Michael Douglas
"Gute Gene - und eine gute Frau!"
"Als ich das Skript zu 'Ant-Man and the Wasp' bekam, habe ich es einfach nicht verstanden", gesteht Michael Douglas. Peinlich ist ihm das keineswegs. Der 73-Jährige kann lachend und lässig darüber hinwegsehen. Schließlich hätte man ihm ja nicht gesagt, dass er zuvor "Captain America" anschauen müsse. Der zweifache Oscarpreisträger scheint sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Im Interview am Rande der Europa-Premiere des Films in Paris plaudert der Weltstar ganz entspannt über die Zukunftspläne seiner Kinder, das komplizierte Marvel-Universum und die Superhelden des echten Lebens.

teleschau: Sie hatten viele technische Dialoge im Film. Verstehen Sie eigentlich, worüber Ihre Rolle da redet?

Michael Douglas: Nein. (lacht) Aber genau das ist Schauspielerei. Außerdem kann meine Kollegin Evangeline Lilly Ihnen das alles erklären. Ich sollte einmal bei einer Pressekonferenz in Hollywood etwas darüber sagen und war peinlich berührt, weil ich es überhaupt nicht konnte. Da kam Evangeline und sprang ein. Aber schauspielen ist lügen. Schauspielen ist, Sie davon zu überzeugen, dass ich die Wahrheit sage.

teleschau: Also könnten Sie auch Politiker sein?

Douglas: Ja, das könnte ich. Aber ich habe keine Ambitionen. Zu viele Leichen im Keller. (lacht)

teleschau: Ihre Rolle Hank Pym verhält sich oftmals arrogant. Muss man das im echten Leben auch sein, um Erfolg zu haben?

Douglas: Pym ist definitiv arrogant. Allein, wie herablassend er mit seinem Gegner Bill Foster, gespielt von Laurence Fishburne, umgeht. In der Rolle mag ich diesen Charakterzug, aber im echten Leben sollte man absolut nicht arrogant sein. Eher das Gegenteil! Ich möchte immer mit netten, kreativen Menschen zusammenarbeiten. Ich mag es, da ich normalerweise die älteste Stimme im Raum bin, einen positiven Ton zu kreieren und für gute Atmosphäre zu sorgen. So rege ich jeden zu seinen besten Leistungen an.

teleschau: Im Film sieht man Sie als jungen Mann. Fühlt man sich dann auch gleich wieder jünger?

Douglas: Ich fühle mich im Moment gut, das ist die Hauptsache. Ich bin immer realistisch. Ich hatte Krebs im vierten Stadium. Während meiner Erkrankung sind zwei meiner guten Freunde verstorben: Larry Hagman, Schauspieler und Regisseur, hatte den gleichen Krebs wie ich. Nick Ashford, der Sänger von Ashford & Simpson, ist auch verstorben. Ich bin seit sechs Jahren wieder krebsfrei und sehr glücklich. Ich fühle mich gut und lasse mich immer durchchecken.

teleschau: Sie haben sicherlich auch gute Gene. Ihr Vater ist 101 Jahre alt ...

Douglas: Ja, Kirk wird im Dezember 102. Ich spreche fast täglich mit ihm. Ich habe meine Mutter vor ein paar Jahren verloren, als sie 92 Jahre alt war. Man kann sagen, dass ich gute Gene habe. Und eine gute Frau. Dazu esse ich gut und trainiere.

teleschau: Und Sie sind schon ziemlich lang im Geschäft ...

Douglas: Das ist etwa mein 50. Jahr im Geschäft. Kirk und ich vergleichen inzwischen unser Schaffen. Ich glaube, wenn man uns zusammenzählt, haben wir über 160 Filme in 80 bis 85 Jahren gemacht. Außerdem bin ich stolz zu sagen, dass alle meine drei Kinder Schauspieler werden wollen. Cameron ist es bereits. Dylan und Carys arbeiten an ihrer Karriere. Und auch meine Nichte verfolgt diesen Plan. Es kommen also noch vier weitere Douglas' auf die Welt zu (lacht).

teleschau: Was haben Ihre Kinder gesagt, als sie erfahren haben, dass Sie dem Marvel Universum "beitreten"?

Douglas: Beim ersten "Ant-Man" war Dylan gerade 15. Er hat mich angeschaut und gesagt: "Dieser Film ist gut für dich. Das macht dich auch bei einem anderen Publikum bekannt. Du solltest wirklich darüber nachdenken, auch eine Fortsetzung zu drehen." (lacht) Irgendwie hat er recht. Es gibt eine ganze Generation, die nicht "Basic Instinct" oder "Eine verhängnisvolle Affäre" gesehen hat. Auch meine Kinder wussten, bis sie zehn Jahre alt waren, nicht, dass ich ein Schauspieler bin, denn sie haben keinen meiner Filme gesehen. Sie dachten wahrscheinlich, dass es mein Job sei, Pfannkuchen zu backen.

teleschau: In "Ant-Man and the Wasp" steht die Familie im Mittelpunkt. Wie ist es bei Ihnen: Wie schaffen Sie es, Ihre Familie und die Arbeit unter einen Hut zu bekommen?

