Lena Klenke im Interview
"Ich glaube, wir können nie komplett vor etwas gewappnet sein"
Sie zählt zu den vielversprechendsten Nachwuchstalenten der deutschen Schauspiellandschaft: Lena Klenke dürfte den meisten durch ihre Rolle der Laura Schnabelstedt in dem Kino-Hit "Fack ju Göhte" von Bora Dagtekin bekannt sein. In dem Film "Mein wildes Herz - Alles auf Sieg" (Samstag, 30. Mai, 20.15 Uhr, ARD), welcher 2017 unter dem Titel "Rock My Heart - Mein wildes Herz" im Kino lief, spielt sie ihre erste Hauptrolle: Jana ist eine herzkranke Teenagerin, die sich heimlich zum Jockey ausbilden lässt. Im Interview erzählt die heute 24-Jährige von den Dreharbeiten und ihrer Beziehung zu Pferden. Außerdem spricht sie über ihre Rolle in der Sky-Serie "8 Tage" und verrät, warum sie aktuell oft an das dort geschilderte Weltuntergangsszenario denken muss. ZDFneo zeigt die Serie "8 Tage" am Freitag, 10. Juli, um 22.40 Uhr und Samstag, 11. Juli, um 22.35 Uhr erstmals im Free-TV.

teleschau: Wie haben Sie die letzten Wochen zu Hause erlebt?

Lena Klenke: Mein Problem ist: Ich kann schlecht stillsitzen! (lacht) Deswegen ist es mir am Anfang auch ein bisschen schwergefallen, nicht so eine Struktur zu haben. Wenn ich drehe, bin ich ja viel unterwegs. Gar nicht zu wissen, wann es wieder losgeht, das beunruhigt mich ein bisschen.

teleschau: Wie haben Sie sich dann mit der Situation arrangiert?

Klenke: Ich habe ziemlich schnell eine gute Routine für mich gefunden: Ich habe morgens immer gleich eine Runde Sport gemacht und mich dann eine Stunde an den Laptop gesetzt. Das war wichtig, und jetzt kann ich die Zeit mit mir selbst fast schon genießen (lacht). Ich gehe viel Laufen oder mache Yoga zu Hause.

teleschau: Reiten Sie denn auch noch wie in dem Film "Mein wildes Herz - Alles auf Sieg"?

Klenke: Leider nicht mehr, obwohl ich es sehr genossen habe! Nach dem Film habe ich mir vorgenommen, dass ich öfter Reiten gehen. Aber da ich in der Stadt wohne, war es schwierig, in eine Routine zu kommen. Trotzdem würde ich es gerne mal wieder machen. Denn es hat mir schon sehr viel Spaß gemacht!

"Ich versuche schon immer, hundert Prozent herauszuholen"

teleschau: Waren Sie als Kind ein echtes Pferdemädchen?

Klenke: Nein, nicht so richtig. Ich war zwar mal für ein paar Tage auf dem Reiterhof und habe Pferde auch gemocht, aber ich bin nie regelmäßig viel geritten oder war eine Pferdefanatikerin. Angst vor Tieren hatte ich glücklicherweise nie. Und das hat mir bei den Vorbereitungen auf jeden Fall viel geholfen.

teleschau: Also konnten Sie vor den Dreharbeiten schon reiten?

Klenke (lacht): Ich konnte mich draufsetzen und konnte Schritt und Trab. Aber gerade dieses Renngalopp ist etwas ganz anderes. Ich musste erst mal den besonderen Sitz beherrschen, und dann waren auch die Pferde meist ganz anders als gewohnt. Das war schon noch mal eine besondere Herausforderung!

teleschau: Auf jeden Fall beeindruckend, dass Sie innerhalb kürzester Zeit das Reiten gelernt haben.

Klenke: Wenn ich mir was vornehme, dann werde ich schon sehr ehrgeizig. Als ich die Rolle in "Mein wildes Herz - Alles auf Sieg" bekommen habe, habe ich mir selbst zum Ziel gesetzt, dass ich so viele Szenen wie möglich selber reite. Manches ging zwar aus Versicherungsgründen nicht, aber ich hatte schon den Anspruch, dass ich so viel wie möglich versuche, selber zu machen.

teleschau: Sind Sie ehrgeizig oder selbstkritisch?

Klenke: (lacht) Beides, würde ich sagen. Ich versuche schon immer, hundert Prozent herauszuholen und zufrieden zu sein. Gerade wenn es eine körperliche Rolle ist, ist das etwas ganz anderes. Ich habe gemerkt, dass mir die Rolle hilft, wenn ich sehr in sie reingehe und das spüre, was sie spürt. Pferde haben zudem eine große Kraft. Wenn ich auf einem Pferd sitze, spüre ich schon, dass das etwas mit mir macht. Deshalb wäre es etwas ganz anderes gewesen, wenn ich gesagt hätte: "Das kann eine Stuntfrau machen. Ich mach das nicht."

