Antonio Banderas wird 60
Der Latin Lover, der sich immer wieder neu erfindet
Als Antonio Banderas im vergangenen Jahr in Cannes seinen neuen Film "Leid und Herrlichkeit" vorstellte, turnte er vor den Fotografen herum, so als wäre er 30 Jahre jünger. Banderas machte Grimassen, sprang auf einen Tisch und ging ganz auf in seiner Rolle als Star des Festivals. Ein paar Tage später verlieh ihm die Jury die Auszeichnung als bester Schauspieler. Fürs Grinsen in seinem Gesicht dürfte aber auch die Frau an seiner Seite gesorgt haben, die Banderas mit an die Croisette gebracht hatte: Nicole Kimpel, zwei Jahrzehnte jünger als Banderas, seit ein paar Jahren seine Liebe - und seine Lebensretterin.

Als Banderas Anfang 2017 einen Herzinfarkt erlitt, war sie es, die das Richtige tat. "Ich begann plötzlich einen leichten Schmerz in beiden Armen zu spüren", erzählte Banderas im vergangenen Jahr im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. "Ich habe mir noch nichts dabei gedacht. Dann fühlte ich mich unwohl, und kalter Schweiß brach aus. Ich ging zu Nicole und sagte: 'Ich glaube, ich bekomme gerade einen Herzinfarkt.' Sie hat mir erst einmal Aspirin gegeben, bis der Krankenwagen da war." Auch wenn er den Herzinfarkt gut überstanden hat: Das traumatische Ereignis hat Banderas, der am 10. August 60 Jahre alt wird, verändert. "Wenn man das so dicht erlebt hat, dann weiß man: Der Tod ist nah. Das relativiert vieles", so der Schauspieler.

"Leid und Herrlichkeit", jener Film, den Banderas vergangenes Jahr in Cannes präsentierte, war nicht nur einer der größten schauspielerischen Erfolge des 1960 in Málaga geborenen Spaniers. Es war auch eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit. Denn in dem Drama spielte Banderas das Alter Ego von Pedro Almodóvar, jenem Regisseur, der ihn einst für den Film entdeckte. "Ich war damals erst kurz in Madrid und spielte am Nationaltheater", erinnerte sich Banderas im teleschau-Interview zurück an die frühen 80er-Jahre. "Vor der Aufführung gingen wir Schauspieler noch einen Kaffee trinken im Café vor dem Theater. Da war ein Typ mit Aktentasche, sehr witzig, schlagfertig, schlau. Ich dachte: Wow, der Typ ist cool! Als er wieder ging, hielt er bei mir an und sagte: 'Du hast ein sehr romantisches Gesicht, du solltest Filmschauspieler werden.'"

"Du spürst immer noch eine Liebe, auch wenn die Beziehung vorbei ist"

Das Ergebnis dieser schicksalhaften Begegnung war der Film "Labyrinth der Leidenschaften" und der Beginn nicht nur von Almodóvars Karriere, sondern auch von Banderas' Eroberung der Kinowelt. Seinem Entdecker Almodóvar blieb Banderas ein Leben lang treu. Nicht aber dem kunstvollen spanischen Arthaus-Kino: Kaum hatte ihn Anfang der 90-er Hollywood entdeckt, spielte Banderas, der schnell als Inbegriff des "Latin Lovers" herhalten musste, so ziemlich jede Rolle, die nicht bei drei auf den Bäumen war.

In "Philadelphia" (1993) verkörperte er etwa den Anwalt und Geliebten von Tom Hanks, ein Jahr später einen untoten Blutsauger in "Interview mit einem Vampir". Im Action-Kracher "Assassins - Die Killer" (1995) war er an der Seite von Sylvester Stallone zu sehen, in "Die Maske des Zorro" (1998) übernahm er eine seiner ikonischsten Rollen, in einem Animationsfilm sprach er gar den "gestiefelten Kater" (2011). Wer will, kann Banderas also eine gewisse Beliebigkeit unterstellen. Tatsächlich aber zeigt es nur die große Bandbreite an Rollen, die der Schauspieler beherrscht. Dabei schafft er es sogar, in Filmflops wie dem unlängst von der Kritik zerrissenen Spektakel "Die fantastische Reise des Dr. Dolittle" (2020), eigene Akzente zu setzen und auch einer noch so kleinen Rolle etwas Größe zu verleihen.

Hollywood war auch der Ort, an dem Banderas vom Schauspieler zum Promi wurde. Nachdem er sich von seiner ersten Ehefrau scheiden ließ, heiratete er 1996 seine Kollegin Melanie Griffith, mit der er kurz zuvor die Komödie "Two Much - Eine Blondine zuviel" gedreht hatte. Im selben Jahr kam die gemeinsame Tochter Stella zur Welt. Auch wenn die Ehe seit fünf Jahren wieder geschieden ist: Griffith sei heute seine "beste Freundin, meine Familie", erklärte Banderas Anfang des Jahres in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen". "Wir essen zusammen zu Abend, wir hängen ständig am Telefon. In dieser Hinsicht gilt nicht alles oder nichts. Du spürst immer noch eine Liebe zu Menschen, auch wenn die Beziehung vorbei ist."

Angesichts von Banderas' erratischer Filmografie verwundert es nicht, dass er aktuell einen Film dreht, der denkbar weit entfernt ist von Almodóvar: "Uncharted" heißt das Projekt, für das Banderas zusammen mit Tom Holland vor der Kamera steht. Das Action-Abenteuer erzählt die Vorgeschichte eines Videospiels - Neuland für Banderas, der offenbar auch mit nun 60 Jahren nicht davor zurückschreckt, sich einmal mehr neu zu erfinden.

Von Sven Hauberg

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