Schauspieler Maximilian Brückner im Interview
"Es muss wehtun"
Alles hat ein Ende - manchmal schon nach kurzer Zeit. So wie die außergewöhnliche ZDF-Krimireihe "Schwarzach 23", die bereits mit der vierten Episode ihren Abschluss findet (Montag, 31. August, 20.15 Uhr). Im Mittelpunkt - und diesmal gar in einer Doppelrolle - steht mit Maximilian Brückner einer, der dem deutschen Film und Fernsehen regelmäßig etwas verleiht, an dem es hierzulande mangelt: bodenständige Coolness. Spätestens seit der Politik-Farce "Hindafing" gilt der gebürtige Münchner, der als "Tatort"-Kommissar Kappl (bis 2013) bekannt wurde, als einer der begnadetsten Schauspieler des Landes. Dank Projekten wie zuletzt "Arctic Circle" gelang es dem in Oberbayern lebenden 41-Jährigen auch, das einstige Image des Über-Bayern abzulegen. Im Interview verrät Brückner, wie er die Corona-Zeit im Mehrgenerationenhaus verbrachte, warum "Schwarzach 23" endet, was seine neue Serie "Oktoberfest 1900" so besonders macht und weshalb er tatsächlich kaum je auf der Wiesn war. Und: Was denkt er, der nicht nur einen Politiker spielte, sondern selbst bereits einmal als Gemeinderat in ein politisches Amt gewählt wurde, eigentlich über die Vorstellung eines bayerischen Kanzlers?

teleschau: Wie haben Sie die vergangenen kuriosen Monate verbracht?

Maximilian Brückner: Ich habe tatsächlich gedreht, den Film "Generation Beziehungsunfähig" mit Frederick Lau. Zwischendurch gab es aber natürlich eine Drehpause. Abgesehen davon hatte ich zu Hause immer viel zu tun. Wir haben eine kleine Landwirtschaft, da musste noch gebaut und umgezogen werden.

teleschau: Sie leben in einem Mehrgenerationenhaus ...

Brückner: Genau, und nebenher betreiben wir, ich nenne es immer Hobby-Landwirtschaft. Es gibt einen großen Hof und sehr viel Grün um uns herum. Viel hat sich für mich also nicht verändert - außer beim Einkaufen.

teleschau: Hat sich für Sie während der Pandemie bestätigt, dass dieses Lebensmodell für alle Vorteile bietet?

Brückner: Ich hatte immer das Gefühl, dass es gut und richtig ist, wenn mehrere Generationen miteinander leben und voneinander lernen. Dass die ganz Kleinen die ganz Alten mitbekommen.

teleschau: Konnten Sie mehr Zeit mit der Familie verbringen?

Brückner: Ja, wobei ich auch sonst längere Zeit am Stück da bin - abwechselnd mit längeren Drehphasen, in denen ich nicht zu Hause bin. Daher kannten wir das schon. Alles hat Vor- und Nachteile: Das Verlassen ist schwer, aber Zurückkehren ist etwas Schönes.

"Ich bin sehr zufrieden, wie alles ist"

teleschau: Sind Sie ein Mensch, der es schafft, in sich zu ruhen?

Brückner: Im Prinzip schon. Ich hatte aber auch wahnsinniges Glück. Natürlich würde man manchmal gern hier und dort etwas machen oder schielt darauf, was die anderen so drehen. Aber wenn alles im Grunde so bleibt, wie es gerade ist, dann freue ich mich sehr.

teleschau: Im neuen und letzten Teil der Reihe "Schwarzach 23" trifft Ihre Figur auf einen Doppelgänger. Würden Sie sich so einen manchmal wünschen?

Brückner: Nein. Ich bin sehr zufrieden, wie alles ist.

teleschau: War es eine Herausforderung, zwei Rollen zugleich zu spielen?

Brückner: Ja, vor allem wenn man wenig Zeit zur Verfügung hat. Ein Problem war, dass ich direkt nach der "Hindafing"-Abschlussfeier mit dem ersten Drehtag begann. Daher war die Vorbereitung ein wenig schwierig. Aber es hat Spaß gemacht und ist ein schöner Abschluss des Ganzen geworden. Für mich war aber auch von vornherein klar, dass dies das Ende sein wird.

teleschau: Weshalb?

Brückner: Man sollte eine bestimmte Welle nicht zu lange reiten. Sich nicht auf einer Idee ausruhen.

teleschau: Was hat "Schwarzach 23" aus Ihrer Sicht so besonders gemacht?

Brückner: Ich wollte immer, dass kein Klamauk daraus wird. Sondern dass es auch wehtut. Ich habe ein wenig Probleme mit Filmen, in denen ich jemandem eine reinhaue - aber dann war es gar nicht so gemeint. Es muss so gemeint sein, es muss wehtun. Ich bin kein Fan von Harmlos-Serien. Für mich ist auch eine Komödie erst dann eine Komödie, wenn es kein gegenseitiges Streicheln ist. Und das haben wir ganz gut hinbekommen.

teleschau: Das Seichte liegt Ihnen nicht so?

