Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 16.07.2018
Regisseur: Genndy Tartakovsky
Schauspieler: Rick Kavanian, Janina Uhse, Anke Engelke
Entstehungszeitraum: 2018
Land: USA
Freigabealter: 0
Verleih: Sony Pictures
Laufzeit: 98 Min.
Anke Engelke
Abhaken, lernen, weiter!
Anke Engelke (52) ist alles: Moderatorin, Schauspielerin, Synchronsprecherin. Aus der deutschen Film- und Fernsehlandschaft ist sie nicht wegzudenken. Seit sie elf Jahre alt war, ist sie im Showgeschäft. In den vergangenen Jahrzehnten stand sie nicht nur selbst häufig vor der Kamera und auf der Bühne, sondern lieh auch zahlreichen Animationscharakteren ihre Stimme, zuletzt der vergesslichen Fischdame in "Findet Dorie" (2016). Nun übernimmt Anke Engelke die deutsche Stimme von Ericka, der Kreuzfahrtkapitänin in "Hotel Transsilvanien 3 - Ein Monster Urlaub" (Start: 16. Juli). Im Interview spricht sie über das Monsterabenteuer, ihre Rolle und die Herausforderungen bei der Synchronisationsarbeit: "Danke" zu sagen, ist zum Beispiel gar nicht so einfach ...

teleschau: Ericka ist Kapitänin eines gigantischen Kreuzfahrtschiffes. Wie stehen Sie zu Kreuzfahrten?

Anke Engelke: Ich habe ganz viel Respekt vor dem Meer, aber Wasser ist nicht mein Element. Ich schaue gern drauf, bin aber nicht gern stundenlang drin!

teleschau: Was ist das Besondere an Ericka?

Engelke: Das Schöne an ihrem Charakter ist, dass sie nicht nur eine Seite hat. Wenn sie zum ersten Mal auftritt, findet man sie reizend und goldig. Aber der erste Eindruck täuscht.

teleschau: Inwiefern?

Engelke: Man sieht dieses süße Gesicht. Rund, Stupsnase, riesengroße Augen und diese Löckchen auf der Stirn. Da denkt man erst einmal, dass sie eine ganz zauberhafte, kleine Person ist. Wenn Ericka aber wirklich nur diese reizende Person wäre, dann wäre sie für einen Schauspieler, der ihr ihre Stimme leiht, wahrscheinlich gar nicht so spannend. Nur eine Charaktereigenschaft spielen zu müssen ist für Schauspieler weniger spannend als eine gewisse Mehrschichtigkeit.

teleschau: Haben Sie sich denn von der Originalsprecherin Kathryn Hahn etwas abgeguckt?

Engelke: Unbedingt! Rick Kavanian gibt der Figur des Drakula ja mit seinem Akzent eine ganz neue, andere Farbe als Adam Sandler im Original. Ich habe mich schon sehr an Kathryn Hahn orientiert. Die Kollegen in den USA gehen mit dem Drehbuch ins Studio und werden dabei gefilmt, wie sie spielen und sprechen, ganz ohne Synchronzwang. Wenn dann die Figuren animiert werden, helfen die Aufnahmen bei der Feinarbeit. Dadurch wird der Prozess für die Synchronisation in einer anderen Sprache ein komplett anderer Prozess.

teleschau: Ist das dann schwieriger?

Engelke: Es ist anders. Wir analysieren und decodieren Mimik und Gestik, um zu verstehen, wie das, was wir da hören, entstanden ist. Sauanstrengend, aber wahnsinnig schön ist das.

teleschau: Warum?

Engelke: Weil es ein sehr psychologisches Vorgehen ist. Zunächst denkt man darüber nach, wieso es so klingt, wie es klingt. Im ersten Moment höre ich ja nur, wie Kathryn Ericka spricht. Ich weiß also nicht, wie sie sich dabei bewegt oder geguckt haben könnte. Mimik und Gestik sehe ich nicht, wenn ich den Originalfilm sehe. Das ist total spannend. Ich glaube, ich arbeite einfach sehr gerne psychologisch.

teleschau: Profitieren Sie dann auch davon, dass Sie nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch als Muttersprache haben?

Engelke: Ja, tatsächlich. Als Muttersprachlerin kapiere ich im Original zum Beispiel Redewendungen und Ausdrucksweisen, deshalb verstehe ich, was die Autoren im Original vermitteln wollen. Allerdings lebe ich in Deutschland und bekomme kaum mit, wie sich die englische Sprache entwickelt und verändert. Der Alltag dort fehlt einfach. Und einige Pointen oder Idiome lassen sich nur sehr schwer von einer Sprache in eine andere übertragen.

teleschau: Merkt man das denn?

