Arnold Schwarzenegger
Liberal ins Alter
Arnie wird alt. Diese Feststellung kursiert seit mindestens 15 Jahren als wiederkehrendes Mantra bei Fans, Kollegen und Journalisten. Nun, da Arnold Schwarzenegger am 30. Juli sein 70. Lebensjahr vollendet, darf der Chor der Feststellenden endlich ausrufen: Arnie ist alt! Ausgemacht hat es dem Kalifornier aus der Steiermark zumindest an der Oberfläche wenig: Erst kamen die gefärbten Haare und das Lifting vom Profi, später der obligatorische Gang in die Politik, schließlich der ironisch-würdevolle Umgang mit dem Dasein als alternder Bodybuilder und "Terminator". Und tatsächlich: Mit fast 70 entdeckt Schwarzenegger, der Testosteron-Inbegriff und Haudrauf-Republikaner, sogar seine Leidenschaft für Arthaus-Filme und liberale Gedanken. Der muskulöse Jubilar - er weiß sowohl um seine Unangreifbarkeit, als auch um seine Wirkung als lebende Ikone ganzer Generationen.

"Ich fühle mich großartig", umschrieb Schwarzenegger vor zwei Jahren, gewohnt bescheiden kalifornisch, im Interview zu "Terminator: Genisys" seine Gefühle bezüglich des Älterwerdens. Auch dem langsamen Vergehen seines über Dekaden gestählten Körpers, der ganzen Bodybuilder-Generationen als Vorbild diente und zum Inbegriff kraftstrotzenden Hollywood-Kinos geriet, blickte Arnie im Gespräch gelassen entgegen: "Das macht mir nichts aus. Zumindest noch nicht. Ich kann natürlich nicht sagen, wie ich darüber in zehn Jahren denke."

Die Akzeptanz seines Alterns schlägt sich seit geraumer Zeit auch in Schwarzeneggers Schaffen nieder: In der späten Fortsetzung der Rolle seines Lebens kämpfte der ergraute "Terminator" 2015 recht humorvoll gegen sein jüngeres Ich. Jene ironische Annäherung an den legendären Action-Androiden gefiel nicht allen Fans gleichermaßen - ebenso wenig wie der beinahe actionfreie Ausflug des Schauspielers in Arthaus-Gefilde mit dem ruhigen Zombie-Drama "Maggie", das hierzulande gar nicht erst im Kino lief. Ebenso wie in seinem neuesten Film "Aftermath", der noch keinen deutschen Starttermin besitzt, spielt er darin einen liebenden Familienvater.

Es ist diese Art Altersweisheit des Entertainmentgeschäfts, die dem (mindestens) fünffachen Vater gut steht. Sie hilft Schwarzenegger, neben den Versuchen im ernsten Fach auch selbstreferenzielle Albernheiten wie die "Expendables" oder geplante Aufgüsse von Klassikern wie "Conan" oder "Twins" bemerkenswert unpeinlich zu überstehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Haudrauf-Helden der 80er-Jahre bekam der vielfach karikierte Star diese Kurve im gnadenlos urteilenden Filmbetrieb rechtzeitig. Beizeiten den richtigen Weg zu einzuschlagen - genau diese Eigenschaft brachte der österreichischen Legende den Ruf als glänzendes Exemplar des "American Way of Life" ein.

Auch eine weitere schwierige Kurve gleitet Arnie inzwischen altersweise und lebensklug entlang: In Sachen Politik schlägt der Ex-Gouverneur des US-Bundesstaats Kalifornien mittlerweile sehr liberale Töne an: Gegen homophobe Kommentare auf seiner Facebook-Seite setzt er sich ebenso ein wie für den Umweltschutz - sein leidenschaftliches Lebensprojekt. "Wie alle großen Bewegungen in der Geschichte der Menschheit wird auch unsere saubere Zukunft mit einer Graswurzelrevolution beginnen, in unseren Gemeinden, Städten und Bundesstaaten", forderte er voller Pathos in einem Video-Statement. Auch sei die Angst vor der Energiewende unbegründet : "Wir wissen sicher, dass eine Zukunft mit schmutzigen Energien und Asthma, Lungenemphysemen und Krebs viel angsteinflößender ist."

