"Nightlife"
Filmbewertung: überzeugend
Starttermin: 14.02.2020
Regisseur: Simon Verhoeven
Schauspieler: Elyas M’Barek, Palina Rojinski, Frederick Lau
Entstehungszeitraum: 2019
Land: D
Freigabealter: 12
Verleih: Warner Bros. Entertainment
Laufzeit: 115 Min.
Elyas M'Barek im Interview
"Palina Rojinski küsse ich immer wieder gerne"
Wenn sein Name draufsteht, ist normalerweise Erfolg garantiert: Elyas M'Barek. Der 37-Jährige liefert seit Jahren beständig einen Kinohit nach dem anderen. Nach den Publikumsmagneten der "Fack ju Göhte"-Trilogie war der Münchner im vergangenen Jahr eines der Gesichter des erfolgreichsten deutschen Kinofilms des Jahres, "Das perfekte Geheimnis". Mehr als fünf Millionen Zuschauer sahen zu, wie die Offenlegung jeglicher Smartphone-Aktivitäten ein Abendessen zwischen Freunden eskalieren ließ. Auch M'Bareks neuer Film "Nightlife" (seit 13. Februar im Kino) hat dank herrlich absurder Situationen und zahlreicher Schenkelklopfern das Zeug zum Kinoerfolg. Gemeinsam mit seinem Kumpel Renzo (Frederick Lau) flüchtet M'Barek als Barkeeper Milo darin vor der halben Berliner Unterwelt. Mit im Schlepptau der Chaos-Kumpel: Sunny (Palina Rojinski), mit der Milo eigentlich ein romantisches Date geplant hatte. Im Interview erinnert sich Elyas M'Barek an sein erstes Date, schwärmt von der Magie des Nachtlebens und erklärt, was der Oscar-Gewinner "Parasite" mit einer gelungenen Partynacht zu tun hat.

teleschau: Herr M'Barek, wann haben Sie sich zuletzt ins Nachtleben gestürzt?

Elyas M'Barek: Erst am Freitag, gemeinsam mit Palina. Wir waren in einer Talkshow und wollten dann gemeinsam etwas essen gehen. Danach sind wir, genau wie es in einer gelungenen Nacht sein muss, in einer vollkommen ungeplanten Aktion im Hamburger Nachtleben gelandet. Wir sind durch die Bars und Clubs der Stadt gezogen, haben getanzt und gefeiert. Wir hatten eine sehr witzige Partynacht.

teleschau: Was gehört für Sie noch zu einer gelungenen Partynacht dazu?

M'Barek: Gute Musik, gute Leute, einfach dieser gewisse Vibe. Auch, dass man so einen Abend gar nicht von Vornherein plant. Ich habe gestern das erste Mal den Oscar-Gewinner "Parasite" gesehen, und da gibt es ein Zitat des Hauptdarstellers: "Der beste Plan ist es, keinen Plan zu haben." Ich finde, das gilt auch für das Nachtleben. Die besten Nächte sind immer dann, wenn man sich nichts vornimmt und dann gemeinsam mit guten Leuten um sich herum die Magie erlebt, die eine solche Nacht entfachen kann.

teleschau: Können Sie wegen Ihrer Berühmtheit überhaupt noch ganz normal feiern gehen?

M'Barek: Das war total easy. Wenn man mit den richtigen Leuten am richtigen Ort landet, ist das auch völlig egal. Dann geht es nicht darum, wer du bist oder ob du bekannt bist, sondern ob du Bock auf die Party hast. Natürlich hat Palina und mich der ein oder andere erkannt, aber keiner hat nach einem Foto gefragt, und niemand wurde aufdringlich. Alle haben mit uns getanzt, und das war toll. Wir sind ja auch Menschen wie jeder andere, nur dass wir einen anderen Bekanntheitsgrad haben. Das hält mich aber nicht davon ab, feiern zu gehen.

"Ich vermisse es, U-Bahn zu fahren"

teleschau: Gibt es trotzdem Momente, in denen Sie sich wünschen, nicht berühmt zu sein?