Engelke: Ja logisch, manchmal klappt es bei einer Synchronisation einfach nicht. Ein simples Beispiel: Wenn man im Deutschen "Danke" sagt, passt das von der Lippenbewegung nicht auf das Englische "Thank you". Denn während "Danke" auf einem breiten Mund endet, endet "Thank you" auf einem spitzen, fast geschlossenen. Das ist schon verrückt. Und ein Synchronsprecher muss daneben schauspielerisch so überzeugend sein, dass dem Zuschauer die Asynchronität nicht auffällt.

teleschau: Was macht Ihnen denn mehr Spaß? Vor der Kamera zu stehen oder Filme zu synchronisieren?

Engelke: Gute Frage, die immer wieder kommt. Beides ist eine große Herausforderung, beides nimmt man ernst. Das Spiel ist in beiden Fällen wichtig, auch im Synchronstudio steht man nicht steif herum, sondern ist in Bewegung und bei der Sache. Mir macht beides irre Spaß, aber aus unterschiedlichen Gründen.

teleschau: Hat es damit zu tun, dass Sie in einem Studio nicht die ganze Zeit gefilmt werden?

Engelke: Auf jeden Fall! Vor der Kamera spielt Eitelkeit eine größere Rolle. Auch wenn ich versuche, das auszublenden. Mir muss egal sein, ob ich gut oder schlecht aussehe, wenn ich spiele. Ich muss fühlen, worum es in einer Szene, in einem Moment geht, und dann wird es hoffentlich mein Gesicht und mein Körper auch zeigen.

teleschau: Was ist, wenn Ihnen das einmal nicht gelingen will?

Engelke: Ich glaube, dann ist das Buch schlecht oder ich bin schlecht.

teleschau: Und was machen Sie dann?

Engelke: Ich hatte das ja schon, dass ich gemerkt habe, dass ich nicht besonders gut spiele. Darüber habe ich mich dann im Nachhinein sehr geärgert. Dann überlegt man, was man besser machen kann, woran man arbeiten muss.

teleschau: Und wenn das Buch schlecht ist?

Engelke: Dann versuche ich das Beste daraus zu machen. Neulich lief im TV eine Wiederholung eines Films, mit dem ich gar nicht so glücklich war, aber die Leute mochten ihn sehr und haben gesagt, ich hätte das toll gemacht.

teleschau: Das war bestimmt verwirrend, oder?

Engelke: Dann denkt man, dass man wohl das Buch oder zumindest den Dialog gerettet haben muss (lacht). Denn offenbar habe ich da echt ganz gut geschummelt. Schauspielerei ist ja nichts anderes als so tun als ob. Und ansonsten denke ich bei nicht so guten Büchern, dass ich beim nächsten Mal mehr darauf achten sollte. Also, wenn ich das Buch vorab lese, mehr auf meinen Bauch zu hören. Auch mal etwas absagen. Kann passieren. Abhaken, lernen, weiter!

teleschau: Wie schwer ist es für Sie, sich selbst auf der Leinwand oder im Fernsehen zu sehen, wenn Sie wissen, dass Sie eigentlich nicht besonders zufrieden waren?

Engelke: Ach, das muss man einfach ertragen können. Tapfer sein, wenn man es nicht mehr ändern kann. Ich habe schon sehr früh vor der Kamera gestanden. Da war ich gerade einmal elf Jahre alt. Das sind mittlerweile fast 40 Jahre Film- und Fernseherfahrung und das kann einfach nicht alles super gewesen sein. Jeder, in jedem Beruf, macht auch ganz viel Murks in seinem Job und man sollte dazu einfach stehen. Ich habe aber auch gar nicht den Anspruch, immer super zu sein, einfach, weil das gar nicht möglich ist. Ich bin ja nicht Superwoman - und ich glaube, auch die hat mal einen schlechten Tag.

teleschau: Können Sie Tipps geben für junge Menschen, die in die Schauspielerei einsteigen?

Engelke: Ich kann eigentlich nur weitergeben, was ich selbst erfahren habe. Bei mir hat das gut geklappt und ich habe sehr davon profitiert, dass ich eine journalistische Ausbildung habe und lange beim Radio war. Außerdem habe ich gelernt, Interviews zu führen und zu moderieren. Gelernt zu haben, mit Sprache umgehen zu können, hilft mir sehr. Und, dass ich schon früh mit dem Kinderchor auf der Bühne stand. Das hat mir mit Sicherheit die Bühnenangst genommen. Live-Fernsehen ist im Übrigen auch eine gute Schule, vor allem in Bezug auf Timing und Konzentration. Es ist also sinnvoll, schon früh in einzelne Bereiche hineinzuschnuppern und so viel wie möglich mitzunehmen.

Von Sarah Schindler

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