Was ihr an ihrer ersten Hauptrolle so gut gefallen hat

teleschau: Auf Instagram schreiben Sie, dass Sie sich in "Mein wildes Herz - Alles auf Sieg" zum ersten Mal gerne auf der großen Leinwand gesehen haben. Was hat Ihnen besonders gut gefallen?

Klenke: Zu dem damaligen Zeitpunkt war es das erste Mal, dass ich in einem Film eine Hauptrolle gespielt habe. Ich habe einfach gesehen, dass sich die Arbeit, die ich da reingesteckt habe, gelohnt hat - sowohl die Arbeit mit den Pferden als auch die Auseinandersetzung mit der Herzerkrankung meiner Figur. Irgendwie konnte ich zum ersten Mal genießen, mich zu sehen, weil ich wusste, dass ich sehr hart dafür gearbeitet habe und dass es sich gelohnt hat. Das war ein sehr schönes Gefühl, das ich vorher noch nicht so hatte.

teleschau: Haben Sie eine spezielle Schauspielausbildung erhalten?

Klenke: Nein, ich habe sehr früh angefangen zu drehen, mit zwölf, dreizehn Jahren. Damals habe ich mir einfach viel abgeguckt bei meinen tollen Kollegen. Außerdem war ich ein paarmal die Woche nachmittags in einer Schauspielschule. Eine klassische Ausbildung habe ich allerdings nie absolviert. Ich habe angefangen, Soziologie in Potsdam zu studieren, und habe das sehr gemocht. Aber zeitlich war das einfach nicht drin: Ich war wegen Dreharbeiten eh so selten zu Hause. Dann auch noch in der Freizeit an die Uni zu fahren, habe ich leider nicht hinbekommen.

"Ich lese sehr viel"

teleschau: Auf Instagram posten Sie immer wieder Buchempfehlungen. Was ist derzeit Ihr Lieblingsschmöker?

Klenke: Ich lese sehr viel, daher gibt es nicht ein Lieblingsbuch, aber es gibt eins, das ich immer wieder verschenke. Es heißt "Das größere Wunder" von Thomas Glavinic. Das mag ich sehr ich und habe es inzwischen schon dreimal gelesen. Sowohl vom Schreibstil als auch von der Geschichte. Es geht um den Protagonisten Jonas, der versucht, den Mount Everest zu besteigen. Während seiner Bergtour setzt er sich immer wieder mit seiner Vergangenheit auseinander, von seiner Kindheit bis zu seiner Beziehung. Da kommt quasi alles in ihm hoch während er versucht, den Berg zu besteigen. Als Leser fühlt man einfach so sehr mit ihm und kann das irgendwie alles nachvollziehen. Das berührt mich.

teleschau: Schreiben Sie selbst denn auch?

Klenke: Ich schreibe sehr gerne, beziehungsweise versuche, für meine Rollen Texte und Biografien zu schreiben. Manchmal schreibe ich auch gerne kleinere Geschichten, aber an etwas Großes habe ich mich bislang nicht getraut.

teleschau: Also bleibt es in Zukunft weiterhin bei der Schauspielerei?

Klenke: Man weiß nie ...

So aktuell ist die Sky-Serie "8 Tage"

teleschau: Letztes Jahr spielten Sie eine der Hauptrollen in der Sky-Serie "8 Tage". Einige der darin behandelten Themen wie der Zusammenbruch der Gesellschaft scheinen momentan ja wieder an Aktualität zu gewinnen. Mussten Sie in den vergangenen Wochen öfters mal daran denken?

Klenke: Ja, tatsächlich. Ich erinnere mich noch daran, dass es beim Lesen des Drehbuchs, aber auch beim Dreh Situationen gab, in denen ich mir dachte: "Ach, das ist doch totaler Quatsch! Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es wirklich so ist." Und dann standen wir im März, als das mit den Corona-Maßnahmen alles losging, wirklich vor leeren Supermarktregalen und hörten von so komischen Leuten, die sich fünf Tiefkühltruhen kaufen und alles bunkern und hamstern. In der Serie hatten wir auch ein paar Prepper, die sich auf den Meteoriteneinschlag vorbereiteten.

teleschau: Was natürlich erst mal schräg klingt ...

Klenke: Oh ja, aber jetzt konnte ich es zum ersten Mal nachvollziehen, dass es tatsächlich Leute gibt, die so große Angst davor haben, nicht mehr versorgt werden zu können. Das waren irgendwie so absurde Situationen, die man sich vorher einfach nicht vorstellen konnte. Oder auch so komplett leere Straßen zu der Zeit, in der gefühlt gar keiner mehr rausgegangen ist. Das alles hat mich schon sehr an unsere Serie erinnert.

teleschau: Machen Sie sich Sorgen angesichts dieser aktuellen Situation?