M'Barek: Ja, oft. Wer mich kennt, weiß, dass ich es gar nicht so toll finde, im Mittelpunkt zu stehen, und dem gerne entgehe. Ich finde es immer am schönsten, wenn man nicht erkannt wird und einfach auf einer Parkbank sitzen oder unbeobachtet durch Fußgängerzonen schlendern kann. Das ist in Deutschland nur noch selten möglich, was aber kein Drama ist. Ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser Job mir so viele Vorteile bringt und ich so viele tolle Filme machen darf. Aber klar, kein Mensch möchte ständig erkannt werden und unter Beobachtung stehen, und es gibt Momente, in denen man sich mehr Privatheit wünscht.

teleschau: Was vermissen Sie am meisten am "zivilen" Leben?

M'Barek: Das sind eigentlich die profansten Sachen. Ich vermisse es zum Beispiel tatsächlich, U-Bahn zu fahren, das ist eigentlich gar nicht mehr möglich. Auch einfach mal an der Isar auf einer Parkbank zu hocken und in Gedanken zu schwelgen, ist selten drin. Oder einfach im Restaurant zu sitzen. Aber das klingt alles so nach Beschwerde, was ich aber gar nicht so verstanden wissen will. Ich bin dankbar für meinen Job, und da gehört das einfach dazu.

teleschau: Sie haben das Nachtleben während Ihrer Zeit als Besitzer einer Bar in München auch von der anderen Seite kennengelernt. Inwiefern hat diese Zeit Ihren Blick auf das Nachtleben verändert?

M'Barek: Eigentlich gar nicht. Als ich die Bar gemeinsam mit zwei Freunden eröffnet habe, ging es eher darum, etwas Neues zu schaffen. Wir haben damals ein altes Perlengeschäft renoviert, das war der größte Spaß daran. Als der Laden dann erst mal stand, habe ich wenig bis gar nichts mehr damit zu tun gehabt. Deshalb hat sich mein Blick aufs Nachtleben dadurch nicht verändert. Aber ich hatte seit jeher schon Bezug zum Nachtleben und bin schon als Jugendlicher gerne feiern gegangen. Damals kam ich noch nicht in jeden Club. Da ging es mir wie jedem anderen, dass man vor der Tür stand und hoffte, irgendwie reinzukommen. Ganz früher habe ich sogar die Schulausweise gefälscht, um am Türsteher vorbeizukommen. Das war immer eine Zitterpartie.

"Das Nachtleben ist so eine Art Geheimkodex"

teleschau: Was war Ihr verrücktestes Erlebnis im Nachtleben?

M'Barek: Das ist schwierig auf einen Punkt zu bringen, weil ich schon so viele verrückte Sachen im Nachtleben erlebt habe. Aber ich glaube, darum geht es auch: Dass man Dinge erlebt, die man im Nachhinein vergisst oder verdrängt. Im Nachtleben ist alles möglich, und ich finde es auch wichtig, dass man Vieles gar nicht so nach außen trägt - gerade das, was man mit Freunden erlebt. Das ist ein Gemeinschaftsgefühl, über das man mit anderen Leuten nicht spricht, so eine Art Geheimkodex.

teleschau: Neben dem Nachtleben ist ein Hauptmotiv des Films ein völlig verrücktes Date. Hatten auch Sie schon einmal eine Verabredung, die völlig aus dem Ruder lief?

M'Barek: Definitiv nicht so wie im Film. Ich finde die Idee sehr witzig, dass jemand ein Date hat, und die halbe Unterwelt ist hinter einem her, ohne dass es der Datepartner mitbekommen darf. Natürlich habe ich auch schon Dates erlebt, wo man lieber woanders wäre. Aber das muss man dann durchziehen, und ich denke, das geht jedem so.

teleschau: Was gehört für Sie zu einem gelungenen Date dazu?

M'Barek: Empathie und Sympathie, dass man jemanden vor sich hat und sich genau das bewahrheitet, was man sich vorgestellt hat. Meistens hat man die Person ja schon vorher kennengelernt oder gesehen, und man hofft einfach, dass sich diese Erwartung und die Wünsche erfüllen, die man an die Person hat. Wenn das passiert und sich dieses Glücksgefühl einstellt, dass die Person genauso interessant, toll und schön ist, wie man sie sich vorgestellt hat und sie einen auch noch mag, dann ist das Date gelungen. Das kann enorme Euphorie auslösen.

teleschau: Wie lief Ihr allererstes Date ab?

