Liselotte Pulver wird am 11. Oktober 90 Jahre alt
"Das Lachen der deutschen Filmgeschichte"
"Musst kissen Herrn Pfarrer, sonst ist geleidigt!" Mit Sätzen wie diesen spielte sich Liselotte Pulver 1955 in die Herzen der deutschen Zuschauer. Als ungarisches Bauernmädchen in "Ich denke oft an Piroschka" bewies die 1929 in Bern geborene Schauspielerin früh ihr sprachliches und schauspielerisches Talent. Selbst die rein ungarischen Sätze in dem Nachkriegs-Lustspiel klangen authentisch - zumindest für das deutsche Gehör. Den Höhepunkt ihrer Karriere erlebte die burschikose Frohnatur in den 50er- und 60er-Jahren, sogar ein mehrjähriger Ausflug nach Hollywood gelang der Darstellerin. Am 11. Oktober wird "Lilo" Pulver, ein Star, der auch wegen seines einzigartigen Lachens in die Filmgeschichte einging, 90 Jahre alt.

Für den ARD-Dokumentarfilm "Lilos Lachen" zu ihrem 90. Geburtstag (der Beitrag ist am Samstag, 12. Oktober, 23.15 Uhr, im NDR-Dritten zu sehen) gab Lilo Pulver ein Exklusivinterview, in dem sie verriet: "Ich wollte eigentlich immer eine Sexbombe sein!" Dass es ein wenig anders kam und sie damals dem eher runderen Schönheitsideal der Frau überhaupt nicht entsprach, setzte Lilo Pulver ganz schön zu. Im Gegensatz zu der gleichaltrigen Nadja Tiller etwa sei sie ein "Brett" gewesen, scherzte die Pulver einst, die seit 1995 ("Das Superweib") nicht mehr vor der Kamera stand. Zwar hatte sie 2007 einen Cameo-Auftritt in dem Remake von "Die Zürcher Verlobung", den Beruf der Schauspielerin aber hat sie schon vor langer Zeit hinter sich gelassen.

Bekannt und beliebt wurde Liselotte Pulver in der Tat für ihr Lachen, mit dem sie die Zuschauer anzustecken wusste. Das komische Talent, das Grimassenschneiden, waren Ausdruck einer Leichtigkeit und Unbefangenheit, die das Wesen der Schauspielerin ausmachten. Ihre unkompliziert wirkende Art und ihre jungenhafte Erscheinung brachten ihr im Laufe ihrer Karriere jede Menge "Hosenrollen" ein. Obgleich sie mit untypischen Frauenfiguren gewiss einen emanzipatorischen Beitrag leistete, hält sie nicht viel von sogenannten "Emanzen". Ihr Blick auf die Welt blieb immer ein idealisierter.

Zusammen mit dem Regisseur Kurt Hoffmann drehte sie eine Vielzahl von Kassenschlagern ("Das Spukschloss im Spessart", "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull") und verwies eine Zeit lang so die Konkurrenz auf die Plätze. Ihre späteren Rollen in Frankreich verdankte sie schlicht ihrem Marktwert. Mit Gagen von 250.000 Mark ließ sie auch in dieser Hinsicht viele Konkurrenten hinter sich.

Schicksalsschläge im Karriere-Spätherbst

Zwei Schicksalsschläge im Spätherbst der Karriere sorgten dafür, dass sich der nie als Diva agierende Star fast vollkommen aus der Öffentlichkeit zurückzog. Der rätselhafte Freitod ihrer Tochter Melisande 1989 und der Verlust ihres Ehemannes Helmut Schmid drei Jahre später ließen die Pulver vereinsamen. "Freunde", sagte sie, habe sie nur wenige. Lange Zeit lebte "Lilo" in ihrer Villa am Genfer See. Später zog sie schließlich in ein Seniorenheim nach Bern, welches sie allerdings 82-jährig verließ, um wiederum nach Genf zu ziehen. Dass sie dort ihren runden Geburtstag mit ihrer Familie verbringt, ist anzunehmen, denn ihr Sohn und dessen Familie seien stets eine wichtige Stütze für sie gewesen, sagte die große Schauspielerin, die vor sechs Jahren, im Oktober 2013, bei einer Gala in Dortmund den Steiger-Award erhielt. Im November 2018 war ihr immer noch ansteckendes Lachen dann noch einmal in aller Öffentlichkeit zu sehen: Als "Lilo" Pulver den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm, wurde sie als "Das Lachen der deutschen Filmgeschichte" angeteasert. "Es ist schon eine tolle Sache, wenn man in einem so hohen Alter so geehrt wird", gab sie in der kurzen Dankesrede zum Besten.

Der "Bild" ließ "Lilo" Pulver nun wissen, dass sie den 90. Geburtstag im kleinen Familienkreis feiern werde. "Ich werde mit meinem Sohn Marc-Tell, meiner Schwiegertochter Kerstin, meinem Enkel Pascal sowie meiner Schwester Corinne und ihrem Lebensgefährten in Bern zum Essen gehen."

Liselotte Pulvers großer Durchbruch, der Spielfilm "Ich denke oft an Piroschka", wird am Donnerstag, 10. Oktober, um 23.30 Uhr, im NDR-Fernsehen wiederholt. Am Freitag, 11. Oktober, 12.25 Uhr, ist sie in einer ihrer burschikosen Paraderollen zu sehen: als "Gustav Adolfs Page". Am Samstag, 12. Oktober, 00.15 Uhr, läuft im NDR-Dritten noch einmal ihr wohl legendärster Film "Die Zürcher Verlobung".

Von Horst-Jürgen Meilfrank

Impressum

Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.

Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:

teleschau - der mediendienst GmbH
Landsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum