Josh Hutcherson im Interview
"Ich bin froh, dass die Homo-Ehe nun in den gesamten USA legal ist"
In der oft überdrehten Glitzer-Welt Hollywoods gilt Josh Hutcherson als auf dem Boden geblieben. Er ist jemand, der sich von all dem Glamour nicht blenden lässt. Vielleicht, weil er das Filmgeschäft von klein auf kennt. Der 27-Jährige Amerikaner stand bereits mit vier Jahren für Werbespots vor der Kamera, mit zehn gab er sein Filmdebüt. Der ganz große Wurf gelang ihm 2012: Die Literaturverfilmung "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" sowie die drei Nachfolger machten ihn in der Rolle des Peeta Mellarck zum Teenie-Star und zu einem der gehyptesten Jungschauspieler Hollywoods. Für ein Musik-Video von Foster the People nahm er 2018 bereits auf dem Regie-Stuhl Platz, außerdem war er bereits mehrfach als Produzent aktiv. So auch für seine parodistische Science-Fiction-Serie "Future Man", deren dritte und letzte Staffel aktuell auf Amazon Prime Video abrufbar ist. In seiner Hauptrolle als Josh Futterman - Analogien zu seinem realen Namen sowie zum Titel der Serie ausdrücklich nicht zufällig - reist er gemeinsam mit den Hauptfiguren seines Lieblings-Computerspiels durch die Zeit. Abseits der Arbeit setzt sich Hutcherson als Fürsprecher der "Straight But Not Narrow"-Kampagne für die LGBTQ-Community ein. Im Interview spricht Josh Hutcherson über dieses Engagement, das Ende seines Herzensprojekts und die Bedeutung seiner Hunde in Zeiten der Kontaktbeschränkungen.

teleschau: Mr. Hutcherson, in Ihrer Serie "Future Man" dreht sich alles um das Zeitreisen. Wenn Sie zu einem besonderen Moment ihrer Schauspiel-Karriere zurückreisen könnten, welcher wäre das?

Josh Hutcherson: Das ist eine wirklich schwierige Frage, aber klar: Die Zeiten um "Die Tribute von Panem - Hunger Games" mit diesen Kollegen und dieser Crew waren ein unglaubliches Erlebnis. Wir haben auch in Berlin gedreht, und ich kann es nicht erwarten, dorthin zurückzukehren. Das sage ich nicht nur, weil ich mit einem deutschen Medium spreche (lacht). Ich liebe Berlin. Es wäre großartig, zu dieser Zeit mit all diesen Leuten wieder dort zu sein. Es war wirklich fantastisch.

teleschau: Was hat Ihnen an Berlin am besten gefallen?

Hutcherson: Ich würde sagen der Lebensstil. Ich habe es geliebt, in den Tiergarten-Park zu gehen, und mit dem Fahrrad herumzufahren. Berlin ist sehr Fahrrad-freundlich. Die Stadt vermittelt ein entspanntes Gefühl, und dieses habe ich sehr, sehr genossen.

teleschau: Ihre Figur in "Future Man" ist ein großer Fan von Videospielen. Nehmen Sie, insbesondere in Corona-Zeiten, selbst gern den Controller in die Hand?

Hutcherson: Ich denke, man kann meinen Charakter in "Future Man" schon als Pro-Gamer bezeichnen. Ich habe hingegen nur eine PlayStation und einen Fernseher - das war's. Da bin ich definitiv weniger professionell (lacht). Aber ich spiele viel online, beispielsweise die Ego-Shooter "Overwatch" oder "Call of Duty". Außerdem liebe ich Games mit komplizierterer Story wie "Red Dead Redemption" oder "Borderlands". Diese Art Computer-Spiel macht mir wirklich viel Spaß.

"Ich habe den Super Nintendo geliebt"

teleschau: Was waren denn in Ihrer Kindheit Ihre Lieblings-Computerspiele?

Hutcherson: Als ich zehn Jahre alt war, habe ich mit meinen Freunden immer viel "Mario Party" gespielt. Ich habe den Super Nintendo geliebt. Alle Klassiker von "Super Mario Brothers" bis "Zelda" haben mir wahnsinnig gut gefallen.

teleschau: Die dritte Staffel "Future Man" ist die letzte. Sind Sie traurig, wenn so ein Projekt zu Ende geht?

Hutcherson: Alle diese Projekte, die man über mehrere Jahre umsetzt, werden ein Teil der Persönlichkeit. Die Beteiligten werden wirklich zu einer kleinen Familie. Irgendwann kommt dann das Ende, und klar, das ist immer traurig. Ich werde den Cast wie immer genauso vermissen wie die Leute hinter der Kamera. Aber wir wussten von vornherein, dass drei Staffeln die perfekte Länge für die Serie ist, die wir machen wollten. So ließ sich die Geschichte einfach am besten erzählen. Es war also von Beginn an klar, dass diese Zusammenarbeit begrenzt ist.

teleschau: Streben Sie in Zukunft wieder vermehrt Filmrollen an, oder hat Ihnen die langfristige Arbeit mit einer TV-Serienrolle besser gefallen?

Hutcherson: In beiden Medien arbeiten fantastische Leute. Im Fernsehen gibt es so viele gute Sachen. Anfang des Jahres habe ich für eine Showtime-Serie einen Piloten gedreht. Es geht um Familie, Drama und Comedy und hat mir wirklich gut gefallen. Es wäre schön, wenn etwas daraus wird. Aber nichtsdestotrotz möchte ich weiter sowohl in Filmen, als auch in Serien mitspielen.