Douglas: Das Geheimnis ist gute Planung. Meine Frau Catherine dreht gerade eine Comedy-Serie für Facebook. Streaming verändert schließlich unser ganzes Business. Silicon Valley hat Hollywood bei der Kehle gepackt. Mein Sohn ist in London, er hat gerade die High School abgeschlossen und möchte jetzt zusammen mit sechs Freunden einen Trip durch Europa machen. Meine Tochter nimmt an einem Performing-Arts-Camp teil, denn sie möchte Schauspielerin werden. Aber danach machen wir alle gemeinsam Urlaub.

teleschau: Wie kam es, dass Sie davor nie mit Michelle Pfeiffer gearbeitet haben?

Douglas: Ach, das passiert einfach. Manchmal bekommt man schlichtweg unterschiedliche Rollen. Letzten August habe ich zum Beispiel ein Foto mit Morgan Freeman, Robert De Niro und Kevin Kline gemacht, und wir haben bemerkt, dass keiner je mit dem anderen zusammengearbeitet hat.

teleschau: Haben Sie sich Michelle Pfeiffer denn förmlich vorgestellt?

Douglas: Ja, das habe ich gemacht. Ich kenne sie ja nicht. Ich bin ein großer Fan, und sie ist ganz wundervoll. Michelle ist sehr intelligent und hat eine Art, als hätte sie immer ein Geheimnis. Außerdem mag ich ihren Sinn für Humor.

teleschau: Wie ist es, wenn Sie ein neues Drehbuch in die Hand bekommen?

Douglas: Ich bin Schauspieler, aber gleichzeitig bin ich auch Produzent. Das macht einen großen Unterschied, wenn ich ein Drehbuch lese. Ich bin dann weniger besorgt, ob meine Rolle gut ist, als dass ein richtig guter Film entsteht. Alles muss Struktur haben. Ich habe auch allen meinen Kollegen gesagt: Genießt es, dass "Ant-Man" so ein Hit ist! Genießt den Moment! Es passiert dauernd so viel um dich rum, dein Manager ruft an oder die Agentur, und schon bist du im nächsten Projekt.

teleschau: Sind Sie privat ein Fan von Superhelden-Filmen?

Douglas: Ich verfolge solche Filme nicht unbedingt. Es war lustig, als ich das Drehbuch zu "Ant-Man and the Wasp" bekam, habe ich es einfach nicht verstanden. Unser Regisseur Peyton Reed hatte mir vorher nicht gesagt, dass ich "Captain America" gesehen haben muss.

teleschau: Ist es aber nicht eher negativ, dass man alle Marvel-Filme gesehen haben muss, um die Geschichten wirklich zu verstehen?

Douglas: Ja, da kann ich nur zustimmen. Aber für Fans ist das Marvel Universum ihr Leben. Sie lieben genau diese Verbindungen zwischen den Filmen. Außerdem erklären wir in "Ant-Man and the Wasp" auch alles Wichtige, wie zum Beispiel, warum Scott unter Hausarrest ist.

teleschau: Mögen Sie denn Comics im Allgemeinen?

Douglas: Ich war nie so der Comic-Buch-Typ. Trotzdem hat Marvel einen tollen Job gemacht und es gibt viele Gründe für den Erfolg. Marvel castet zum Beispiel ganz großartig für die Rollen. Robert Downey Jr. ist ein fantastischer Schauspieler und passt so gut in das Universum. Paul Rudd war ebenfalls eine ausgezeichnete Wahl, denn er bringt eine Art Humor mit, die zuvor nicht vorhanden war.

teleschau: Wer sind denn heutzutage Superhelden im echten Leben?

Douglas: Wir können definitiv Superhelden gebrauchen. (lacht) Ich bin ein großer Fan von Elon Musk und besitze selber einen Tesla. Ich bewundere ihn und bin gespannt zu sehen, was er noch erschafft. Aber wenn ich mich zurückerinnere, ist mein größter Held ein Mann namens Buckminster Fuller. Er hat über das "Spaceship Earth" geschrieben und erinnert uns daran, wie klein die Welt ist. Und ich frage mich, wann wir es schaffen, das zu realisieren und unsere Differenzen zu überwinden.

teleschau: Was machen Sie in den nächsten Monaten? Haben Sie schon ein neues Projekt?

Douglas: Ich weiß es noch nicht. Momentan plane ich, mir den größten Teil des Jahres frei zunehmen. Ich werde alles, was in meiner Macht steht, für die Halbzeitwahlen im November in Amerika tun. Hoffentlich bekommen wir dann einen demokratischen Kongress, um alles etwas auszubalancieren. Ich bin also politisch aktiv und ich unterstütze auch weiterhin die Vereinten Nationen als Friedensbotschafter. Außerdem kommt die Serie "The Kominsky Method" im Herbst auf Netflix. Und dann möchte ich noch mein Golfspiel verbessern.

Von Anke Waschneck

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