Martin Sheen wird 80
Scharfsinnig durchs Leben
Wie ein fieser Polizei-Cop sieht Martin Sheen wahrhaftig nicht aus. Auch nicht wie ein kampferprobter Marine. Eher schon wie ein netter Großvater, der seine Enkelkinder auf den Schoß nimmt und ihnen die amerikanische Geschichte erklärt. Letzteres kann er besonders gut, denn seit Jahren engagiert und interessiert sich der Schauspieler für Politik. Anhand der vielen Interviews, die er bisher zum Thema gab, könnte man fast meinen, er wäre der Politik mehr verfallen als der Schauspielerei. Aber das stimmt so natürlich nicht. Sheen zählt zu den einflussreichsten Stars in Hollywood. Und auch wenn er am 3. August 80 Jahre alt wird, denkt er noch lange nicht ans Aufhören.

Die Schauspielerei ist bei Martin Sheen eine Herzensangelegenheit, aber mitunter gab er sich wohl schon zu engagiert seiner Passion hin. Als er im März 1976 für Francis Ford Coppolas Antikriegsfilm "Apocalypse Now" vor der Kamera stand, bangte er um sein Leben. Kurz vor Abschluss der Produktion erlitt er einen Herzinfarkt. "Damals sah ich plötzlich ganz klar, dass ich noch nie gelebt hatte. Aber ich wollte leben", erinnerte sich Sheen später an diesen Tiefpunkt.

Die Schauspielerei schwirrte Ramon Estévez, so heißt Martin Sheen mit bürgerlichem Namen, schon immer im Kopf herum. Seine Eltern hingegen hatten für die Kunst nicht viel übrig. Der Sohn eines Spaniers und einer Irin wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Ohio auf. Da schien der Traum, eines Tages auf der Bühne zu stehen, doch irgendwie märchenhaft: Mit ein paar Freunden gründete der damals 18-Jährige eine Theatergruppe, mietete in New York ein Loft an, um vor Produzenten und Regisseuren zu spielen. "Barbra Streisand war seinerzeit auch dabei. Ein kleines Mädchen aus Brooklyn", erinnerte sich Sheen.

Das Talent fiel auf, es folgte sein erstes Spielfilmdebüt in dem Großstadtdrama "The Incident". Danach gelang Sheen der Sprung in die hoch dotierte Hollywoodriege. Er spielte in Filmen wie "Badlands" (1973), "Gandhi" (1982), "Dead Zone" (1983), "Wall Street" (1988), "Danger Sign" (1994) und in Martin Scorseses Krimi-Thriller "Departed - Unter Feinden" (2006). Während seine Karriere auf Hochtouren lief, widmete sich der leidenschaftliche Golfspieler zwischenzeitlich auch seinem Privatleben. 1960 heiratete er die Irin Janet Sheen. Zwei Jahre später freute sich das Paar über Familienzuwachs: Emilio wurde geboren, danach Ramon, Carlos und Renée.

Der bessere Präsident

Seinen Kindern vererbte der eigenwillige Darsteller mit den markanten Gesichtszügen die Liebe zur Schauspielerei. Carlos änderte für die Karriere seinen Vornamen in Charlie. Obwohl er sich zwar mit Filmen wie "Platoon" (1986), "Wall Street" (1988) und als Darsteller in der US-Kultserie "Two And A Half Man" international einen Namen machte, geriet der Schauspieler in den letzten Jahren vor allem wegen seines turbulenten Privatlebens in die Schlagzeilen. Sein Bruder Emilio Estévez hingegen machte nur beruflich von sich reden, etwa in Filmen wie "The Outsiders" (1983) und "Men at Work" (1991). 2006 schrieb er das Drehbuch zum sensationellen Polit-Drama "Bobby" (2007), führte dabei auch Regie und gab seinem Vater eine Nebenrolle.

Politik - ein Thema, das Martin Sheen liegt. Präsident wollte er zwar nach eigenen Angaben nie werden, fürs Fernsehen aber schlüpfte er gerne in die Rolle. Von 1999 bis 2006 sorgte er in der mehrfach preisgekrönten Serie "The West Wing - Im Zentrum der Macht" als fiktiver US-Präsident Josiah "Jed" Bartlet für Zucht und Ordnung in Amerika. Privat huldigte ihn seine Heimat 1989, indem sie ihn zum Ehrenbürger von Malibu ernannte. Martin Sheen nahm an mehr als 50 Demonstrationen teil - und landete danach auch schon diverse Male im Gefängnis. "Langsam klingt das Klicken der Handschellen in meinen Ohren geradezu vertraut", witzelte der Schauspieler einst in einem Interview. Kein Wunder, dass sich Sheen auch gegen Donald Trump engagiert - dessen Politik sei "faschistisch", schimpfte der Schauspieler kurz nach dessen Vereidigung.

Als Ausgleich suchte sich der Familienmensch eine weniger nervenaufreibende Beschäftigung: 2007 begann er an der Uni von Galway (Irland) ein Studium im Fach Ozeanografie. "Ich werde wohl nie einen Abschluss schaffen, weil ich von Mathematik keine Ahnung habe, aber was soll's", gestand er in einem Interview. Jetzt, da er 80 Jahre alt wird, könnte er diesen Punkt doch noch mal überdenken. Doch Fehlanzeige: Sheen steht noch immer regelmäßig vor der Kamera, zuletzt in dem Sportdrama "12 Mighty Orphans", das voraussichtlich im kommenden Jahr in die Kinos kommt.

Von Jasmin Herzog

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