Ballhaus hinterlässt zwei Söhne aus seiner ersten Ehe mit Filmausstatterin Helga Betten - der jüngere, Florian Ballhaus, ist inzwischen selbst als Kameramann in Hollywood tätig.

Von Wolf J. Krauss

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