Joan Collins
Biest aus Leidenschaft
Natürlich ist es unfair, eine Schauspielerin mit ihrer Rolle zu vergleichen. Aber Joan Collins macht es einem auch leicht. Ein Biest sei sie, muss die Britin seit Jahrzehnten lesen, Worte wie "Stutenbissigkeit" fallen, wenn von ihr die Rede ist. Und alles nur wegen dieser einen Rolle. Ab 1981 spielte die Londonerin die intrigante Alexis Colby in der Seifenoper "Der Denver-Clan", und Millionen Zuschauer weltweit liebten es, die Ex-Frau des von John Forsythe gespielten Blake Carrington aus tiefstem Herzen zu hassen. Und Joan Collins wiederum liebte es, mit ihrem Image zu kokettieren. Kaum ein Interview, in dem sie nicht über ihre Schauspielkolleginnen herzog, über Hollywoods "Botox-Brigade" lästerte oder über ihre Ex-Männer (es sind vier) schimpfte. Am 23. Mai wird die Collins nun 85 Jahre alt. Glaubt man aktuellen Fotos, dann sieht sie noch immer blendend aus. Und: Mit ein klein wenig Glück steht die so oft belächelte Schauspielerin jetzt, nach vielen Jahren, sogar vor einem Comeback.

In der achten Staffel der Anthologieserie "American Horror Story", so wurde es vor einiger Zeit vermeldet, soll Collins eine Hauptrolle übernehmen. Viel weiß man noch nicht über das Engagement (die Dreharbeiten starten im Juni, und Collins spielt eine Großmutter). Aber wenn eine Serie das Zeug dazu hat, alternden Stars neues Leben einzuhauchen, dann diese Horrorserie von Ryan Murphy und Brad Falchuk: Jessica Lange, immerhin zweifache Oscar-Preisträgerin, gelang mit ihrem Auftritt in den ersten vier Staffeln die lang ersehnte Rückkehr ins Filmgeschäft.

Warum also sollte das nicht auch bei Joan Collins klappen? Natürlich, auch Collins war nie ganz verschwunden. Ihr bekanntester Auftritt in den letzten Jahren aber war ausgerechnet ein Werbespot für Schokoriegel. So sollte niemand abtreten müssen.

Begonnen hat Collins ihre Karriere, wie so viele andere auch, am Theater. Geboren 1933 im Londoner Stadtteil Paddington als Tochter einer Nachtclubbesitzerin und eines Schauspielagenten, stand sie schon als Neunjährige auf der Bühne. Noch keine 20, drehte sie ihren ersten Film. In "Lady Godiva Rides Again" spielte Collins eine Teilnehmerin eines Schönheitswettbewerbs - schon damals war sie eine Schönheit, die den Produzenten den Kopf verdrehte. Es war dann Kinolegende Howard Hawks, der sie für Hollywood entdeckte. Für seine Monumentalproduktion "Land der Pharaonen" besetze er sie als exotische Prinzessin Nellifer. Es folgten Dutzende Filme für Kino und TV, bis Collins Anfang der 70-er in ihre britische Heimat zurückkehrte. Mit dem Hollywood-Glamour war es da schon lange vorbei: Collins spielte in B-Movies mit Titeln wie "In der Gewalt der Riesenameisen" und "Geschichten aus der Gruft".

Und dann kam "Der Denver-Clan". Bevor Collins zur zweiten Staffel bei "Dynasty" einstieg, so der Originaltitel der Familiensaga, glaubte kaum noch einer an den Erfolg des Formates. Dann aber versprühte Collins als Alexis Colby ihr Gift, und die Quoten gingen steil nach oben. Ursprünglich hatte Sophia Loren den Part bekommen sollen, und noch Jahre später dankte ihr Joan Collins dafür, dass schließlich sie die Rolle spielen durfte. Doch während der "Denver-Clan"' immer höhere Einschaltquoten erreichte, bekam Collins ihr Privatleben immer weniger in den Griff. Warren Beatty, Harry Belafonte, Sydney Chaplin und Ryan O'Neal gehörten zu ihren Liebhabern. Veranstalter von Auktionen, Bällen und Empfängen schmückten sich mit der Präsenz der schönen Britin. Vier Männer verschliss sie, wurde viermal Mutter und ist dreifache Großmutter. Seit 2002 ist sie mit Ehemann Nummer fünf verheiratet, dem 32 Jahre jüngeren Percy Gibson. Skandale? Seitdem Fehlanzeige. Collins widmete sich der Wohltätigkeitsarbeit, wurde von der Queen in den Stand einer Dame erhoben.

"Ich glaube, das Geheimnis einer glücklichen Ehe ist es, einander wirklich zu unterstützen", sagte Collins in einem kürzlich veröffentlichen Interview mit der Zeitschrift "Hello". Für das Magazin ließ sich die Schauspielerin in ihrer 280-Quadratmeter-Wohnung in Los Angeles ablichten, unter einem Gemälde, das ihr Sohn Alexander Newley von ihr gezeichnet hatte. "Die Menschen heiraten, wenn sie verrückt nacheinander sind. Aber wenn das vorbei ist, dann fragen sie sich: 'Was zum Teufel? Wer ist dieser Mensch?' Dann braucht man etwas anderes, auf das man sich besinnen kann. Percy ist so ein großartiger Mann, es ist gütig und kümmert sich um mich", schwärmt sie.

Dass sie heute, mit 85 Jahre, noch immer so blendend aussieht, liege in ihren Genen. "Ich wurde mit dem Glücks-Gen und mit dem Energie-Gen geboren. Mein Leben ist glücklich, und ich bin mir bewusst, was für ein Glück ich habe. Ich habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet, nichts wurde mir auf dem Silbertablett serviert, aber ich wache jeden Morgen auf und denke mir, wie viel Glück ich hatte." Klingt so ein Biest?

Von Sven Hauberg

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