Brückner: Seicht ist immer gefährlich zu sagen (lacht). Es gibt eben verschiedene Arten von Comedy - wenn es dann flacher wird, würde ich das nie verteufeln. Aber dann muss es in dem Genre bleiben. Ich mag unterschiedlichste Sachen. Wenn man hingegen eigentlich nicht hinter dem steht, was man tut, wenn ein Film einen Schritt vor und zwei zurück macht, dann ist das schwierig.

teleschau: Konnten Sie im Laufe der Jahre ein Gespür für die guten Projekte erlangen?

Brückner: Ich glaube, dass ich dank "Hindafing" viel lernen konnte, weil wir viel gemeinsam am Buch und an den Figuren arbeiteten. Da bekommt man ein gewisses Gespür. Manchmal liegt man aber auch komplett daneben. Das hat allerdings sein Gutes, dass es die 100 Prozent nie gibt. Ein bisschen Wagnis muss immer dabei sein.

teleschau: Lernten Sie durch "Hindafing" auch die Serie lieben?

Brückner: Ja. Die Serie an sich hat sich allerdings auch komplett verändert. Vor zehn Jahren liefen die meisten noch im Vorabendprogramm. Ich will die gar nicht verteufeln, aber was in Serien eigentlich möglich ist, zeigten erst die letzten Jahre. Dass der Fantasie darin keine Grenzen gesetzt sind, dass man ganze Universen erschaffen kann. Vorher gab es auch gute Sachen - aber die Welt war noch nicht bereit dafür.

"Ich bin nie auf die Wiesn gegangen!"

teleschau: Suchen Sie inzwischen gezielt Serienprojekte - wie etwa in der ARD-Serie "Oktoberfest 1900", die im Herbst ausgestrahlt wird?

Brückner: Nein, es kommt auf die Rolle an. Und auch dort konnte ich meinen Part mitschreiben und verändern - bei mir passiert das eher aus dem Bauch heraus. So habe ich mir das zusammengebastelt. Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Es ist eine ganz andere Figur - so etwas habe ich noch nie gespielt. Die Serie ist ja im Grunde ein historischer Thriller mit wahnsinniger visueller Kraft.

teleschau: Passt diese Verknüpfung von Bayern und dem Wilden Westen für Sie?

Brückner: Klar, aber das muss man sich auch erst einmal trauen. Der Stil ähnelt dem der britischen Serie "Peaky Blinders", die zwar im viktorianischen England spielt, aber ebenfalls daran erinnert.

teleschau: Also sind Bayern und das Oktoberfest nur Schauplatz für ein größeres Thema?

Brückner: Das Bayerische ist zwar ein Aufhänger, aber erzählerisch geht es um mehr, da ist das Lokale eher Nebenprodukt. Es ist nicht jede Figur dauernd in Krachledernen unterwegs. So war es auch bei "Hindafing" - dort wurden Extreme beleuchtet, von denen in Deutschland noch nicht viel erzählt wurde. Dass das in Bayern spielte, war Zufall, es hätte genauso gut in Sachsen angesiedelt sein können. Wenn man etwas wirklich Bayerisch macht, dann muss das schon sitzen.

teleschau: Stört es Sie, wenn das Bayerische auf Sie projiziert wird?

Brückner: Ich glaube, dass viele mein Privatleben mit meinen Rollen verwechseln. Natürlich fängt man in einer bestimmten Richtung an, aber so ist es ja schon lang nicht mehr. Ich habe immer beide Seiten bedient. Trotzdem sind diese Zuschreibungen ja legitim - es gibt ja auch Schauspieler, die Ur-Berliner sind. Man sucht eben immer Regale, in die man die Leute reinstecken kann.

teleschau: Dennoch die Frage: Wie fühlt es sich für einen gebürtigen Münchner wie Sie an, dass das Oktoberfest in diesem Jahr wegen Corona ins Wasser fällt?

Brückner: Ich bin nie auf die Wiesn gegangen! Wenn, dann war ich einmal auf der Alten Wiesn, die es seit ein paar Jahren gibt. Das war eine Veranstaltung, und ich war eingeladen, das war auch total nett. Aber grundsätzlich sind mir diese Riesentempel zu viel. Das ist nicht so meins.

teleschau: Viele Münchner entfliehen ja auch der Stadt in dieser Zeit ...

Brückner: Das stimmt, doch letztlich sind es ja auch nur zwei Wochen. Wenn die Wiesn in diesem Jahr nicht stattfindet, werden das die Leute schon extrem zu spüren bekommen.

teleschau: Da Sie selbst auch schon einmal in ein politisches Amt gewählt wurden: Was könnte, ohne Namen zu nennen, ein bayerischer Kanzler in Deutschland besser machen?

Brückner: Der Einzige, der es kann, ist der Zischl. So viel sag ich dazu (lacht).

Von Maximilian Haase

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