Akira Kurosawa wurde vor 110 Jahren am 23. März geboren
Ein Wanderer zwischen Ost und West
"Das nächste Mal bringe ich Ihnen einen besseren Film mit", entschuldigte sich Akira Kurosawa, als er 1980 in Cannes für sein Samurai-Epos "Kagemusha" mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde. Distinguiert und betont bescheiden - der Filmemacher wirkte wie der Inbegriff des perfekten japanischen Gentleman. Und doch lag der viel bewunderte Meisterregisseur sein Leben lang mit seinem Heimatland im Clinch: Die Kostspieligkeit seiner Projekte verschreckte die Produzenten, die kompromisslosen Themen die Zuschauer. Wirkliche Triumphe feierte der Filmemacher nur im Westen und steht dort schon längst mit Größen wie John Ford oder Federico Fellini auf der gleichen Stufe. Am 23. März wäre Kurosawa 110 Jahre alt geworden.

Akira Kurosawa, der 1910 in Tokio als Sohn eines Armeeoffiziers und Nachkomme einer alten Samurai-Sippe geboren wurde, hat sich in seinem Werk mit der japanischen Vergangenheit und Gegenwart kritisch auseinandergesetzt. Sein Frühwerk, das Mittelalter-Drama "Rashomon", wurde 1951 als erster japanischer Film nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Filmfestspielen von Venedig einem westlichen Publikum vorgestellt und landete einen sensationellen Erfolg: "Rashomon" gewann den Großen Preis und öffnete dem japanischen Film den Weg in westliche Kinos. Der Film handelt von einem Mord und einer Vergewaltigung, erzählt seine Geschichte aber geschickt aus mehreren Perspektiven. Ein Kniff, der Generationen von Filmemachern beeinflussen sollte.

Es folgten weitere Kostümfilme, die teilweise skrupellos von amerikanischen Regisseuren kopiert wurden. So musste der 1954 gedrehte Streifen "Die Sieben Samurai" als Vorbild für den bekannten Western "Die glorreichen Sieben" herhalten, "Eine Handvoll Dollar" kupferte Sergio Leone Szene für Szene von Kurosawas "Yojimbo" ab und schuf so den Italo-Western.

Faszination für westliche Kultur

Doch auch die westliche Kultur hat ihren Platz in Kurosawas Werk. Die intensive Beschäftigung mit Shakespeare, Gorki und Dostojewski und die einfühlsame Verfilmung ihrer Stoffe ("Macbeth", "Nachtasyl", "Der Idiot") brachten ihm in Japan den Vorwurf ein, die eigenen Traditionen zu verraten. Unbequeme sozialkritische Filme über Korruption, Yellow-Press, Atomgefahr oder Bürokratismus im Kaiserstaat steigerten nicht gerade Kurosawas Beliebtheitsgrad bei seinen Landsleuten.

Nach 1970 wurde es erstmal still um das missachtete Genie. Zehn Jahre musste Kurosawa warten, bis sich endlich ein Finanzier für "Kagemusha" fand. Die Ablehnung in dieser Zeit und die Unmöglichkeit, seine Projekte zu verwirklichen, trieben ihn damals in einen Selbstmordversuch. Erst als die beiden amerikanischen Kurosawa-Verehrer Francis Ford Coppola und George Lucas 1980 durch ihre Fürsprache die Finanzierung von "Kagemusha" ermöglichten, ging es wieder bergauf. "Ran" (1984), "Träume" (1990) und "Rhapsodie im Herbst" (1991), der von amerikanischer Seite scharf kritisierte Film über den Atombombenabwurf auf Nagasaki, sowie der 1993 in Cannes vorgestellte Spielfilm "Madadayo" bewiesen, dass Kurosawa trotz seines hohen Alters immer noch für so manchen Sturm gut war.

Kurosawas letzter Film "Madadayo" erzählt die Lebensgeschichte eines alten Professors, der während des Zweiten Weltkrieges alles verliert, bis auf die Verehrung seiner Studenten. Der Titel des Films bezieht sich auf ein Ritual, das die Schüler jedes Jahr am Geburtstag des Lehrers vollzogen. Sie fragten ihn: "Meister, seid Ihr bereit, in die andere Welt hinüberzugehen?", und er antwortete stets "Madadayo! - Noch nicht bereit!" Am 6. September 1998 ging dann Kurosawa hinüber in die andere Welt. Nach einem Unfall war er querschnittsgelähmt, konnte keine Filme mehr drehen. Schließlich starb er an den Folgen eines Hirnschlags, ohne noch einmal hinter der Kamera gestanden zu sein.

Von Jasmin Herzog

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