"Wege des Lebens - The Roads Not Taken"
Filmbewertung: akzeptabel
Starttermin: 13.08.2020
Regisseur: Sally Potter
Schauspieler: Javier Bardem, Elle Fanning, Salma Hayek
Entstehungszeitraum: 2019
Land: GB/USA
Freigabealter: 0
Verleih: Universal Pictures
Laufzeit: 86 Min.
Javier Bardem im Interview
"Ich bringe niemanden gerne zum Weinen"
In ein Interview mit Javier Bardem, und sei es wegen des dichtgedrängten Zeitplans der Berlinale noch so kurz, geht man mit einer gehörigen Portion Respekt. Das hat bedingt auch etwas damit zu tun, dass der 1969 geborene Spanier in "No Country For Old Man" (2007) derart überzeugend einen psychopathischen Mörder mit aberwitziger Prinz-Eisenherz-Frisur spielte, dass man ihn lieber nicht verärgert. Vielmehr aber noch mit der Größe seiner anderen Rollen: Bardem ist durch Filme wie "Before Night Falls" (2000), "Das Meer in mir" (2005) und "Biutiful" (2010) zu einer Art philosophischer Instanz unter den Schauspielern geworden. Man hat das Gefühl, der Ehemann von Penélope Cruz kennt die Antworten auf die großen Fragen des Lebens und hält damit mit in Zärtlichkeit verpackter Härte nicht hinterm Berg: Kaum jemand schafft es so gut wie Bardem, dass im Kino die Tränen fließen. Das Demenzdrama "Wege des Lebens - The Roads Not Taken" (Kinostart: 13. August) beweist das einmal mehr.

teleschau: Ihr neuer Film ist mal wieder eine emotionale Herausforderung: Bringen Sie das Publikum gerne zu Weinen?

Javier Bardem: (lacht) Absolut nicht. Ich bringe überhaupt niemanden gerne zum Weinen. Okay, im Kino muss ich das manchmal, vor allem wenn ich in einem Drama mitspiele, das so sehr an die Substanz geht wie "The Roads Not Taken". Bei der Vorführung wurde wirklich ganz schön viel geschluchzt.

teleschau: Das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen.

Bardem: Ja, offenbar war das Publikum berührt von dem, was es sah. Wenn die Menschen in solchen Fällen weinen, dann habe ich alles richtig gemacht.

teleschau: "The Roads Not Taken" ist ein ziemlich persönlicher Film über Demenz. Wie hat Sally Potter Sie denn überzeugt, mitzuspielen?

Bardem: Da gab es eine ganze Reihe von Aspekten. Am meisten reizte mich die Herausforderung, mich an einen Ort zu wagen, der absolut nicht sicher ist. Meine Figur verliert auf der Reise in seine Vergangenheit immer mehr von sich selbst. Das ist ziemlich unbehaglich und ungemütlich, aber für mich als Schauspieler natürlich auch reizvoll.

teleschau: Und das auch noch ohne Sprache: Leo bekommt aufgrund seiner Krankheit kaum noch ein verständliches Wort über die Lippen.

Bardem: Das ist ein wichtiger Aspekt der Figur, weil es ein sehr spezifisches Symptom der frontotemporalen Demenz (Pick-Krankheit, d. Red.) ist, die übrigens auch relativ junge Menschen ab einem Alter von 35 Jahren betreffen kann. Die Erkrankten neigen dazu, nur noch ein paar Wortfetzen zu wiederholen, die sie aufschnappen.

"Salma ist eine Naturgewalt"

teleschau: Regisseurin Sally Potter erzählt in "The Roads Not Taken" eine sehr persönliche Geschichte: Ihr Bruder litt an dieser Krankheit. Wie gingen Sie mit dieser Verantwortung um?

Bardem: Vor allem habe ich ihr sehr viel zugehört und mich von Sally Potter sozusagen an die Hand nehmen lassen. Ich hatte außergewöhnlichen Respekt davor, dass ich in dieser Hommage an ihren Bruder die Hauptrolle spielen durfte.

teleschau: Ihre Figur Leo hat eine bewegte Vergangenheit und trauert vermeintlich falschen Entscheidungen hinterher: Inwiefern hat sich Ihr eigener Blick auf das Leben durch den Film verändert?

Bardem: Generell versuche ich, so etwas gar nicht an mich heranzulassen. Ich mache einfach meinen Job, und wenn Feierabend ist, ist Feierabend. Aber natürlich mache ich mir Gedanken, weil sich insbesondere die Geschichte Leos ziemlich gut in das echte Leben übersetzen lässt. Ich spüre eine große Dankbarkeit, dass ich in der Lage bin, die Welt um mich herum und mich in ihr bewusst wahrzunehmen.

teleschau: Sie haben ziemliche viele Szenen mit Salma Hayek gedreht: Wie war es denn, mit der besten Freundin Ihrer Frau Penélope Cruz zu arbeiten?

Bardem: Witzigerweise hatte ich vorher noch nie mit ihr zusammengearbeitet. Natürlich wusste ich schon, dass sie eine Naturgewalt ist und sehr, sehr lustig. Dass ich Salma so gut kannte, half uns bei der Arbeit am Film. Wir mussten keine Zeit damit verschwenden, eine Beziehung aufzubauen. Es ist herrlich, mit jemanden zu arbeiten, mit dem man sich blind versteht.

Von Andreas Fischer

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