"Es besteht immer Bedarf an noch mehr Aufmerksamkeit"

teleschau: Sie engagieren sich leidenschaftlich für die LGBTQ-Community. Wie bewerten Sie die Fortschritte der Bewegung in den vergangenen zehn Jahren?

Hutcherson: Aus meiner Sicht ist die Bewegung in der letzten Dekade enorm gewachsen, und wir haben sehr viele Erfolge für die LGBTQ-Bewegung feiern dürfen. Es gibt aber nach wie vor Regionen in den USA, sowie in der gesamten Welt, in denen die Menschen weniger offen für Homosexualität und Bisexualität sind. Es ist unser Job, diese Leute entsprechend zu bilden. Ihnen zu verdeutlichen, dass wir alle menschliche Wesen mit Würde sind, die Respekt verdienen.

teleschau: Das klingt doch nach einem Fortschritt.

Hutcherson: Absolut. Klar ist aber auch: Es liegt noch ein langer Weg vor uns. Es gibt noch sehr viele unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema. Dennoch bin ich froh, dass die Homo-Ehe nun in den ganzen USA legal ist. Trotz dieses Fortschritts, gibt es noch eine Menge zu tun. Dies gilt aber nicht nur für die LGBTQ-Bewegung, sondern für alle sozialen Bewegungen.

teleschau: Und wie ist es diesbezüglich um die Offenheit in Hollywood bestellt?

Hutcherson: Ich denke schon, dass sich auch hier etwas geändert hat. Dennoch hält Hollywood immer noch den Negativ-Rekord darin, homosexuelle Figuren mit heterosexuellen Schauspielern zu besetzen. Nun wird sich aber zunehmend dafür stark gemacht, dass homosexuelle Charaktere auch von Homosexuellen gespielt werden. Das ist zwar großartig, aber es gibt ganz sicher noch sehr viel Arbeit in diesem Bereich zu erledigen.

teleschau: Wünschen Sie sich in der Problematik mehr Unterstützung durch Ihre Schauspiel-Kollegen?

Hutcherson: Ich glaube, dass vielen Kollegen die Relevanz dieses Themas durchaus bewusst ist, und sie dazu auch Stellung beziehen. Dennoch ist logisch: Je mehr Leute du hinter einer Idee vereinen kannst, desto erfolgreicher wird sie sein. Dies gilt auch für das Kämpfen für Gleichheit und Gerechtigkeit für alle. Dementsprechend besteht immer Bedarf an noch mehr Aufmerksamkeit für die Thematik und noch mehr Unterstützung.

"Die Spaziergänge mit meinen Hunden haben geholfen, nicht den Verstand zu verlieren"

teleschau: Vergangenes Jahr haben Sie die Synchronisation in der Netflix-Anime-Serie "Ultraman" übernommen. Sind Sie ein Fan der Manga- und Anime-Kultur?

Hutcherson: Als ich klein war, habe ich die amerikanische Version von "Das wandelnde Schloss" geliebt. Ich finde die Manga-Welt, die Welt japanischer Animationen, wirklich unglaublich spannend. Aber eigentlich kenne ich mich mit dem Thema gar nicht so sehr aus.

teleschau: Arbeiten Sie gerade an neuen Projekten? Was würde Sie interessieren?

Hutcherson: Aktuell sind es natürlich seltsame Zeiten, aber ich bin an vielem interessiert. und liebe es einfach, Teil eines kreativen Prozesses zu sein. Ich mag die Idee, gemeinsam etwas zu erschaffen. Vielleicht arbeite ich mehr hinter der Kamera, und führe Regie. Hauptsache, am Set sein und das Teamwork erleben.

teleschau: Wie gingen Sie bisher mit der Corona-Situation um? Haben Sie die Zeit genutzt, um neue Ideen zu sammeln?

Hutcherson: Man denkt ja immer, in der Quarantäne hätte man alle Zeit der Welt, um zu schreiben und kreativ zu sein, aber es ist wirklich schwer für mich, mich dahingehend zu motivieren. Ich habe festgestellt, dass generell das öffentliche Leben, und mit meinen Freunden zusammen zu sein, einen großen Einfluss auf mich hat. Das macht einen Teil meiner Kreativität aus. Aber ich versuche, in dieser Zeit vernünftig zu sein, und mir nicht selbst zu viel Druck zu machen.

teleschau: Und wie funktioniert das?

Hutcherson: An manchen Tagen wacht man auf und macht sich Sorgen um die Welt, und was wohl noch passieren wird. An anderen Tagen wiederum ist man einfach froh herumzuliegen und an diesem Tag einfach mal nichts zu tun. Meiner Meinung nach ist das okay. Aber ich glaube dennoch, körperliche Bewegung war extrem wichtig. Ich habe zwei Hunde, und lange Spaziergänge in der Nachbarschaft zu unternehmen, hat sehr geholfen, in dieser Zeit nicht den Verstand zu verlieren.

Von Christopher Schmitt

Impressum

Das Kinomodul der teleschau verbindet hochwertige Kritiken, Interviews, News und Trailer mit regionalen Kinodaten.

Die technische und inhaltliche Pflege übernimmt teleschau für Sie. Wir freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme:

teleschau - der mediendienst GmbH
Landsberger Straße 336
D-80687 München
Tel.: +49/89/143419-0
marketing@teleschau.de
Web: http://www.teleschau.de
Impressum: Impressum