Klenke: Ich finde schon, dass man sich Fragen stellt, die man sich vorher vielleicht nicht so gestellt hat, weil man Sachen als selbstverständlich angenommen hat. Da kommen schon so Fragen auf: Wie funktioniert das in Zukunft eigentlich alles? Wer überlebt das wirtschaftlich und wer nicht? Wie kann man eigentlich sicherstellen, dass man auf so etwas vorbereitet ist? Und wie kann man sich jetzt langsam wieder in die Gesellschaft integrieren, ohne sich einer Gefahr auszusetzen?

teleschau: Das heißt, Sie sehen die Gefahr einer auseinanderdriftenden Gesellschaft jetzt eher als noch vor ein paar Monaten?

Klenke: Es ist auf jeden Fall greifbarer geworden, weil wir es in gewisser Weise auch miterlebt haben. Trotzdem glaube ich, dass es immer mal wieder passieren kann, dass wir nie komplett vor etwas gewappnet sein können. Wir müssen einfach schauen, dass wir nicht egoistisch bei uns bleiben, sondern versuchen, alle miteinzubeziehen und aneinander zu denken. Es gibt ja auch eine große Solidarität in der Corona-Krise, die die Gesellschaft enger zusammenfügt. Das darf man nicht unterschlagen.

Wird es eine zweite Staffel von "8 Tage" geben?

teleschau: Wie stehen denn die Chancen für eine zweite Staffel "8 Tage"?

Klenke: Ich weiß, dass darüber gesprochen wurde, dass man an einer zweiten Staffel schreibt. Ich weiß aber auch nicht, inwiefern das, was jetzt passiert ist, die Autoren vielleicht noch mal zu etwas anderem beeinflusst hat. Aber mein letzter Stand war, dass sie an einer zweiten Staffel schreiben.

teleschau: Und Sie wären wieder mit dabei?

Klenke: Ich hoffe doch! Ich fand das ganze Setting sehr besonders. Und dann hatte ich auch tolle Kollegen. Und es war teilweise echt aufregend: Zum Beispiel in unseren Fluchtszenen. Es war immer was los. Da gab es verschiedene Stränge. Es war irgendwie nichts Alltägliches.

Über "Fack ju Göhte" und ihre bisherigen Rollen

teleschau: Was war rückblickend auf Ihre bisherige Karriere die Rolle, die Ihnen am meisten Spaß gemacht hat?

Klenke: Ich glaube, bei jedem Projekt fällt mir etwas ein, das mir am meisten Spaß gemacht hat. Ich freue mich natürlich immer, wenn ich in der Rolle vor Herausforderungen stehe, wenn ich neue Sachen lernen muss und irgendwas ausprobieren kann. Aber das kann ganz unterschiedlich sein: Bei "Mein wildes Herz - Alles auf Sieg" war natürlich das Reiten ganz toll, bei "Babylon Berlin" hatte ich eine kleine Rolle, für die ich ein Rudertraining absolvieren musste. Auch das hat mir Spaß gemacht. Bei "8 Tage" waren es die Fluchtszenen, die wir ganz intensiv vorbereitet haben. Ich liebe es, dass ich immer wieder ganz neue Sachen ausprobieren kann.

teleschau: Gehört "Fack ju Göhte" auch zu Ihren Lieblingsfilmen?

Klenke: (lacht) Ja, das hat natürlich auch immer großen Spaß gemacht, weil man, glaub ich, nirgendwo sonst, so viel Quatsch machen kann und es auch noch belohnt wird. Das war schon auch ein Highlight.

teleschau: Aber es ist sicher auch eine besondere Herausforderung, in so einem abgedrehten Setting mitzuspielen ...

Klenke: Natürlich ist so etwas auch beim Drehen schon ein großer Spaß. Vor allem weil wir damals so viele am Set waren! Da lerne ich dann auch wieder von den anderen mit.

teleschau: Haben Sie noch Kontakt zu den ehemaligen Kollegen?

Klenke: Ja! Wir haben ja über so eine lange Zeit gedreht: Beim ersten Teil war ich selbst erst 17 oder gerade 18 Jahre alt. Der zweite war dann zwei Jahre später, und dann sind wir vor drei Jahren nochmals alle zusammengekommen. Da bleibt man dann schon immer wieder in Kontakt.

Ein Blick in die Zukunft

teleschau: Haben Sie einen Wunsch für Ihre berufliche Zukunft?

Klenke: Jetzt wünsche ich mir natürlich erst mal, dass wir überhaupt wieder drehen dürfen und dass die Projekte wieder losgehen. Das fehlt mir schon sehr: Die Zeit am Set und die Drehtage ... Und dann freue ich mich natürlich auf erwachsenere Rollen. Ich habe ja das Glück, dass ich noch jünger aussehe, aber trotzdem freue ich mich, wenn ich auch etwas anderes spielen darf.

Von Elisa Eberle

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