M'Barek: Ich war in der siebten Klasse mit einem Mädchen bei "Independence Day" im Kino. Ich habe die ganze Zeit versucht, ihre Hand zu halten, habe mich aber nicht getraut. Irgendwann lief dann der Abspann, und ich wusste, es ist zu spät. Wir sind aus dem Kino raus, und wenig später kam sie mit jemandem aus der 13. Klasse zusammen. Das habe ich verkackt.

teleschau: Mit Palina Rojinski sind Sie schon lange befreundet. Ist Ihnen die Kussszene im Film dadurch leichter oder schwerer gefallen?

M'Barek: Auf jeden Fall leichter. Generell sind Kussszenen immer eine Herausforderung. Man kann zwar unter dem Deckmantel der Rolle viel behaupten, aber letztlich ist es doch eine fremde Person, der man so nahekommt. Mit jemanden wie Palina, die ich acht Jahre kenne, ist es natürlich viel einfacher, sich nah zu sein. Es ist zwar trotzdem strange, aber man kann es mit Humor nehmen. Eine Person wie Palina Rojinski macht es einem da sehr einfach, zudem wir schon bei "Willkommen bei den Hartmanns" knutschten. Palina küsse ich immer wieder gerne.

"Auf Dauer sehnt sich jeder nach Familie"

teleschau: Mit Frederick Lau verbindet Sie ebenfalls eine jahrelange Freundschaft. Wie wertvoll ist eine solche Freundschaft im schnelllebigen Filmgeschäft?

M'Barek: Das Geschäft ist gar nicht so schnelllebig, wie man denkt. Gerade in der deutschen Filmbranche, die recht überschaubar ist, behält man viele Leute bei sich, die man über die Jahre kennenlernt. Ich habe sehr viele Kollegen, die ich als Freunde schätze. Ich finde es schön, wenn man sich so viele Jahre begleitet - gerade bei Freddy. Wenn ich überlege, wie wir damals angefangen haben... Da war Freddy noch 17 Jahre alt und ich 25. Damals standen wir beide am Anfang unserer Karriere. Heute ist er Familienvater und macht einen Film nach dem anderen. Letztes Jahr haben wir auch zweimal zusammen gedreht. Hätte uns das damals jemand gesagt, als ich bei ihm in der Schöneberger Wohnung auf der Couch gepennt habe, hätte ich das nicht geglaubt.

teleschau: Im Film ist die Rollenverteilung relativ klar: Frederick Lau ist der verplante Chaot Renzo, während Sie als Milo den erwachseneren Part einnehmen und auf Renzo aufpassen. Erkennen Sie Parallelen zu Ihrer Freundschaft im wahren Leben?

M'Barek: Nein, das sind einfach Rollen, die im Drehbuch stehen. Freddy ist ein sehr verantwortungsvoller Familienvater, der seinen Beruf sehr ernst nimmt. Das Gleiche gilt für mich. Wir sind beide erwachsen geworden, und ich kann nur sagen: Ich schätze ihn sehr als Kollegen und Freund. Umso mehr freut es mich, dass wir diesen Fall machen durften, auch gemeinsam mit Palina.

teleschau: Ihre Rolle Milo wünscht sich in "Nightlife" statt des Nachtlebens Familie, Kinder und Fahrradausflüge. Können Sie diesen Wunsch nachfühlen?

M'Barek: Ich glaube, das kann jeder total nachvollziehen. Jeder, der den Film sieht, wird verstehen, dass Milo sein Leben ändern will. Auf Dauer sehnt sich jeder nach Familie, Geborgenheit und einem Alltag, der nicht nur im Nachtleben stattfindet - so toll das auch sein kann.

teleschau: Letztes Jahr landeten Sie mit "Das perfekte Geheimnis" einen außergewöhnlichen Kinoerfolg. Was machte den Film so besonders?

M'Barek: Ich glaube, dass sich jeder mit diesem Thema Smartphone identifizieren kann und den Geheimnissen, die in Handys stecken. Keiner weiß so genau, was dieses Tagebuch in sich birgt oder was selbst die vertrauteste Person darin versteckt. Das macht den Reiz des Films aus. Es ist ein sehr universelles Thema, weshalb der Film auch in so vielen anderen Ländern gut funktioniert hat. Jeder hat ein Handy, und jeder hat Geheimnisse.

Von Julian Weinberger

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