Den Interessen seiner republikanischen Partei stand und steht das natürlich entgegen - wie inzwischen so einiges. Ohnehin möchte der Schwarzenegger, der den Golden State zwischen 2003 und 2011 regierte, nicht mit "Politikern" in einen Topf geschmissen werden. Auch wenn er erst in diesem Jahr von François Hollande die Ehrenlegions-Auszeichnung Frankreichs erhielt und wenige Monate später mit dessen Nachfolger Macron über Umweltpolitik debattierte - er distanziert sich: "Leider musste ich erfahren, wie viele sogenannte Volksvertreter in erster Linie nur ihre eigenen Interessen verfolgen", klagte Arnie 2015 im Interview mit dem "Playboy": "Das ist auch einer der Gründe, warum ich mich bis heute nicht gern als Politiker bezeichne, ich möchte mich klar abgrenzen von diesen Leuten."

Ein Parteikollege hat es dem ehemals Konservativen besonders angetan: der US-Präsident Donald Trump, den er sich kurzerhand zum Intimfeind machte. Trump sei "Schluckauf der Geschichte", erklärte Schwarzenegger, in einem Facebook-Video las er ihm die Leviten in Sachen Umweltschutz: "Ein einzelner Mann kann nicht den Fortschritt sabotieren", hieß es da. Trump solle dem Wohle des Volkes zu dienen. Bereits vor der Wahl hatte Schwarzenegger angekündigt, aufgrund von Trump zum ersten Mal seit seiner US-Einbürgerung 1983 nicht für die Republikaner zu stimmen. Was Arnie freilich nicht davon abhielt, die Nachfolge Trumps als Moderator der NBC-Reality-Game-Show "The Apprentice" anzutreten.

Da ist es wieder, das US-Modell, für das der Wahl-Amerikaner wie kein Zweiter steht: Die Gelegenheit beim Schopfe packen - egal ob TV-Job oder Kampf gegen Umweltverschmutzung. Mit dieser Strategie legte Schwarzenegger, der schmale Bub aus dem steirischen Dorf, die wohl meistzitierte Karriere im Hollywood-Unterhaltungsbetrieb hin. Zum 70. wird dieser noch immer eindrückliche Aufstieg auch im deutschen TV gewürdigt.

kabel eins sendet etwa am 2. August (22.15 Uhr) die sehenswerte Doku "Die Arnold Schwarzenegger Story", die sich ausführlich des Lebens des Superstars annimmt. Bereits am 31. Juli (22.15 Uhr) zeigt der Sender einen wahren Kultfilm in deutscher Erstausstrahlung: Das Doku-Drama "Pumping Iron" von 1977 zeigt, wie sich der noch unbekannte, junge Schwarzenegger und andere Bodybuilder auf den "Mr. Universum"-Wettbewerb vorbereiten.

Daneben widmet kabel eins den Meisterwerken des Jubilars eine ganze Geburtstagswoche - der Sender strahlt etwa am 31.7. den Schwarzenegger-Actionkracher "Eraser" (20.15 Uhr) aus. RTL II hingegen feiert die Legende schon zuvor mit einem ganzen Arnie-Wochenende: Beginnend mit zwei Klassikern am Freitag (28.7) zeigen die Münchner den wohl besten Teil "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" (20.15 Uhr) und anschließend "Sabotage" (23.05 Uhr). Der Samstag (29.7.) beginnt auf RTL II um 8.05 Uhr mit den beiden "Conan"-Filmen; am Abend läuft der Kultfilm "Last Action Hero" (20.15 Uhr), danach wird gebührend mit der Free-TV-Premiere von "Maggie" (22.55 Uhr) reingefeiert. Am Geburtstag der Legende selbst zeigt RTL II um 20.15 "Terminator 3", anschließend den SciFi-Klassiker "Total Recall" (22.20 Uhr) und zum Abschluss den Actionthriller "The 6th Day" (00.40 Uhr). Arnie mag alt geworden sein, seine Klassiker sind es nicht.

Von Maximilian Haase

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